Mixed-Team ohne Teamgeist Der Begehr nach mehr Spirit

NORDIC SKIING - FIS WC Lahti 2017
NORDIC SKIING - FIS WC Lahti 2017(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Daniel Goetzhaber)
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Daniela Iraschko-Stolz fordert vor dem Mixed-Bewerb bei der WM in Lahti mehr Zusammenhalt. In Falun 2015 habe es nicht einmal eine Besprechung gegeben.

Lahti. Nicht nur bei der Ski-WM gibt es Mixed-Bewerbe, auch in der Nordischen Abteilung. Dass sie nicht sonderlich ernst genommen werden oder im Ansehen gar nachrangig gereiht sind, wird kein Sportler offen zugeben, zudem gibt es Medaillen zu gewinnen. Ein WM-Titel schmückt jede Vita, also wird heute (16.30 Uhr, ORF eins) in Lahti tüchtig abgesprungen. Zum dritten Mal wird bei einer WM ein Mixed-Skispringen stattfinden.

Aus österreichischer Sicht ist die Ausbeute eher bescheiden. 2013 wurde in Predazzo Silber gewonnen, 2015 in Falun sorgte der vierte Platz für Unwohlsein. Daniela Iraschko-Stolz forderte im Vorfeld daher mehr Team-Spirit im gemischten Bewerb ein. Sie ging im Einzel leer aus, also ist dieses Springen ihre letzte Chance auf eine WM-Medaille. Sie sagt: „Für mich hat der Bewerb eine große Bedeutung. Ich spiele auch gern Fußball, habe gerne Mannschaftssport. Es ist ganz etwas Besonderes, mit Teamkollegen ein Land zu vertreten und vielleicht auch eine Medaille zu holen.“

Man müsse aber ein Team sein, Iraschko-Stolz betonte diesen Begriff besonders. In Falun sei das „nicht der Fall gewesen“. Man müsse nicht zwingend einen Wirbel machen, aber zumindest eine Teambesprechung vor dem Bewerb, gegenseitiges Abklatschen oder Ähnliches wünsche sich die Steirerin schon. Herren-Cheftrainer Heinz Kuttin nahm diesen eigentlich nicht unerheblichen Vorwurf mit einem Lächeln zur Kenntnis: „Wir haben damals einen Weg im Vorfeld abgesprochen, haben keine Medaille gemacht, also war der Weg falsch.“ Diesmal habe man es anders geplant. „Dann werden wir schauen, was danach wieder geredet wird.“ Auch Stefan Kraft, ebenfalls einer der Enttäuschten von 2015, gelobt Besserung. „Wir werden uns etwas einfallen lassen und einen gescheiten Spirit aufbauen“, sagt der Salzburger, der einen Fixplatz hat.

Dennoch, es gibt unterschiedliche Auffassungen von Gemeinsamkeit oder Zusammenhalt. Es zeigte sich deutlich beim Damenspringen, nur die Japaner Noriaki Kasai und Taku Takeuchi hatten Teambuilding betrieben, als einzige Skispringer unterstützten sie die Damen an der Schanze. Und Kraft? „Das letzte Mal habe ich die Mädels auf einer Schanze im November gesehen.“

Dennoch, man habe nachgedacht. Heute geht die Mannschaft gemeinsam Mittagessen. Ein Anfang.


Und Olympia? Mit Mixed-Bewerben kommen Veranstalter und Weltverband dem Anliegen der TV-Stationen nach, mehr Sendezeiten erhöhen die Werbeeinnahmen. Mehr Medaillen erlauben ein erhöhtes Marketing, die Rechnung ist an sich simpel, und es verwundert, warum nicht längst schon das Internationale Olympische Komitee diese Idee aufgegriffen und in sein auf Gewinn ausgerichtetes Spieleprogramm aufgenommen hat. Der Weltverband FIS hat, bislang erfolglos, versucht, den Mixed-Bewerb ins Olympiaprogramm zu hieven, für 2018 hat Pyeongchang die Aufnahme verweigert. Er steht allerdings weiter auf der Agenda des Weltverbands.

„Das wäre ein Traum“, hofft Iraschko-Stolz. Die 33-Jährige wird eine eventuelle Premiere 2022 in Peking aber gar nicht mehr als Sportlerin bestreiten . . .

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.02.2017)

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