IOC schließt Russland von Olympia 2018 aus

Eine Frau hält eine russische Fahne vor dem IOC-Gebäude
Eine Frau hält eine russische Fahne vor dem IOC-GebäudeAPA/AFP/FABRICE COFFRINI
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Als Reaktion auf Staatsdopingskandal ist Russland als Nation bei den Winterspielen in Pyeongchang im Februar nicht erwünscht. Saubere russische Athleten dürfen unter IOC-Flagge antreten.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat am Dienstag anders als vor den Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro für die Winterspiele 2018 in Pyeongchang für einen Ausschluss von Russlands Olympischen Komitees (IOC) entschieden. Das beschloss die 14-köpfige IOC-Exekutive in Lausanne in Reaktion auf Russlands Dopingskandal. Nachweislich saubere russische Aktive werden zur Teilnahme eingeladen.

Dies geschieht "unter strikten Konditionen". Diese Athleten werden unter IOC-Flagge starten. Ein Komplett-Ausschluss blieb Russlands Sportlern damit aber erspart. Alexander Schukow als Präsident des Nationalen Olympischen Komitees Russlands (ROC) kündigte kurz später für russische Sportler an, dass beim Internationalen Sportgerichtshof (CAS) berufen werde. Schukow selbst wurde am Dienstag als IOC-Mitglied suspendiert.

Er gab zudem an, dass russische Olympia-Sportler am nächsten Dienstag (12. Dezember) entscheiden werden, ob sie zu den Winterspielen nach Pyeongchang fahren oder nicht. Zu der "Olympischen Versammlung" sollten die potenziellen Teilnehmer, Trainer und Verbandsvertreter kommen, sagte der Funktionär der Agentur Tass zufolge.

Keine russische Flagge, keine russische Hymne

Die qualifizierten, eingeladenen russischen Sportler sollen nach Beschluss der IOC-Exekutive unter dem Namen "Olympischer Athlet von Russland (OAR)" antreten dürfen. Diese Bezeichnung ist auch als Aufschrift für die Wettkampf-Utensilien dieser Aktiven vorgesehen. Bei Zeremonien wird für sie die Olympia-Hymne gespielt werden.

"Es handelt sich um einen nie dagewesenen Angriff auf die Integrität der Olympischen Spiele und des Sports", sagte IOC-Präsident Thomas Bach. "Diese Entscheidung soll einen Strich ziehen unter die verheerende Episode." Alle sauberen Athleten könnten nun in Pyeongchang eine Brücke bauen. "Ein Olympia-Boykott hat nie etwas gebracht. Ich sehe auch keinen Grund für einen Boykott russischer Sportler, weil wir sauberen Athleten erlauben teilzunehmen."

ÖOC-Präsident Karl Stoss begrüßte das klare Bekenntnis des IOC für einen Schutz der sauberen Athleten.

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Ermittlungen von zwei Gremien

Bach bedauere alle "sauberen Athleten" anderer Länder, die Opfer der russischen Manipulation geworden seien. Das IOC hatte zwei Ausschüsse eingesetzt, um die Dopingvorwürfe gegen Russland noch genauer zu untersuchen. Eines der Gremien unter Vorsitz des Schweizers Samuel Schmid untersucht die Verstrickungen des Staates in das Doping-Programm.

Ein anderer Ausschuss unter dem IOC-Mitglied Denis Oswald prüft die individuelle Beteiligung von Athleten und verhängte bereits eine Reihe von Sanktionen. Das russische Olympia-Team bei den Winterspielen 2014 in Sotschi verlor bisher 11 von 33 Medaillen - darunter viermal Gold - und fiel damit im Medaillenspiegel dieser Spiele vom ersten auf den vierten Platz zurück. Bisher 25 russische Sotschi-Teilnehmer wurden lebenslang gesperrt.

Dem IOC liegen Beweise vor, dass russischen Sportlern mit einem staatlich unterstützten Dopingprogramm zu Medaillengewinnen verholfen wurde. Zentrale Erkenntnisse finden sich im McLaren-Bericht der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), benannt nach dem kanadischen Juristen Richard McLaren.

Zwei Funktionäre lebenslang gesperrt

Russlands Vize-Regierungschef und Ex-Sportminister Witali Mutko wäre da aber wohl nicht dabei. Er wurde vom IOC von Olympia auf Lebenszeit ausgeschlossen. Kurz nach Bekanntgabe dieser IOC-Entscheidungen hieß es aus Moskau, dass das staatliche Fernsehen in Russland wegen des Fehlens einer russischen Mannschaft nicht vom Großereignis aus Südkorea übertragen werde.

Alexander Schubkow, Präsident des russischen Bob-Verbands gab sich über die IOC-Entscheidungen bestürzt. "Ich bin einfach geschockt, was passiert ist und von der Entscheidung von Thomas Bach unser Land und unsere Sportler betreffend." Schubkow waren seine beiden Goldmedaille von Sotschi 2014 aberkannt worden und er lebenslang für Olympia gesperrt.

Vor der Entscheidung des IOC hatte Russlands Staatschef Wladimir Putin vor einer "ernsthaften Schädigung der olympischen Bewegung" gewarnt. Es gebe "zwei Optionen". "Entweder Russland zu zwingen, unter neutraler Flagge anzutreten, oder es überhaupt nicht zu den Olympischen Spielen zuzulassen", hatte Putin erklärt. "Jede ist eine Erniedrigung für das Land".

Die nun gefällte IOC-Entscheidung überschattet auch Russlands Ausrichtung der Fußball-WM vom 14. Juni bis 15. Juli 2018. Mutko steht dem Organisationskomitee des Titelkampfes vor und ist auch Präsident des russischen Fußball-Verbandes. Der Fußball-Weltverband FIFA sieht die Vorbereitungen auf die WM allerdings nicht beeinträchtigt.

(APA/AFP/dpa)

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