Ski alpin: Hirschers lehrreicher Tempogenuss

ALPINE SKIING - FIS WC Val D Isere
ALPINE SKIING - FIS WC Val D Isere(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Andreas Pranter)
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Marcel Hirscher bestreitet in Val d'Isere wieder einen Super-G. Speedausflüge sind für den Gesamtweltcupsieger Abenteuer und Punktegarantie, die Favoriten kommen aus Norwegen.

Val d'Isere/Wien. Die Rückkehr an die Stätte seines wohl unerwartetsten Triumphs blieb Marcel Hirscher verwehrt. In Beaver Creek machten Schneemangel und warme Temperaturen die Durchführung der geplanten Speedrennen heuer unmöglich. Dort, auf der berühmt-berüchtigten Birds-of-Prey-Piste, hatte er im vergangenen Jahr sensationell den Super-G gewonnen. Dank seiner niedrigen Startnummer avancierte er damals zum Profiteur der widrigen Wetterbedingungen, raste bei Nebel und Schneefall zu seinem ersten Speederfolg – übrigens der einzige des gesamten ÖSV-Herrenteams in jenem Winter.

Statt in Beaver Creek gastieren die Herren nun dieses Wochenende in Val d'Isere, auch Hirscher wagt sich zum Auftakt heute im Super-G (12 Uhr, live ORF eins) auf die Piste Oreiller-Killy. In Sachen Steilheit, Schwierigkeit und Überwindung ist die im Weltcup sonst den Damen vorbehaltene Strecke in Hochsavoyen nicht mit dem Raubvogel-Ritt zu vergleichen, für den Salzburger ist es dennoch ein Härtetest. „Jeder Meter, der sich über 100 km/h bewegt, ist für mich sehr, sehr lehrreich.“

Aksel Lund Svindal ist zurück!

Wenngleich Hirschers Stärken unbestritten in den technischen Disziplinen liegen, haben sich seine Auftritte im Super-G seit seinem Debüt 2009 in Aare zu verlässlichen Punktelieferanten entwickelt. In insgesamt 17 Starts ging er lediglich fünfmal leer aus (ein Ausfall), in der vergangenen Saison standen am Ende aus fünf Rennen 249 Punkte zu Buche. Diese trugen im Kampf um den Gesamtweltcup zu letztlich 497 Zählern Vorsprung wesentlich bei, nicht zuletzt gab sich Konkurrent Henrik Kristoffersen auch wegen Hirschers Disziplinenvorteil vorzeitig geschlagen. Trotz allem ist der Super-G auch heuer nur als Begleitprogramm geplant, mehr lasse der Trainingsaufwand nicht zu. Neben Val d'Isere hat der 27-Jährige Starts in Kitzbühel und beim Saisonfinale in Aspen angekündigt.

Auf der Jagd nach seinem 41. Weltcupsieg geht Hirscher aber heute nicht als Favorit ins Rennen, die Gejagten sind einmal mehr die Norweger. Aleksander Aamodt Kilde und Kjetil Jansrud haben mit Aksel Lund Svindal Verstärkung erhalten, der Routinier gibt sein Comeback nach Kreuzbandriss. „Esfehlt schon noch ein bisschen etwas, aber das Gefühl wird immer besser“, sagte der fünfmalige Super-G-Weltcupsieger, der im Abfahrtstraining zweimal in die Top 15 fuhr. Auch der Italiener Peter Fill, zweimal Zweiter, gilt als Sieganwärter, die rot-weiß-roten Hoffnungen ruhen auf Matthias Mayer und Vincent Kriechmayr.

Junge Tirolerin zeigt auf

Bei den Damen erfolgt in Lake Louise heute in der Abfahrt (20.30 Uhr, live ORF eins) die erste Standortbestimmung im Speedbereich. Gesamtweltcupsiegerin Lara Gut ist gefordert, denn Mikaela Shiffrin ist im Kampf um die große Kristallkugel bereits um 225 Punkte davongezogen. Zudem absolviert die US-Amerikanerin diesen Winter das volle Programm und gibt in Kanada ihre Abfahrtspremiere.

Im Vorjahr fuhren Tamara Tippler und Cornelia Hütter hinter der verletzten Lake-Louise-Königin Lindsey Vonn (18 Siege) auf das Podest und sorgten für einen gelungenen Auftakt. Diesmal könnte aus ÖSV-Sicht Christina Ager, 21, überraschen. Die junge Tirolerin fuhr im zweiten Training Bestzeit – mit keiner einzigen Weltcupabfahrt in den Beinen, denn sie kommt eigentlich aus dem Slalom. Abfahrtstrainer Roland Assinger bescheinigt Ager Speed-Potenzial. „Ihre Stärke sind die Flachstücke.Sie weiß, wie man den Ski laufen lässt und ist locker drauf.“


VAL D'ISERE

Abfahrtstraining: 1. Guay (CAN) 2:00,24 Min. 2. Fill (ITA) 0,03 Sek. 3. Jansrud (NOR) 0,86 4. Franz 0,94 12. Mayer 1,31. 17. Kriechmayr 1,43 20. Reichelt 1,79 23. Danklmaier 1,99 25. Kröll 2,03 31. Schweiger 2,21.

Super-G, ÖSV-Aufgebot, heute 12 Uhr: Reichelt, Mayer, Hirscher, Baumann, Kriechmayr, Striedinger, Franz, Streitberger, Schweiger und Walder.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.12.2016)

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