Das zehrende Warten auf Gold, der versöhnliche Glanz von Bronze

ALPINE SKIING - FIS Ski WC St. Moritz
ALPINE SKIING - FIS Ski WC St. Moritz(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Christian Walgram)
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Beat Feuz, 30, hielt dem Druck der Schweizer Skination stand, er krönte sich zum Abfahrtsweltmeister. Hinter Erik Guay jubelte Max Franz über Bronze.

Die Ski-WM in St. Moritz hat Sonntagnachmittag mit der Abfahrt der Herren ihren Höhepunkt erlebt, für die Schweizer Gastgeber gipfelte dieser in der Goldfahrt von Beat Feuz. Der 30-Jährige gewann vor Super-G-Weltmeister Erik Guay aus Kanada (+0,12 Sekunden), über Bronze jubelte der Kärntner Max Franz (+0,37). Franz hatte das nötige Glück auf seiner Seite, er distanzierte die ex aequo viertplatzierten Kjetil Jansrud und Patrick Küng um nur zwei Hundertstelsekunden.

Nachdem das Rennen am Samstag aufgrund anhaltenden Nebels nicht gestartet werden konnte, ging es rund 24 Stunden später bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel vor zigtausenden Zuschauern in Szene. Ganz verschwunden war der Nebel allerdings auch diesmal nicht, im oberen Abschnitt des 2633 Meter langen Kurses auf der Engiadina war er erneut hartnäckig. Die Jury verkürzte die Strecke, ließ ab dem Kombi-Start fahren. Die Attraktion „Freier Fall“, mit einer Neigung von 100 Prozent der steilste Abfahrtsstart der Welt, fiel somit aus dem Programm. Ein notwendiger Schritt.

Die Zuschauer störte das nicht weiter, sie sehnten dieses Spektakel herbei, dem auch Tennis-Superstar Roger Federer beiwohnte. Der 17-fache Grand-Slam-Champion war aus dem Skiurlaub in Lenzerheide angereist, sah zum ersten Mal ein Skirennen live. „Das ist fast ein bisschen peinlich, aber meistens bin ich irgendwo anders auf der Welt unterwegs. Ich komme gerne wieder“, sagte Federer, der nicht weniger Applaus erntete als der Sieger des Tages, Beat Feuz.

Thronfolger

Der 1,72 Meter große und 80 Kilogramm schwere Feuz trug die Hoffnungen einer ganzen Skination auf seinen Schultern, er hatte bei der WM-Generalprobe 2016 sowohl Abfahrt als auch Super-G gewonnen. Nun hielt er dem Druck eindrucksvoll stand – eine mentale Meisterleistung.

„Es war schon fast übertrieben, was vor diesem Rennen alles geschrieben wurde. Jetzt bin ich umso glücklicher, dass ich es geschafft habe“, erklärte Feuz, der nach einer schweren Knieverletzung 2012 schon vor dem Karriereende stand und nun für einen erneuten WM-Triumph der Eidgenossen sorgte. Vor zwei Jahren hatte Patrick Küng in Beaver Creek über Gold gejubelt. Feuz ist der insgesamt elfte Schweizer Abfahrts-Weltmeister und tritt in die Fußstapfen von Größen wie Bernhard Russi (1970, 1972) oder Pirmin Zurbriggen (1985).

Erste ÖSV-Medaille seit 2005

Österreichs Ehre rettete an diesem Tag Max Franz. Der Gröden-Sieger agierte bei Großereignissen bislang glücklos, als beste Platzierung stand ein sechster Platz im Olympia-Super-G 2014 zu Buche. Franz, 27, konnte es nach einer gewiss nicht makellosen Fahrt „gar nicht glauben“, dass es zu Bronze reichte.

Die mäßigen Trainingsleistungen hatten im Vorfeld wenig Hoffnung gemacht. „Aber jetzt bin ich überglücklich, es ist echt saucool“, meinte Franz, der Österreichs erster Medaillengewinner in einer WM-Abfahrt seit Michael Walchhofer 2005 (Bronze) ist. Als Erlöser will sich der Speed-Spezialist deswegen allerdings nicht sehen. Außerdem, das Warten auf Gold geht für den ÖSV weiter. Walchhofer (St. Moritz 2003) bleibt weiterhin der letzte rotweißrote Abfahrtsweltmeister.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.02.2017)

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