Ski alpin: Tatort Canalone Miramonti

Alpine Skiing - FIS Alpine Skiing World Cup - Men´s Parallel Giant Slalom
Alpine Skiing - FIS Alpine Skiing World Cup - Men´s Parallel Giant Slalom(c) REUTERS (STEFANO RELLANDINI)
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Im Vorjahr wurde Marcel Hirscher beim Nachtslalom in Madonna beinahe von einer Drohne getroffen, heuer gilt seine ganze Aufmerksamkeit dem scheinbar übermächtigen Rivalen.

Madonna di Campiglio. Heute kehrt Marcel Hirscher an jene Stelle zurück, die seine Lebensumstände einschneidend hätte verändern können. Während des Nachtslaloms in Madonna verfehlte ihn im Vorjahr eine abstürzende Drohne nur ganz knapp. „Ich habe sehr viel Glück gehabt“, sagt Hirscher, der die Sache mittlerweile hinter sich gelassen hat. Wichtig ist ihm heute (17.45/20.45 Uhr, ORF eins, live) die Jagd auf Henrik Kristoffersen.

Am 22. Dezember2015 des Vorjahres aber erhielt Hirscher ein „verfrühtes Weihnachtsgeschenk“, wie er sagte. Tatort war die Canalone Miramonti, seit 1957 Schauplatz von mitunter spektakulären Rennen. Im zweiten Durchgang krachte eine TV-Drohne unmittelbar hinter ihm auf die Piste. Mit einer Kamera ausgestattet, sollte das Fluggerät dem Zuschauer Bilder aus der Vogelperspektive nach Hause liefern. Technisches Versagen hätte aber beinahe zur Katastrophe geführt.

Hirscher bekam den Absturz im Rennmodus nicht bewusst mit, konzentrierte sich voll auf seinen Lauf, der ihn schließlich auf den zweiten Platz hinter Kristoffersen brachte. Als sich Hirscher die Bilder dann zu Gemüte führte, bekam er feuchte Hände. „Man darf gar nicht nachdenken, was da passieren kann.“

Laut TV-Vermarkter Infront hatte wohl eine Fehlfunktion der Drohne Schuld an dem Vorfall. Mittlerweile ist die Sache zwar nicht vergessen, aber doch verarbeitet. Am Anfang habe Hirscher sich das Video noch oft angeschaut. „Ich habe Glück, sehr viel Glück gehabt, aber das war es dann auch. Ich gehe davon aus, dass die Drohnen dieses Jahr nicht mehr fliegen.“ Da die von Infront in Auftrag gegebene technische Analyse noch immer nicht abgeschlossen ist, kommen auf Drohnen montierte Kameras im Weltcup bis auf Weiteres nicht zum Einsatz.

Hirschers Fokus liegt ohnehin auf dem sportlichen Geschehen. Das Ziel heißt, Slalomwunderkind Kristoffersen das Siegen schwer zu machen. Auf das erste Rennen in Levi verzichtete der Norweger aufgrund des Rechtsstreits um Sponsor Red Bull, im zweiten Slalom in Val d'Isère nahm er Hirscher dann stattliche 75 Hundertstel ab.

„Der Abstand zwischen Henrik und dem Rest der Welt ist riesengroß. Wir werden sehen, ob ich ihm etwas näherkommen kann“, meinte Hirscher vor dem Traditionsevent im Trentino, das erstmals live auch in China im Fernsehen zu sehen sein wird. Der 27-Jährige klagte in Val d'Isère zudem über Probleme mit dem Material.

Kristoffersen wollte Hirscher das Understatement freilich nicht abkaufen. „Es gibt sicher keinen großen Abstand zwischen mir und dem Rest der Welt. Ich kann das nicht in jedem Rennen erwarten“, widersprach der 22-Jährige. „Marcel hat gesagt, dass er ein bisschen mit dem Equipment gekämpft hat, das könnte sein. Wir werden sehen, wie es in Madonna ist.“ Er sei jedenfalls ein Fan von Nachtrennen, sagte Kristoffersen.

Der Sprung an die Weltspitze

Die Drohnenaffäre stahl im vergangenen Jahr nicht nur dem Norweger die Show, sondern auch Marco Schwarz. Der Kärntner fuhr als 20-Jähriger in Madonna erstmals aufs Stockerl, katapultierte sich im zweiten Durchgang von Rang 17 auf Platz drei. „Natürlich kehrt man mit guten Erinnerungen zurück. Dass ich schnell bin, habe ich hier erstmals gezeigt. Und jetzt gilt es, das wieder umzusetzen“, sagte Schwarz. In Levi gab er als Halbzeitzweiter nach einem schweren Fehler auf, in Val d'Isère patzte er nach Rang neun und wurde am Ende nur 23. „Der Speed passt auch heuer. Ich habe nur zwei blöde Fehler gemacht, die gilt es abzustellen.“ (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.12.2016)

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