Hoffmann neben der Spur

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Olympiasieger Christian Hoffmann wurde von der Nationalen Antidoping-Agentur mit sofortiger Wirkung suspendiert. Die Suspendierung ist eine Folge des seit Mitte Dezember gegen ihn laufenden Dopingverfahrens.

Wien. Wenige Stunden vor dem Jahreswechsel hatten sich die Ereignisse überschlagen: Die Disziplinarkommission der Nationalen Antidopingagentur (Nada) suspendierte den Langläufer Christian Hoffmann mit sofortiger Wirkung bis zum Abschluss des gegen ihn laufenden Dopingverfahrens.

Daraufhin teilte der Oberösterreicher mit, er werde seine Karriere umgehend beenden. Er sehe keine Chance mehr, sich für die Olympischen Spiele im Februar in Vancouver zu qualifizieren. Ein gutes Olympiarennen in seiner definitiv letzten Saison sei sein großes Ziel gewesen, sagte Hoffmann. Weil die Anhörung bei der Nada in Wien erst für den 29. Jänner anberaumt ist und damit nach der letzten Qualifikationsmöglichkeit stattfindet, sei ein Weitermachen sinnlos.

Hoffmanns Anwalt Hans-Moritz Pott ergänzte gegenüber der „Presse“, sein Klient sei angesichts der Vorgänge „verzweifelt, psychisch am Ende und im Kopf nicht mehr frei für den Sport“. Der Anwalt ist überzeugt, dass eine einstweilige Verfügung gegen die vorläufige Suspendierung erfolgreich gewesen wäre. Denn die Maßnahme sei ohne Anhörung des Betroffenen getroffen worden. Durch Hoffmanns Rücktritt aber habe sich dieser Schritt erübrigt.

Überraschend war die Suspendierung für Hoffmann, der seinen Start bei der am Neujahrstag in Oberhof gestarteten Tour de Ski wegen einer Nebenhöhlenentzündung abgesagt hatte, allerdings nicht gekommen. Die Nada hatte bereits im Vorfeld angekündigt, noch vor Jahresende ihre Entscheidung bekannt zu geben. Ob Hoffmann da schon ahnte, was auf ihn zukommt?

Die Suspendierung ist eine Folge des seit Mitte Dezember gegen ihn laufenden Dopingverfahrens. Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt bereits seit Mai gegen Hoffmann wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das Antidopinggesetz. Zwar liegt kein positiver Dopingtest des Olympiasiegers 2002 über 30 km Skating vor, der 35-Jährige aber wird verdächtigt, Miteigentümer einer Blutdopingapparatur gewesen zu sein. Hoffmann soll eine Blutzentrifuge unter anderem mit Exradprofi Bernhard Kohl und unter Vermittlung von Kohls ehemaligem Manager Stefan Matschiner erworben haben. Während Kohl Hoffmann als Miteigentümer genannt hat, soll Matschiner diese Anschuldigung mittlerweile widerrufen haben. Der Langläufer hat immer bestritten, etwas mit dem Ankauf zu tun zu haben. Daher werde er sich „mit allen möglichen Mitteln gegen die Anschuldigungen wehren“, kündigte der Mühlviertler an, der seine beruflichen Zukunftspläne vorerst nicht verraten wollte.

„Sportpolitische Entscheidung“

Heftige Kritik an der Vorgangsweise der Nada kommt von Hoffmanns im Ausland weilenden Anwalt. Er kritisiert, dass sein Klient trotz umfangreicher Stellungnahme und zahlreicher Beweisanträge nicht persönlich einvernommen worden ist. Auch der Zeitpunkt der Suspendierung – das entsprechende Mail der Nada erreichte seine Kanzlei am Nachmittag des Silvestertages – sei kein Zufall: „Da steckt Strategie dahinter, die meinem Mandanten, ohne ihn gehört zu haben, die Chance auf Olympia nimmt.“ Die Nada habe bereits im Oktober Akteneinsicht genommen und hätte längst eine Entscheidung treffen können. Stattdessen habe man Hoffmann trainieren lassen und die Suspendierung zeitlich so gelegt, dass eine Teilnahme an Qualifikationswettkämpfen unmöglich sei. Für Pott ist das eine sportpolitische Entscheidung. Wer hinter dieser „Strategie“ stecke, wollte Pott nicht beantworten, meinte aber, Hoffmann sei „nicht immer ein Liebkind des ÖSV gewesen“ und oft als Eigenbrötler hingestellt worden. Zudem benötige die Politik ein Erfolgserlebnis, das die Causa Hoffmann nun liefern solle.

Bedauern im ÖSV

ÖSV-Langlaufreferent Dietmar Miklautsch meinte gegenüber der Austria Presse Agentur: „Wir haben damit gerechnet, dass die Entscheidung demnächst fallen wird. Man kann ja wegen Olympia nicht länger warten. Wenn es so ist, müssen wir das akzeptieren. Mir persönlich tut es leid.“ Und weiter: „Ich kenne die Hintergründe nicht, ich weiß nicht, was von der Soko Doping an die Nada übermittelt worden ist. Zu mir hat Christian immer gesagt, dass er viele Sachen, die ihm vorgeworfen werden, entkräften kann.“

AUF EINEN BLICK

Christian Hoffmann (* 22. Dezember 1974) gewann 2002 Olympiagold (30 km Skating Massenstart) und mit der Staffel 1999 WM-Gold. Seit Mai ermittelt die Staatsanwaltschaft Wien wegen Dopings gegen ihn.
Am 31. Dezember wurde er von der Nada suspendiert, Hoffmann erklärte daraufhin seinen Rücktritt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.01.2010)

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