Missbrauchsfall Werdenigg: Moser-Pröll spricht sich gegen ÖSV-Generalverdacht aus

Annemarie Moser-Pröll bei der Sportler-Gala 2017
Annemarie Moser-Pröll bei der Sportler-Gala 2017(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Hans Oberlaender)
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Nicola Werdenigg hat in einer Nachrichtensendung ihre Aussage untermauert: "Man hat sich einfach bedient." Annemarie Moser-Pröll bekam von derartigen Vorfällen in den 1970er-Jahren nichts mit.

Ex-Skifahrerin Nicola Werdenigg, Olympia-Vierte in den 1970er Jahren, hat mit ihren Aussagen zu sexuellem Missbrauch im Österreichischen Skiverband für Aufregung gesorgt. In ServusTV sprach die heute 59-Jährige erstmals im Fernsehen über ihre schlimmen Erfahrungen und fand dabei deutliche Worte. "Man hat Machtgelüste ausgelassen und sich einfach bedient", erzählte Werdenigg. "Es war eine Zeit, in der junge Frauen nicht wirklich ernst genommen worden sind. Es war Sexismus pur."

Werdenigg war als Teenager in den Weltcupzirkus gekommen und von einem Teamkollegen vergewaltigt worden. "Ich war allein, die einzige Frau und dann kommt eins zum andern. Zuerst ist es noch lustig, aber irgendwann nicht mehr", sagt sie zu dem Vorfall. Anklagen wolle sie nicht mehr, aber ein Bewusstsein schaffen.

Annemarie Moser-Pröll, Österreichs Jahrhundert-Skifahrerin, kam in der Nachrichtensendung ebenfalls zu Wort und bedauerte den Vorfall. Sie war eine Teamkollegin Werdeniggs, konnte die Anschuldigungen aber nicht bestätigen. "Solange ich im aktiven Rennsport mit dabei war, hat sich bei uns überhaupt nichts zugetragen, nicht das Geringste. Ich hätte mich zu wehren gewusst", wurde die Salzburgerin in einer Vorab-Aussendung zitiert und weiter: "Da gehören zwei immer zwei dazu." Schließlich gebe es auch Annäherungen, die auf Gegenseitigkeit beruhten und führte etwa Marlies und Benjamin Raich an.

Moser-Pröll hält nichts davon, ÖSV-Mitarbeiter jener Zeit unter Generalverdacht zu stellen. "Es tut mir leid für die ganzen Trainer, Betreuer und Serviceleute, die alles gegeben haben, um uns zum Erfolg zu helfen, und jetzt in einem schlechten Licht stehen."

Eine weitere Ex-Läuferin hat inzwischen gegenüber dem "Standard" ebenfalls schwere Vorwürfe erhoben. ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel hat in einer Stellungnahme erklärt, von keinen Missbrauchsfällen Kenntnis zu haben.

(red)

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