Kraft: "Im Endeffekt passt es jetzt so ganz genau"

SKI JUMPING - FIS WC PyeongChang
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Nordische WM: Stefan Kraft ist der aussichtsreichste Medaillenanwärter in Lahti, der Skispringer sieht sich gerüstet, vier Saisonsiege geben ihm zusätzlichen Auftrieb.

Bei seiner ersten Nordischen WM vor vier Jahren im Val di Fiemme war er noch ein Nebenakteur, doch bei seiner dritten WM ist Stefan Kraft die wohl größte Medaillenhoffnung im ÖSV-Team für Lahti. Der 23-jährige Salzburger reiste am Dienstag mit vier Saisonsiegen, 13 Podestplätzen und Weltcup-Gesamtrang zwei sowie einer gesunden Portion Selbstvertrauen im Gepäck nach Finnland.

In eine besondere Druck-Situation will sich Kraft deshalb aber nicht setzen. "Lieber fahre ich so hin, als wenn ich keine Chancen hätte", meinte Kraft im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur lachend. Und erinnerte, dass es im Vorjahr bei der Skiflug-WM ähnlich gewesen sei und er dann dort seine besten Saisonsprünge gezeigt habe. "Ich weiß, dass es mir taugt, wenn es um die Wurscht geht. Ich weiß, wie ich damit umgehen muss. Es taugt mir schon, dass ich zu den Favoriten dazugehöre."

Und dies auch dank einer Leistungsentwicklung, die ihn gerade zuletzt in den engsten Goldanwärterkreis brachte. Seit Willingen lieferte Kraft im Weltcup die Ränge 2, 1, 1, 3, 3, 1 und 2. Davor hatte ihn eine Nebenhöhlen-Entzündung zurückgeworfen und zur Absage des Zakopane-Trips gezwungen. Die kleine Auszeit hat ihm zum perfekten Timing seiner Form vielleicht sogar geholfen. "Im Endeffekt passt es jetzt so genau und auch dass ich da einmal krank war und einmal weg war zwei Wochen. Es ist schon ein langer Winter und es kommt auch noch viel, von dem her war die erzwungene Pause vielleicht gar nicht schlecht. Jetzt freue ich mich riesig und bin überhaupt nicht müde."

In den vergangenen zwei, drei Wochen hat sich Kraft auch körperlich verbessert, berichtet er. "Ich bin top vorbereitet und habe meine Sachen beieinander. Es hat in Asien schon sehr gut gepasst", erinnerte Kraft auch an die gelungene Olympia-Generalprobe in Pyeongchang, wo er auf der Großschanze gewonnen hatte und auf der Normalschanze Zweiter wurde.

Und auch mit Lahti verbindet der Ex-Tourneesieger gute Erinnerungen: "Die Schanze mag ich sehr gern, auch wenn ich mir letztes Jahr schwerer getan habe. Da habe ich jeden Sprung versaut außer dem letzten", erzählte der stets gut aufgelegte Kraft lachend. Dafür hat er am WM-Schauplatz vor drei Jahren Rang zwei und 2015 den Sieg geholt, jeweils auf der Großschanze. Und auch mit seinen Teamkollegen einen Sieg (2014) gefeiert.

Kraft könnte bei anhaltend toller Form und fairen Windbedingungen nicht nur in allen vier Bewerben (inklusive Mixed) an den Start gehen, sondern sogar in allen vier Medaillen holen. Allerdings habe man auch bei der alpinen Ski-WM gesehen, dass es auch Überraschungen geben kann. "Da können Leute am Stockerl stehen, die vorher noch nie am Stockerl waren", stellt Kraft fest. "Irgendwie ist es bei der WM genau das Besondere, dass du genau bei dem Wettkampf da sein musst. Ich traue es mir zu, eine Medaille wäre sicher das große Ziel."

Und es muss nicht bei einer bleiben. "Sicher haben wir im Teamspringen große Chancen. Das wird zwar sicher auch eine enge Kiste. Aber es gibt vier coole Chancen und ich hoffe, dass ich mindestens einmal zuschlagen kann." Und vielleicht sogar seinen WM-Medaillensatz nach Team-Silber und Normalschanzen-Bronze 2015 in Falun zu komplettieren? "Wie ich die Medaillen vor ein paar Tagen angeschaut habe, haben wir eh gesagt: 'Silber und Bronze hängt eh schon schön da, es fehlt noch was'", meinte Kraft schmunzelnd.

Dafür müssen an einem Tag alles zusammenpassen, "aber wieso nicht?" Antreten wird er übrigens auf der Jagd nach Gold im neuen silbernen Anzug: Die Farbe hat er erstmals gewählt. Warum? "Ich habe mir gedacht, der (Andreas) Wellinger hat einen Silbernen, der hupft grad gut, also nehme ich auch einmal einen Silbernen."

Glücklich war Kraft darüber, dass wegen des Windes zuletzt in Südkorea auf die kleine Schanze ausgewichen wurde. "Die 90er war normal nicht immer so mein Liebling, aber ich bin dort echt überraschend sehr gut zurechtgekommen. Ein Zeichen, dass es, wenn es gut läuft, überall gut geht."

Doch etwas unerwartet kam für den achtfachen Weltcupsieger, dass auch Rekord-Weltcupsieger Gregor Schlierenzauer schon am Dienstag mit im Flugzeug nach Finnland saß. "Für die WM habe ich mir sicher gedacht, dass er dabei ist, aber dass er jetzt gleich von Anfang an dabei ist, hat mich schon ein bisserl überrascht. Dann muss es ihm echt gut gehen", meint der Pongauer. Schlierenzauer habe aber in Lahti die beste Versorgung und auch genügend Trainingsmöglichkeiten. "Eh gut, wenn wir von Anfang an gleich stark zu sechst sind."

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