Jansrud: "Kätzchen statt Tiger"

Jansrud of Norway celebrates after men's Alpine Skiing World Cup downhill race in Kitzbuehel
Jansrud of Norway celebrates after men's Alpine Skiing World Cup downhill race in Kitzbuehel REUTERS
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Kjetil Jansrud gewann die Abfahrt von Kitzbühel, das Jubiläum wurde geplagt von Nebel, Verschiebungen und einer Verkürzung. Gewonnen hat dennoch der beste Abfahrer.

Zum Jubiläum hätten sich die Kitzbüheler eigentlich Kaiserwetter verdient. Alles war bereit für das Abfahrtsspektakel des Jahres, die Streif präsentierte sich Tage lang von der schönsten Seite. Aber in der Nacht auf Samstag begann sich das Unheil schön langsam in ein unlösbares Problem auszuwachsen. Der Neuschnee spielte keine Rolle, damit haben die Pistenarbeiter hier Erfahrung. Aber in wichtigen Passagen der Streif begann sich der Nebel einzunisten. Die Rennjury unternahm alles, um den Klassiker zu retten. Aber so blieb bis zum Schluss die „Alte Schneise“ im Renntempo unfahrbar. Das Urteil: „Unmöglich.“ Keine Sicht, kein Klassiker. Keine echte Streif-Abfahrt.

Das Rennen begann dann um 13.45 Uhr. Gestartet wurde beim Seidalmsprung. Keine Mausefalle, die Streif schrumpfte zu einer besseren Sprintabfahrt. Mit einer Siegerzeit von nicht einmal einer Minute. Eine andere Abfahrt hätte man wohl abgesagt, in Kitzbühel aber steht mehr auf dem Spiel. „Aus dem Tiger wurde ein Kätzchen“, schrieb der Norweger Kjetil Jansrud vor dem Rennen. „Aber Sicherheit geht vor. Wird ein harter Kampf.“ Ein Kampf um Hundertstel.

Zum vermeintlich sportlichen Höhepunkt der 75. Hahnenkamm-Woche kamen an die 50.000 Skifans in die Gamsstadt. Zu sehen bekamen sie mit mehrstündiger Verspätung ein Rennen, das an sich nicht einmal den Kriterien des Internationalen Skiverband (FIS) entsprechen. Die verkürzte Abfahrt fand bei einem Höhenunterschied von 400 m statt, in Kitzbühel aber muss man offenbar öfters einmal ein Auge zudrücken. Dem Alkoholkonsum tat das freilich keinen Abbruch, aber auch das ist man aus dem „Monte Carlo des Skiweltcups“ gewöhnt. Und wüsste man es nicht besser, so müsste man glauben, der Jägermeister wird nur für die Hahnenkammrennen produziert.

Gewonnen hat dennoch der Beste Abfahrer in dieser Saison. Kjetil Jansrud ist heuer zum Seriensieger aufgestiegen, er hat auch beide Trainingsläufe auf der Streif dominiert. Der 29-Jährige aus Stavanger ist nun in die Fußstapfen eines Lasse Kjus getreten. Der Altmeister war der letzte Norweger, der in Kitzbühel gewinnen konnte. Als erster Gratulant stellte sich der rekonvaleszente Aksel Lund Svindal ein. Ihm selbst, der mit einem Spezialschuh bei der WM in Vail/Beaver Creek starten will, fehlt ein erfolgreicher Streifzug. Zu Jansrud meinte er: „Jetzt ist aber dann bald genug, du hast bald genug gewonnen . . .“

Kjetil Jansrud hat die kürzeste Hahnenkamm-Abfahrt aller Zeiten gewonnen, das Preisgeld aber wird dennoch in voller Höhe ausgezahlt. Und auch eine Gondel wird künftig seinen Namen tragen. „Kitzbühel-Sieger“, sagt er lachend, „das hört sich schon sehr gut an.“ Lieber hätte er den echten Klassiker gewonnen, aber man nimmt, was man bekommt. Schon in wenigen Jahren wird man sich nicht mehr daran erinnern, dass für den Sieg nur Kurzarbeit notwendig war.

Der Norweger, Olympiasieger von Sotschi 2014 im Super G, betonte, die ganz besonderen Herausforderungen den Streif vermisst zu haben. Und es war schwierig, die Anspannung vor dem Start hoch zu halten. „Aber du musst immer bereit sein“, sagt der Mann, der als Kind noch Langläufer war, später bis zu seinem 17. Lebensjahr von seinem Vater auf Alpinskiern trainiert wurde.
Die Entscheidung an diesem verschneiten Samstag wurde letztlich eine Frage von Hundertstel. Dominik Paris, Kraftpaket aus Meran, bereits Gewinner des Super-G-Rennens am Freitag, wies einen Rückstand von zwei Hundertstel auf. Ein Wimpernschlag. Viel hat also nicht gefehlt auf seinen nächsten Triumph, 2013 war er der große Abfahrtshero gewesen. „Ein bäriges Rennen“, sagt er. „So fährt man gerne zu einer WM.“ Als Dritter auf dem Podest der Franzose Guillermo Fayed.

Für die Österreicher erfüllte sich der Traum von einem Stockerlplatz nicht, bester ÖSV-Läufer wurde Georg Streitberger als Vierter. „Ich habe ein bisserl zurückgezogen, das war vielleicht entscheidend.“ Die Entscheidung, die Streif zu amputieren, sei jedenfalls richtig gewesen. „Und ein Highlight war's trotzdem.“ Chefvermarter Harti Weirather meint: „Besser so – als gar nicht.“

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