Südkoreas Ski-WM-Neuland: kurz, knackig und griffig

Ein erster Willkommensgruß für die Abfahrer: Südkorea freut sich auf die Olympischen Spiele 2018.
Ein erster Willkommensgruß für die Abfahrer: Südkorea freut sich auf die Olympischen Spiele 2018.(c) APA/AFP/YELIM LEE (YELIM LEE)
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Im Jeongseon Alpine Centre finden wichtige Entscheidungen der Winterspiele 2018 statt. Die Abfahrt am Samstag ist also nicht nur ein Test, sondern auch die Fahrt in eine neue Welt.

Pyeongchang/Jeongseon. Erstmals in der Skigeschichte findet am Samstag, 4.00 Uhr MESZ, in Südkorea eine Abfahrt statt, die Skiherren testen in Jeongseon die Olympiastrecke von Pyeongchang 2018. Kurz, aber nicht knackig, so der Tenor nach dem Training, die Gefühlvollen sind gefragt. „Langweilig“, schimpfte Christof Innerhofer. „Wir müssen alles fahren können“, kontert Hannes Reichelt.

Nach Klassikern in Santa Caterina, Wengen, Kitzbühel und Garmisch-Partenkirchen nahmen die Speedfahrer in Südkorea bei kaltem und sonnigem Winterwetter quasi Neuland unter die Skier. Eine griffig präparierte, keineswegs steile, aber mit vielen Wellen, Kurven und Sprüngen versehene Piste wartete, sorgte aber im breiten Feld für geteilte Meinungen. An der Zeit gab es hingegen keinerlei Zweifel, im ersten Training dominierte der Norweger Kjetil Jansrud.

Im Jeongseon Alpine Centre sollen bei den Winterspielen 2018 im Landkreis Pyeongchang, östlich der Hauptstadt Seoul, Abfahrt, Super-G und Kombination der Damen und Herren ausgerichtet werden. Die von der Schweizer Skilegende und Pistenbauer Bernhard Russi entworfene Strecke liegt am 1561 Meter hohen Gariwang-san im Gebirgszug Taebaek, der parallel zur östlichen Küste der Halbinsel verläuft. Der Start der Abfahrt befindet sich in 1370 Metern Höhe, das Ziel liegt auf 545 Metern. Die Höhendifferenz beträgt damit nur 825, die Kurslänge 2648 Meter.

Nur sechs ÖSV-Abfahrer

Für Österreich werden nach den vielen verletzungsbedingten Ausfällen nur sechs Speedfahrer diese Abfahrt bestreiten. Neben Baumann und Reichelt sind dies Vincent Kriechmayr, Klaus Kröll, Otmar Striedinger und Patrick Schweiger. Marcel Hirscher machte das Training mit, er wird aber nur im Super-G antreten. Striedinger fährt dabei mit einem Hämatom am Arm, er hat in der Garmisch-Abfahrt ein Tor gerammt. „Es geht schon. Ich hatte viel Glück, dass keine größeren Muskelfasern gerissen sind und ich nochmal mit einem blauen Fleck davongekommen bin. Ich merke es aber bei jeder Torstange, es heißt, die Zähne zusammenbeißen.“ Er hätte zwar lieber härtere Pistenverhältnisse und keinen Jetlag, freute sich aber dennoch über den Asien-Ausflug: „Mir taugt es hier, mal was Neues, neues Skigebiet, ich genieße es bis jetzt.“

Da bei der Garmisch-Abfahrt und dem Sieg des Norwegers Aleksander Aamodt Kilde keiner der Kugelanwärter groß gepunktet hat, wird die Abfahrtsweltcupführung des verletzten Aksel Lund Svindal auch das Südkorea-Rennen überdauern. Der Südtiroler Peter Fill liegt als Zweiter 121 Zähler zurück, es folgen der Franzose Adrien Theaux (minus 167), Landsmann Guillermo Fayed (189), Reichelt (208) und Jansrud (209). Nach der Abfahrt in Jeongseon folgen noch Chamonix, Kvitfjell und St. Moritz.

Hirscher testet nur

Nur eine Nacht nach seiner Ankunft in Südkorea hatte Marcel Hirscher den ersten Test absolviert. Er sei noch müde gewesen, der Jetlag sei belastend, sagte der Salzburger, der erstmals seit zwei Monaten Abfahrtslatten anschnallte. Mit einem gewissen Risiko sei das Ganze schon verbunden gewesen, meinte er. Zumal die neue Rennstrecke auch viele Sprünge beinhaltet, einer musste sogar abgetragen werden. „Wild. Ich hatte keine Erfahrung und muss deswegen auch versuchen, mit den sieben Sekunden gut zu leben und zu sagen, das war heute das Beste, was ich habe machen können“, meinte er zum Rückstand von 7,33 Sekunden. „Ich muss mich herantasten.“

Zumindest habe er die Strecke einmal abfahren können und es auch so gemacht, wie er sich das vorgenommen habe. „Ich hatte mehr oder weniger die Pyjamahose an und habe gehofft, dass es nicht zu schnell wird.“ Die Spezialabfahrt am Samstag bestreitet Hirscher aber nicht. „Ich bin kein Abfahrer, und werde es auch niemals sein. Für mich zählt die Vorbereitung für den Super-G am Sonntag.“

Ergebnisse 1. Training

1. Kjetil Jansrud (NOR) 1:42,65 Min.
2. Romed Baumann (AUT) 0,13 Sek.
3. Peter Fill (ITA) 0,35 Sek.

Weiters: 4. Ganong (USA), Weibrecht (USA) je 0,71 6. Nyman (USA) 0,78 7. Muzaton (FRA) 0,85 8. Aamodt Kilde (NOR) 0,96 9. Sander (GER) 1,00 10. Kriechmayr (AUT), Guay (CAN) je 1,13. 15. Kröll 1,24 24. Striedinger 1,84 28. Reichelt 1,97 43. Schweiger 2,89.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.02.2016)

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