Die Shiffrin-Soloshow am Semmering

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Mikaela Shiffrin hat nach den beiden Riesentorläufen auch den Slalom am Semmering gewonnen.

Der alpine Ski-Rennsport der Damen wird immer mehr zur Soloshow. Mikaela Shiffrin gewann am Donnerstag mit dem Nachtslalom auch das dritte Rennen am Semmering und damit ihren zwölften Torlauf nacheinander. So eine Serie war vor ihr noch keiner Rennfahrerin in einer Disziplin gelungen. Beste Österreicherin war Bernadette Schild als Fünfte. Ricarda Haaser punkte als 16. erstmals in einem Slalom.

Shiffrin machte wie erwartet den Hattrick perfekt, nachdem sie am Dienstag und Mittwoch jeweils einen Riesentorlauf auf dem tief winterlich eingeschneiten Zauberberg gewonnen hatte. Die Art und Weise sorgte aber im Ziel weithin für ungläubige Blicke: In ihrem zweiten Heat wies die Halbzeit-Führende bei der letzten Zwischenzeit schon 0,33 Sekunden Rückstand auf die Slowakin Veronika Velez-Zuzulova auf, fuhr im Schlussabschnitt auf 18 Sekunden aber noch 0,64 Sekunden Vorsprung und Laufbestzeit heraus. Die drittplatzierte Schweizerin Wendy Holdener lag bereits 1,54 Sekunden zurück.

"Heute schlafe ich gut"

"Für heute bin ich fertig, aber ich bin glücklich", sagte die körperlich leicht angeschlagene Shiffrin. "Es war ein großer Kampf. Heute schlafe ich gut." Shiffrin hat von den vergangenen zwölf Slaloms, bei denen sie am Start stand, ebenso viele gewonnen, darunter alle sieben, die seit dem 15. Februar 2016 anberaumt waren. Die Österreicherin Annemarie Moser-Pröll hatte einst elf Abfahrten am Stück für sich entschieden hatte. Shiffrin fehlen damit noch zwei Siege, um Ingemar Stenmark einzuholen. Der Schwede hatte zwischen 1978 und 1980 14 Riesenslaloms en suite gewonnen.

Shiffrin ist zudem die erste Läuferin, die im Weltcup an drei aufeinanderfolgenden Tagen an einem Ort drei Siege in technischen Disziplinen bejubeln durfte. Die Schweizerin Vreni Schneider hatte im Jänner 1989 binnen drei Tagen zwei Riesentorläufe in Schwarzenberg im Bregenzer Wald sowie einen Slalom im zehn Kilometer entfernten Mellau für sich entschieden. Auf demselben Hang war dieses Kunststück aber noch niemandem gelungen.

Klebriger Untergrund

Dabei hatte sich die jüngste Slalom-Weltmeisterin der Geschichte seit Mittwoch krank gefühlt. "Ich weiß nicht, ob es die Grippe ist, oder ob es wegen den Nerven ist, aber im zweiten Lauf war es dann okay", verriet Shiffrin. "Man startet einfach trotzdem. Das machen alle im Weltcup so", sagte ihre Mutter Eileen Shiffrin.

Im ersten Lauf lag Shiffrin nach mehreren Fehlern auf der schwierig zu befahrenen Piste nur neun Hundertstelsekunden vor Velez-Zuzulova, die den Semmering-Nachtslalom 2012 gewonnen hatte. Auf dem klebrigen Untergrund hatten fast alle Mühe, in der Spur zu bleiben. Holdener und Frida Hansdotter aus Schweden büßten bereits 0,59 Sekunden ein. 24 Teilnehmerinnen schieden nach mehr oder weniger großen Problemen aus, darunter auch fünf Österreicherinnen.

"Piste ist immer weicher geworden"

Vor 13.500 Zuschauern, darunter Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll und die Ex-Größen Michaela Dorfmeister und Kathrin Zettel, fuhr Schild ihr bestes Weltcup-Resultat in diesem Winter heraus. Die Salzburgerin schaffte es im ersten Durchgang trotz eines groben Schnitzers im Mittelteil noch auf den elften Platz. "Die Piste ist immer weicher geworden und aufgebrochen, Gott sei Dank hab' ich nicht eingefädelt. Ich war sehr überrascht über die Zeit", meinte Schild.

In der Entscheidung machte die 26-Jährige mit der viertbesten Laufzeit sechs Positionen gut. "Ich hab' mir am Start gedacht: Das ist da so eine lässige Atmosphäre, ich will da einfach wirklich eine Show bieten. Das kann richtig in die Hose gehen auch, aber heute ist es gutgegangen", sagte Schild. Sie habe sich gar nicht so gut gefühlt, "nur der Lauf war halt ein bisschen einfacher, er war flüssiger gesetzt. Das hat sicherlich dazu beigetragen, das alles etwas spielerischer ausschaut."

Viele österreichische Ausfälle

Haaser freute sich über die ersten Slalom-Punkte und die kurzzeitige Führung. "Das ist das beste Gefühl überhaupt. Vor so einem Publikum ist es schon cool, ein Rennen zu fahren", erklärte die Tirolerin. Stephanie Brunner, am Dienstag Fünfte im Riesentorlauf, belegte den 20. Rang. Die Vorarlbergerin Katharina Liensberger holte als 22. ihre ersten Weltcup-Punkte überhaupt.

Weniger gut erging es den übrigen Österreicherinnen: Michaela Kirchgasser, Katharina Huber, Chiara Mair, Julia Grünwald und Katharina Truppe fielen bereits im ersten Durchgang aus. "Bei den Technikerinnen braucht es einfach noch ein bisschen Zeit", nahm ÖSV-Sportdirektor Hans Pum seine größtenteils jungen Athletinnen in Schutz. "Gerade da braucht es Geduld. Ich bin mir so sicher, dass uns die Mannschaft noch viel Freude machen wird."

Katharina Gallhuber aus Göstling an der Ybbs konnte wegen eines lädierten Knöchels nicht starten. "Solche Ausfälle tun natürlich besonders weh", meinte Pum. Die Niederösterreicherin war am Vortag im Riesentorlauf nicht ins Ziel gekommen. Mit Carmen Thalmann steht derzeit eine weitere Österreicherin verletzungsbedingt nicht zur Verfügung.

Insgesamt kamen zu den drei Semmering-Rennen laut offiziellen Zahlen 24.000 Zuschauer. Damit wurde ein neuer Rekord erzielt, wie Organisationschef Franz Steiner nicht ohne Stolz verkündete.

(APA/Nikolaus Panny)

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