Zum Jubiläum drang Hirscher in neue Sphären vor

(c) APA/EPA/KARL-JOSEF HILDENBRAND
  • Drucken

Marcel Hirscher feierte in Garmisch seinen 30. Weltcupsieg, der Vorsprung betrug 3,28 Sekunden. Anna Fenninger gewann die Kombi in Bansko.

Garmisch/Bansko. Nach dem Dreifachsieg in der Abfahrt am Samstag wurde die rot-weiß-rote Skiparty in Garmisch-Partenkirchen am Sonntag prolongiert. Weltcup-Leader Marcel Hirscher feierte im Riesentorlauf in überlegener Manier mit einer Gesamtzeit von 2:43,23 Minuten und dem persönlichen Rekordvorsprung von 3,28 Sekunden einen Tag vor seinem 26. Geburtstag seinen bereits 30. Weltcupsieg und baute somit die Führung im Gesamtweltcup gegenüber Kjetil Jansrud (15.) auf 188 Punkte aus. Für Hirscher war es der 14. Sieg im Riesentorlauf bei 15 Erfolgen im Slalom und einem in einem Parallelbewerb.

Die 3,28 Sekunden waren der drittgrößte RTL-Vorsprung in der Weltcupgeschichte. Einzig Ingemar Stenmark war in der Saison 1978/79 zweimal noch überlegener gewesen. Zweiter wurde Lokalmatador Felix Neureuther, der sich noch von Platz fünf zur Halbzeit auf das Podium katapultierte. Benjamin Raich machte sich wie Hirscher ebenfalls ein persönliches Geburtstagsgeschenk und fuhr einen Tag nach seinem 37. Ehrentag auf Platz drei (+3,44). Es war für den Oldie im ÖSV-Team der erste Podestplatz seit 8. März des Vorjahres (Zweiter im RTL von Kranjska Gora) und sein 94. insgesamt.

„Abartig, schräg, ein Wahnsinn“

Den Grundstein zum Sieg legte Hirscher im ersten Durchgang mit einem Wunderlauf, bei dem er schon 1,99 Sekunden Vorsprung auf Raich herausfuhr. Danach schüttelte er ungläubig den Kopf: „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich habe keine Erklärung dafür, ich bin ja ganz normal runtergefahren. Die Zeit ist abartig, Ich verstehe es nicht. Es ist voll schräg, mir fehlen die Worte.“ Auch im zweiten Durchgang war er 0,59 Sekunden vor Tim Jitloff (USA) der Schnellste. „Ich riskiere alles und gewinne alles. Ich weiß nicht, warum ich heute so schnell war. Das Material war abartig gut. Ich glaube, ich kann bei jedem Tor ein, zwei Hundertstel mitnehmen. Ein Wahnsinn“, meinte Hirscher. „Für mich hat alles gepasst.“

Raich sprach nach der Enttäuschung bei der WM in Vail/Beaver Creek von einer großen Genugtuung. „Ich habe gezeigt, dass ich nie lockerlasse. Heute habe ich wieder Freude gehabt.“ Dass der dritte Platz das schönste Geburtstagsgeschenk sei, bestritt der 37-Jährige aber. „Noch schöner wäre der Sieg gewesen. Aber Marcel war so weit weg, da wäre ich nicht hingekommen. Ich wäre schon gern selbst schneller, aber ich bin begeistert, wie er da runterfährt. Er trifft jeden Schwung, ist voller Dynamik.“ Raich war freilich nicht der einzige Konkurrent, der sich vor Hirscher verbal verbeugte. Auch Freund und Widersacher Felix Neureuther war voll des Lobes. „Er holt einen unglaublichen Speed bei jedem Schwung heraus. Über drei Sekunden Vorsprung sind schon ein Brett und eine richtige Ansage.“

Fenninger feiert Premiere

Es war ein perfekter Sonntag für den ÖSV, denn neben Hirscher gewann auch Anna Fenninger. Die Salzburgerin gewann im bulgarischen Bansko erstmals eine Kombination. Die Weltmeisterin von 2011 in Garmisch in dieser Disziplin setzte sich nach bester Zeit im Super-G und achtbester Slalomleistung mit 0,39 Sekunden Vorsprung auf die Slowenin Tina Maze und 1,06 auf ihre Landsfrau Kathrin Zettel durch.

