Hirscher: "Ich muss mich jetzt nicht mehr beweisen"

Marcel Hirscher
Marcel HirscherREUTERS
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Als Legende fühlt sich Marcel Hirscher trotz vier Weltcup-Gesamtsiegen nicht und versucht sich am Mikrofon und als ÖFB-Daumendrücker.

In Rekordzeit zum vierfachen Weltcup-Gesamtsieger, mit dem schnellsten Lift Europas zu seinem ersten Sponsor-Termin nach dem neuerlichen Kugelgewinn: Dort ist Marcel Hirscher am Montag dafür - wie einst Idol Hermann Maier - mit satter Verspätung im 58. Stock des höchsten Gebäudes von Wien eingetroffen. Und machte klar, dass er vom Skifahren noch immer nicht genug hat.

Denn während der Wintereinbruch in der Osterwoche nicht bei jedermann für Freude sorgt, lacht Hirscher angesichts des kommenden Neuschnees das Herz in der Brust. Bis 1. Mai will der 26-Jährige noch trainieren sowie Ski- und andere Materialtests durchführen.

"Ich bin total happy, weil es in der Osterwoche bei mir zu Hause schneien wird, womöglich bis zu einem Meter. Das erlaubt mir, auf Winterschnee ganz wichtige Dinge zu machen, Sachen auszuprobieren und zu schauen, wohin die Produktion gehen soll", erklärte der Salzburger am Montag bei der Pressekonferenz seines Sponsors Raiffeisen in der "Rooftop Bar" im 58. Stock des DC Towers, dem mit 250 m höchsten Gebäude von Wien.

Hirscher Dienstagfrüh am Mikrofon

Hirscher, der mit seinen vier großen Kristallkugeln sowie den drei WM-Medaillen von Vail/Beaver Creek im Februar (Gold in der Kombination und mit dem Team, Silber im RTL) nach Wien gekommen war, wird vorerst aber noch in der Hauptstadt bleiben. Dienstagfrüh übernimmt Hirscher ab 8.00 Uhr im Ö3-Wecker das Mikrofon und spielt eine Stunde lang seine Lieblingssongs.

Am Abend drückt er im Happel-Stadion dem Fußball-Nationalteam im Freundschaftsspiel gegen Bosnien-Herzegowina die Daumen. Der Ski-Star ist überzeugt, dass Österreichs Kicker die EM-Qualifikation schaffen. "Die marschieren jetzt, ich habe keine Zweifel."

Obwohl er seit kurzem der erste Skifahrer der Welt mit vier Weltcup-Gesamtsiegen in Folge ist sowie 31 Weltcupsiege, vier WM-Goldmedaillen und insgesamt neun Weltcup-Kugeln sein Eigen nennt, tut sich Hirscher schwer, deshalb bereits als Legende zu gelten. "Es fühlt sich irgendwie fremd an, denn ich fühle mich nicht viel anders als vor den Kugeln", sagte der Salzburger. Dabei hatte vor kurzem selbst ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel gemeint, Hirscher sei bereits so populär wie Hermann Maier.

Hirscher: "Vielleicht werd ich mal Legende"

Legenden, das sind für Hirscher Asse wie Maier, Franz Klammer oder Stephan Eberharter. Für sich selbst nimmt er in Anspruch: "Vielleicht bin ich mal eine Legende wenn ich aufgehört habe und junge Skifahrer das so sehen."

Zum Thema Aufhören hat Hirscher offenbar längst einen Rahmenplan. Eventuell eine Saison auszusetzen ist aber keine Option. "Das wäre ein zu riskantes Spiel. Wer weiß, ob man wieder den Anschluss findet", klopfte Hirscher auf den Tisch. Auch in der Hoffnung, dass ihm weiterhin schwere Verletzungen erspart bleiben mögen.

"Nur wenige sind bisher unverletzt aus dem Skirennsport rausgekommen", weiß Hirscher. Lieber will er es deshalb jetzt in den nächsten Jahren "gescheit machen", dafür aber eventuell "ein, zwei Jahre früher aufhören."

Hirscher verspürt Grundzufriedenheit

Der Annaberger ist dank geänderter Trainings-Vorbereitung auch so fit wie noch nie aus einer Saison heraus gekommen. Zwar spürt er mittlerweile die Müdigkeit ("Der Körper braucht jetzt immer mehr Schlaf"), insgesamt gehe es ihm aber weit besser als in den Jahren davor. Radikale Änderungen im Training oder den Weltcup-Einsätzen seien trotz diverser Gerüchte derzeit nicht am Plan, so Hirscher.

Das Gefühl, als erster Rennfahrer der Welt vier Mal in Folge den Gesamtsieg davon getragen zu haben, ist mittlerweile bei Hirscher "gesackt". "Es war nicht mein Lebensziel oder mein Kindheitswunsch, vier Kugel zu holen, weil das ja so surreal ist. Aber ich freue mich und versuche, es anzunehmen. Das gelingt mir sehr gut. Jetzt stellt sich eine gewisse Grundzufriedenheit ein", sagte der Kombinations-Weltmeister.

Warum dem so sei, erklärte Hirscher so: "Ich merke, ich brauch' nimmer, aber ich will. Ich muss nicht, aber ich will. Ich habe einfach nicht das Gefühl, auch wenn einer noch so ein Experte ist, beweisen zu müssen, dass ich Skifahren kann. Jetzt kann ich ganz relaxed das machen, was ich will."

(APA)

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