ÖSV-Präsident Schröcksnadel wettert gegen die Kitzbühel-Organisation, zu viele Rennen und Termine würden Fahrern zu viel abverlangen. Er plädiert für Programmänderungen und die Rückkehr zur alten Kombination.
Schladming. ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel plädiert für eine Änderung des alpinen Weltcup-Programms in Kitzbühel. „Ich bin nicht dafür, dass man die Kombi in Kitzbühel, so wie sie jetzt läuft, abhält“, polterte Schröcksnadel vor dem Night Race in Schladming. Man müsse der größer werdenden Belastung für Läufer entgegenwirken: „Ich bin der Meinung, dass die Kombination am Freitag keine gute Lösung ist!“
Zwei Tage nach dem Slalom am Ganslernhang, der ein Wochenende mit folgenschweren Stürzen für Aksel Lund Svindal, Georg Streitberger, Florian Scheiber sowie Slalom-Ass Giuliano Razzoli besiegelte, nahm der ÖSV-Präsident nun offen Stellung. Er ging dabei bewusst in die Offensive, so wie er schon während der Abfahrt nach dem Abbruch verlangt hatte. Zu viele Rennen, zu viele Termine, dazu die Startnummernauslosung, es sei zu viel. „Diese Belastung wird zu viel.“ Schröcksnadel werde folglich dafür plädieren, das Programm zu ändern.
Die Alternative könnte in einer Rückkehr zur klassischen Variante einer Kombination aus Abfahrt (Samstag) und Slalom (Sonntag) bestehen. „Ich war immer ein Befürworter der klassischen Kombi. Ein anderer Vorschlag ist, dass man die Abfahrt mit dem ersten Slalomdurchgang kombiniert. Das Einzige ist, dass es halt nicht an einem Tag wäre.“ Der zweite Durchgang sollte dann den Slalomspezialisten vorbehalten sein.
Die Kombination auf den Sonntag zu verlegen sei nicht optimal. „Das funktioniert nicht, da ist die Belastung gleich hoch. Da habe ich zuerst die Abfahrt und dann den Super-G, da ändert sich gar nichts.“ Die alpine Kombination könnte jedoch auch ein anderer Ort übernehmen. „Es muss ja nicht in Kitzbühel sein.“ Dass zu viele Rennen im Kalender sind, glaubt Schröcksnadel hingegen nicht. „Ich glaube, wie man jetzt um die Welt fährt, zum Beispiel nach Korea, das ist schon eine Belastung.“
Eine einzelne Ursache für Stürze und Verletzungen sei nicht auszumachen. Der 74-Jährige verlangte Analysen und warnte vor einem zusehends schmaler werdenden Grat. Es sei ein Tanz zwischen Spektakel, Gefahr, Sicht, Tempo, und Pistenverhältnissen. Die einzig sinnvolle Lösung hatte der ÖSV-Präsident freilich auch parat: Man müsse das Tempo senken.
Dass die Öffentlichkeit durch Bilder und Nachrichten wie jene aus Kitzbühel abgeschreckt würde, wollte der Verbandschef nicht unterschreiben. „Brutale Stürze hat es auch früher gegeben. Aber die Medienlandschaft ist größer geworden. Das spielt eine Rolle, wie man das transportiert, wie oft es im Fernsehen läuft.“ Man dürfe nicht überdramatisieren. „Ja, Skifahren ist gefährlich. Aber so gefährlich ist es auch wieder nicht. Wir haben zwar viele Verletzungen, aber Gott sei Dank sind keine dabei, die ans Leben gehen. Das haben wir früher alles schon gehabt.“
Insofern habe die Sicherheit, durch Sturzräume, Protektoren und Airbags, sogar zugenommen. Das genügt? „Wenn ich merke, dass es gefährlich ist, muss ich bremsen.“ Das sei den Stars nicht verboten, aber natürlich, sagt Schröcksnadel, mache das keiner: weil jeder immer gewinnen wolle.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.01.2016)