Ski alpin: Mit jugendlicher Unbekümmertheit nach St. Moritz

Nicole Schmidhofer
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Gleich 16 Österreicher geben kommende Woche ihr WM-Debüt. Die Vorbereitung verlaufe dennoch nach dem Motto "business as usual".

Im 14-köpfigen Damen-Aufgebot des ÖSV für St. Moritz stehen nur vier Läuferinnen, die bereits in einem Bewerb bei Weltmeisterschaften am Start waren, bei den Herren sind es sieben "Erfahrene" von 13. Laut den Trainern soll sich die Vorbereitung für das junge Team nicht groß von jener für ein Weltcup-Rennen unterscheiden. Von den Alt-Stars Michael Walchhofer und Marlies Raich kommen wertvolle Tipps.

Ein junges Team bedeutet "keinen besonders großen Druck", sagte Damen-Rennsportleiter Jürgen Kriechbaum. Die Vorbereitung auf die WM wird sich nicht von jener auf andere Rennen unterscheiden. "Wir werden schauen, dass wir 'business as usual' machen. Wir werden uns so vorbereiten, wie man das bei jedem anderen Rennen auch macht. Dazu zählt natürlich auch, dass wir wissen, was uns dort erwarten wird", weshalb man sich auch die Pistenbeschaffenheit (Schnee, Präparierung) natürlich genau angeschaut habe.

Natürlich führe er mit den Athletinnen Gespräche, aber die fänden laufend statt. "Es ist keine geschlossene Mannschaft, die hinfährt, sondern je nachdem, wie die Leute dann eingesetzt werden. Im Zuge der Vorbereitung auf die Rennen kommen auch die persönlichen Gespräche", erklärte Kriechbaum. Er hoffe, dass es die Neulinge schaffen, unbelastet in die WM zu gehen. "Letztendlich haben wir eine intakte Mannschaft, das spürt man, das Feuer ist da. Letztendlich ist wichtig, dass man das auch zur WM rüberbringt und eine positive Stimmung entsteht."

Fahren ohne Taktik, aber mit Vollgas

"Gewissenhaft", sagt Herren-Chef Andreas Puelacher, aber "wie auf jedes andere auch" wird sich das Herren-Team dem alpinen Winterhighlight auf weißem Grund nähern. "Wir machen die Vorbereitung wie auf ein Weltcup-Rennen. Aber beim Rennen selbst braucht keiner Rücksicht nehmen auf Punkte oder dass er einen WM-Start ergattern will, jeder kann voll drauflosfahren. Das taktische Fahren fällt weg, es gilt nur noch Andrücken bei der WM. Es zählen nur eins, zwei, drei. Da muss jeder von uns Vollgas geben."

Vor den jeweiligen Einsätzen sollen die Athleten aber nicht aus dem normalen Rhythmus herausgerissen werden. Die letzte Vorbereitung der Techniker, die ihre Bewerbe in der zweiten Woche haben, wird in der Nähe von St. Moritz stattfinden, dann wird übersiedelt. "Ein bisserl früher hinreisen, dass man eine gewisse Ruhe hat, dass man den Ort auch kennenlernt. Und dann legen wir los", sagte Puelacher über seine jungen Fahrer Manuel Feller, Marco Schwarz und Co.

Tipps von früheren Weltmeistern

Die Zeit als aktiver Rennfahrer längst vorbei ist für Michael Walchhofer, er kann sich aber noch genau erinnern, wie er 1999 als 23-Jähriger zu seinem WM-Debüt nach Vail gereist ist. Das sei ein Riesenabenteuer gewesen, er habe aber schon damals erkannt, dass man Titelkämpfe vor allem als Chance begreifen müsse. "Ich habe beide Situationen erlebt. Man muss es als Chance sehen, als perfekte Sportbühne", erinnert sich der heute 41-jährige Hotelier. Mit dem Zugang, etwas beweisen zu müssen, habe es hingegen gar nicht funktioniert.

Riesigen Respekt zolle er deshalb etwa Marcel Hirscher: "In Schladming hat man von den Abfahrern immer gehört, dass eine Heim-WM einen Riesendruck erzeuge und dass es deshalb besonders schwer ist. Marcel war hingegen wirklich Favorit, und er hätte sowas sagen müssen, um sich den Druck zu nehmen. Aber man hat von ihm nur gehört, dass die Heim-WM die Möglichkeit schlechthin ist."

Walchhofer ist klar, dass sich bei einer WM psychologisch "sehr viel abspielt." "Deshalb sind auch die Trainer gefordert, dass sie alles so präsentieren, dass das eine Riesenmöglichkeit ist. Dass du die Freude bewahren kannst. Als ich Weltmeister geworden bin, habe ich eine unglaublich Freude gespürt, an diesem Tag dabei sein zu dürfen."

Marlies Raich: "Das Gefühl ist schon anders"

Marlies Raich gab ihr WM-Debüt 2003 in St. Moritz bei jenen Weltmeisterschaften, bei denen Walchhofer Abfahrtsgold holte. "Natürlich ist man aufgeregt. Und der Medienrummel ist mehr als sonst und alles wird ein bissl hochgeschaukelt. Also das Gefühl ist schon anders", erinnert sich die mit Benjamin Raich verheiratete gebürtige Schild.

Ihr Rat an die nunmehrigen Neulinge: "Man sollte bei sich selbst bleiben und sich auf das Wesentliche konzentrieren. Nämlich auf das Rennfahren." Sie selbst habe zunächst in St. Moritz als Kombi-Vierte eine Medaille um zwei Hundertstel verpasst. "Da war ich zutiefst enttäuscht. Und dann war ich im Slalom erstmals in der ersten Gruppe und habe mit Nummer eins gleich eine Medaille gemacht. Das war genial." Die heutige Generation gebe sich cooler, weiß Schild. "Aber tief drinnen sind sie doch alle gleich wie wir."

(APA)

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