"Riskieren unser Leben und bekommen nichts dafür"

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SKI-WORLD-MEN-SUI-FINALSAPA/AFP/POOL/ALESSANDRO DELLA BE
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Abfahrts-Champion Küng und Weirather geben sich vor Saisonstart in Sölden kritisch und attackieren den Weltverband FIS. Küng verlangt sogar bessere Entlohnung.

Während der Internationale Skiverband beim alpinen Saisonstart in Sölden Werbung für 50 Jahre Weltcup macht, ist Patrick Küng in Angriffsposition gegangen. Der Abfahrts-Weltmeister von 2015 ritt vor dem Saison-Opener in Tirol eine heftige Attacke auf die FIS und behauptete dabei: "Die letzten zehn Jahre hat man verschlafen!"

Der Schweizer sprach damit vor allem die Vermarktung an, bei der nicht viel weitergegangen sei. "Wenn man die Skirennen von heute und vor zehn Jahren vergleicht, ist das doch immer noch das Gleiche. Die Fahrzeit rechts unten, zwei Kommentatoren und sonst sehen wir nicht viel mehr Effekte. Da gibt es in anderen Sportarten schon wesentlich mehr, was gezeigt wird", wird Küng in der Aussendung eines Münchener Medienbüros anlässlich der "Road to St. Moritz 2017" zitiert. Küng wird dort als Titelverteidiger antreten.

Noch deutlicher wurde Küng beim Thema Gesundheit. "Wir riskieren unser Leben und bekommen nichts dafür", behauptet der Weltmeister von Vail/Beaver Creek. Küng fordert zudem die Abschaffung der Kombi sowie höhere Preisgelder, anderenfalls würde der Skisport sterben.

Während im Fußball Millionen flössen, gebe es für Nachwuchsfahrer im Skirennsport kaum Anreize. "Dem Skifahrer muss etwas übrig bleiben, sonst würde man den Sport nicht mehr machen. Es ist alles schon mit sehr großem Risiko verbunden. Wir riskieren unser Leben und Gesundheit. Deshalb müssen wir auch entsprechend entlohnt werden."

In die Pflicht nimmt Küng sogar das Wimbledon des Skirennsports. "Eigentlich zahlt Kitzbühel zu wenig aus, für das was wir leisten, was sie mit dem Event generieren, auch die ganze Region", kritisierte Küng. Dabei zahl Kitzbühel seit langem die höchsten Preisgelder der Saison aus. Das Gesamtpreisgeld heuer betrug 645.000 Euro. Abfahrts- und Slalomsieger bekamen jeweils 70.300 Euro brutto, in allen vier Bewerben wurde an die Top-30 Preisgeld ausgezahlt.

Zuletzt hätte man die Kitzbühel-Abfahrt (wetterbedingt, Anm.) auf Sonntag verschieben müssen, meinte Küng. Trotzdem am Samstag zu fahren, was bekanntlich mit vielen Stürzen und Verletzungen einher ging, sei falsch gewesen. Skifahrer hätten im Gegensatz zu anderen Sportarten keinen Athleten-Rat, behauptet Küng. "Die Skifahrer sind wahrscheinlich zu blöd dafür, dass wir so etwas schaffen. Da bringt man einfach nicht alle zusammen, damit alle ins gleiche Horn blasen und sagen: ich starte oder nicht."

Küng plädiert für mehr Nacht-Rennen, auch im Riesentorlauf, sowie mehr Bewerbe in Kitzbühel, Schladming und Wengen. Die Kombination hingegen kann ihm gestohlen bleiben. "Die nächsten eineinhalb Jahre wird es immer mehr Rennen geben. Alleine deshalb müssen wir die Super-Kombination abschaffen. Die hätte schon längst abgeschafft gehört."

Ähnlich kritisch gab sich auch Tina Weirather. Die Tochter des Abfahrts-Weltmeister von 1982, Harti Weirather, ist überzeugt, dass das Publikum von den vielen Weltcuprennen übersättigt sind. "Man könnte ruhig mal ein oder zwei Wochenenden komplett auslassen, ein Wochenende im Jänner und eines im Februar", ist Weirather überzeugt, dass man so für mehr Spannung und Freude auf die Rennen sorgen würde.

(Schluss) gö/beg

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