Mario Matt: Der letzte Schwung des Spezialisten

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Mario Matt, 35, erklärte sein sofortiges Karriereende. Der Slalom-Artist galt als Spezialist für Großereignisse, den richtigen Moment für den Abschied verpasste er aber.

St. Anton. Nach 15 Jahren im Weltcup zog Mario Matt einen Schlussstrich. Der 35-Jährige aus Flirsch am Arlberg wird am Sonntag in Kranjska Gora, wo er 1999 sein Weltcupdebüt gegeben hatte, verletzungsbedingt nicht mehr an den Start gehen. Für das Weltcupfinale eine Woche später in Meribel wäre er nach aktuellem Stand nicht qualifiziert gewesen.

Seine Karriere krönte Mario Matt 2014 mit dem Slalom-Olympia-Sieg in Sotschi. Er hörte aber nicht auf dem absoluten Höhepunkt auf: Nach dem Olympia-Sieg habe er wochenlang über ein Karriereende nachgedacht, sich aber dann doch entscheiden, weiterzumachen. „Irgendwie war die Zeit noch nicht reif“, sagte Matt. Doch seine letzte Saison stand unter keinem guten Stern: Nach zahlreichen Ausfällen stand Matt in der Kritik. Eine Knöchelverletzung kurz vor der Weltmeisterschaft in Beaver Creek verdarb ihm auch noch den Saisonhöhepunkt. „Ich habe mich gut vorbereitet und war von Anfang an schnell. Durch die vielen Ausfälle stehen leider keine Ergebnisse auf dem Papier“, bemerkte Matt.

Zug- und Rennpferd

Der Tiroler war kein klassischer Seriensieger (15 Weltcupsiege in 15 Jahren), sondern ein Mann für die speziellen Momente. Im Jahr 2000 fuhr er beim Slalom in Kitzbühel mit Startnummer 50 zum Sieg, 2001 wurde er zu Hause in St. Anton Slalom-Weltmeister. „Ich war damals jung und unbekümmert, der Titel ist relativ leicht von der Hand gegangen. So etwas zu Hause zu erreichen dürfen nur ganz wenige Sportler erleben“, resümierte Matt. Nach einer schweren Schulterverletzung ein Jahr später kämpfte er sich zurück und gewann bei der Weltmeisterschaft 2007 in Aare erneut Slalom-Gold. Für Matt persönlich einer seiner größten Erfolge: „Die Verletzung hat mich sehr geprägt, ich musste danach hart kämpfen. Deshalb hat dieser Titel eine große Bedeutung.“ Zuletzt sei das Rennfahren aber nicht mehr das Allerwichtigste gewesen. Beim Training habe er sich gefragt, ob es nicht mehr Spaß machen würde, im Tiefschnee zu fahren wie die Touristen nebenan.

Gut möglich, dass Matt an das Skifahren so gelassen heranging und Ausfälle meist als Slalom-Alltag wegsteckte, weil er sich mit einer Après-Ski-Bar und einer Araberzucht weitere Standbeine geschaffen hat. Cheftrainer Andreas Puelacher sagte zum Abschied: „Matt reißt in der Slalom-Truppe ein tiefes Loch – sportlich und menschlich. Er war das Zugpferd. Er war unser Rennpferd.“ (joe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.03.2015)

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