Für Fenninger war es der elfte Weltcupsieg ihrer Karriere, der dritte in dieser Saison nach den Riesentorläufen in Sölden und Maribor. Im Gesamtweltcup machte sie weitere zwanzig Punkte auf Maze gut und liegt nur noch 64 Zähler hinter der für die Kombi topfavorisierten Weltmeisterin. „Ich bin extrem stolz. Ich habe ein Déjà-vu-Erlebnis von Garmisch, wo ich auch einen guten Slalom gefahren bin. Und heute auch wieder. Dass ich das mit der Führung so runterbringe, habe ich mir nicht gedacht“, sagte Fenninger, die in der Kombi im Weltcup zuvor noch nie auf dem Podest gestanden ist. Sie bestreitet seit Jahren keine Spezialslaloms mehr und trainiert nur noch für die Kombi. Auch schon bei der WM in Vail/Beaver Creek hat Fenninger eine gute Slalomleistung gezeigt, am Ende ist sie hinter Maze, Hosp und Kirchgasser Vierte geworden.

Dass sie ihren Rückstand im Gesamtweltcup sogar verringert hat, fand sie „cool“. Sie habe geglaubt, dass Maze davonziehen werde, aber man könne sich oft täuschen. „Schaut aus, als ob ich sehr stark im Kopf wäre, ich selbst kann das nicht so wahrnehmen, weil ich zu sehr darauf fokussiert bin, was ich zu tun habe.“ Heute (9.55 Uhr, live in ORF 1) folgt in Bansko noch ein Super-G. (age/cg)

HERREN-RTL GARMISCH

1. Marcel Hirscher (AUT) 2:43,23, 2. Felix Neureuther (GER) +3,28 3. Benjamin Raich (AUT) +3,44 4. Ted Ligety (USA) +3,56 5. Alexis Pinturault (FRA) +3,68 6. Carlo Janka (SUI) +4,29 7. Roberto Nani (ITA) +4,35 8. Leif Kristian Haugen (NOR) +4,40 9. Victor Muffat-Jeandet +4,61 10. Tim Jitloff +4,74. Weiters: 15. Kjetil Jansrud (NOR) +5,13 16. Philipp Schörghofer (AUT) +5,27 27. Christoph Nösig (AUT) +5,99.
RTL-Weltcup: Hirscher (560) vor Ligety (372) und Pinturault (355).
Gesamtweltcup: Hirscher (1128) vor Jansrud (940) und Pinturault (744).

DAMEN-KOMBI BANSKO

1. Anna Fenninger (AUT) 2:05,06 2. Tina Maze (SLO) +0,39 3. Kathrin Zettel (AUT) +1,06 4. Margot Bailet (FRA) +1,43 5. Marie-Michele Gagnon (CAN) +1,70 6.Dominique Gisin (SUI) +1,82 7. Wendy Holdener (SUI) +1,83 8. Michaela Kirchgasser (AUT) +1,94 9. Romane Miradoli (FRA) +1,98 10. Francesca Marsaglia +2,36 Weiters: 13. Ramona Siebenhofer (AUT) +2,60 14. Elisbabeth Görgl (AUT) +2,81 19. Cornelia Hütter (AUT) +4,04 21. Mirjam Puchner (AUT) +4,98.

Gesamtweltcup: Maze (1065) vor Fenninger (1001) und Shiffrin (750).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.03.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Marcel Hirscher
Wintersport

Ski alpin: Hirscher demoralisiert Konkurrenz in Garmisch-RTL

Marcel Hirscher siegte mit 3,28 Sekunden Vorsprung auf Felix Neureuther. Benjamin Raich stand als Dritter zum 94. Mal auf dem Podest.
Hannes Reichelt
Wintersport

Ski alpin: Reichelt führt nächsten ÖSV-Dreifachsieg an

Hannes Reichelt gewann die Abfahrt in Garmisch vor Romed Baumann und Matthias Mayer. Sechs ÖSV-Läufer klassierten sich in den Top Ten.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.