Ski alpin: Shiffrins Traum von Schladming

ALPINE SKIING - FIS WC Aspen
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Bei ihren beiden Slalomsiegen in Aspen hat Mikaela Shiffrin die Konkurrenz vorgeführt, jetzt will sie es auch mit den Männern aufnehmen. Die ÖSV-Herren staunen über Aksel Lund Svindal und hadern mit Verletzungen.

Aspen/Lake Louise. Vor künftigen Damenslaloms lautet die Frage wohl nur noch: Wie groß ist Mikaela Shiffrins Vorsprung diesmal? In ihrer Paradedisziplin scheint die US-Amerikanerin derzeit keine Gegnerinnen zu haben. In Aspen gewann sie zuerst 3,07 Sekunden vor Veronika Velez-Zuzulova, einen Tag darauf trotz Fehlers 2,65 Sekunden vor Frida Hansdotter. Den Sieg im Aspen-Riesentorlauf verhinderte nur ein Sturz kurz vor dem Ziel, beim Weltcup-Auftakt in Sölden war sie noch Zweite geworden. Nach vier Rennen ist Shiffrin die klare Nummer eins.

Obwohl die 20-Jährige erst dem Teenager-Alter entwachsen ist, wird im Damen-Weltcup schon von der „Ära Shiffrin“ gesprochen. Mit 17 Jahren wurde sie Weltmeisterin, mit 18 Olympiasiegerin, mit 19 gewann sie erneut WM-Gold. Die Slalomkugel ging zuletzt drei Mal in Folge an die 17-fache Weltcupsiegerin. In diesem Winter will sie erstmals auch die große Kristallkugel für den Gesamtweltcup gewinnen. Deshalb tritt Shiffrin am kommenden Sonntag in Lake Louise erstmals zu einem Weltcup-Super-G an.

Angesichts ihrer Dominanz und der Rekord-Deklassierung der Konkurrenz in den Aspen-Slaloms ist es wenig überraschend, dass sich das Ski-Wunderkind aus Colorado neue, höhere Ziele sucht. Und so gab Shiffrin zu, dass ihr ein Kräftemessen mit den männlichen Kollegen auf jeden Fall Freude bereiten würde. „Das wäre richtig cool“, meinte Shiffrin. „Am liebsten in Schladming.“ Dort hatte sich schon ihr Vorbild Marlies Schild als Vorläuferin versucht. Die mittlerweile zurückgetretene Slalomspezialistin hätte mit ihrer Zeit damals sogar den zweiten Lauf erreicht.

Nach der Shiffrin-Show in Aspen stellt sich gar die Frage, ob in naher Zukunft nicht die Männer die Einzigen sind, die sie im Slalom schlagen können. „Ich bin sicher, die anderen können mehr, als sie gezeigt haben“, gab sich Shiffrin noch diplomatisch. Ihr ist aber klar: „Jetzt habe ich eine Zielscheibe auf dem Rücken. Alle schauen nur auf mich.“

Die ratlose Konkurrenz übt sich unterdessen in Durchhalteparolen. Michaela Kirchgasser warnte: „Zu meinen, dass wir den ganzen Winter nur noch um den zweiten Platz fahren, ist der falsche Zugang.“

Mister Lake Louise

Wie Shiffrin schaffte auch Aksel Lund Svindal das Kunststück, zwei Rennen innerhalb von 24 Stunden zu gewinnen. In Lake Louise entschied er zunächst den Hundertstelkrimi in der Abfahrt für sich, dann distanzierte er Matthias Mayer im Super-G um 0,35 Sekunden. „So wie Aksel sich präsentiert hat, fährt er zurzeit in einer eigenen Klasse“, resümierte Mayer.

In Summe hält Svindal nun bei zwei Abfahrts- und sechs Super-G-Erfolgen in Lake Louise. Kein anderer Läufer hat in den Rocky Mountains öfter gewonnen. „Ein bisschen Ahnung, wie man diesen Hang fahren soll, habe ich schon“, meinte der Norweger. Obwohl die heiße Phase der Saison noch bevorsteht, hat Svindal mit seinem triumphalen Weltcup-Comeback zumindest ein deutliches Zeichen im Rennen um die große Kristallkugel an Titelverteidiger Marcel Hirscher gesendet.

Im ÖSV setzte sich in Übersee die Verletzungsmisere fort. Die jüngsten Ausfälle betreffen Thomas Mayrpeter (Kreuzbandriss) und Markus Dürager (Schien- und Wadenbeinbruch). Beide hatten über den Europacup Weltcup-Fixstartplätze herausgefahren. (joe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.12.2015)

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