Weltcup-Triumph: Hirscher holt "depperten Glasbecher"

Marcel Hirscher feierte zunaechst mit der kleinen Kugel
Marcel Hirscher feierte zunaechst mit der kleinen Kugel(c) REUTERS (Leonhard Foeger)
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Das Weltcupfinale in Schladming wurde ein rot-weiß-rotes Skifest. Marcel Hirscher gewann nicht nur den Riesentorlauf, sondern auch die große Kristallkugel. Denn Beat Feuz lässt den Slalom aus.

Das Planai-Stadion, für die Weltmeisterschaft 2013 bereits gerüstet und umgebaut, wirkte wie ein Kessel, in dem es gewaltig brodelt. Das hatte nicht nur mit der starken Sonneneinstrahlung zu tun, das verursachten in erster Linie die 14.000 Zuschauer, die sich am Samstag, dem Tag des „Finales" des Weltcupfinales, in begeisterte Skifans verwandelten. Am Ende wurde es ein epochaler Triumph in Rot-Weiß-Rot, das letzte Kapitel war an Dramatik kaum zu überbieten. Auf den Tribünen wurden österreichische Fahnen geschwenkt, unten im Zielraum wurde gleich zweimal die Bundeshymne gespielt, Kristallkugeln wurden in den blauen Himmel gestreckt. Und sie blitzten noch greller als das Blitzlichtgewitter der zig Fotografen.

Die „Hirscher-Mania" erreichte ihren Höhepunkt, der 23-jährige Salzburger ist endgültig der neue Liebling der Skifans. Er versetzt die Massen in einen einzigen Freudentaumel. Marcel Hirscher hat Nerven wie Drahtseile, er bot auf der Planai wie schon beim Nachtslalom Mitte Jänner eine tolle Show und sicherte sich mit dem Sieg im Riesentorlauf auch den Gesamtweltcup. Sein Vorsprung auf den Rivalen Beat Feuz beträgt vor dem heutigen Slalom 25 Punkte, und der Schweizer verzichtete Samstagabend auf seinen Start am Sonntag. Damit wird Hirscher heute definitiv das Erbe von Benjamin Raich antreten, der Tiroler hatte 2006 für den letzten ÖSV-Triumph im Kampf um die große Kristallkugel gesorgt.

"Den depperten Glasbecher"

Die kleine Kristallkugel für den Gewinn des Riesentorlauf-Weltcups, die war dem 23-jährigen Salzburger am Samstag bereits nach dem ersten Durchgang gewiss, weil der US-Amerikaner Ted Ligety nach einem schweren Fehler aus dem Rennen war. „Es war brutal", keuchte Hirscher im Zielraum. „Ich habe noch nie so viel riskiert wie diesmal. Seit Mitte Jänner hat doch jeder nur noch über diesen depperten Glasbecher gesprochen. Und jetzt kann ich ihn tatsächlich gewinnen. Das auszublenden ist wirklich nicht leicht. Sicher rechnet man, aber man muss auch die Chance sehen. Es darf halt nichts dazwischenkommen. Heute habe ich mir eingeredet, dass es nicht um mehr geht als im Jänner. Es ist ja schon zweimal gelaufen gewesen, als ich mehr als 200 Punkte Rückstand auf Kostelić hatte. Und jetzt auch nach der Abfahrt am Mittwoch, als ich 135 Punkte hinter Feuz gelegen bin. Kämpfen zahlt sich eben aus, aber Glück brauchst du auch. Sobald ich das Zeug (Anm. Kristallkugel) in der Hand habe, kann man fachsimpeln."
Den rot-weiß-roten Erfolg machten Hannes Reichelt als Zweiter und der Vorarlberger Marcel Mathis als Dritter perfekt. „Es hat aber keine Stallorder gegeben", versichert Reichelt, der zur Halbzeit noch in Führung gelegen ist. „Jetzt kann ich wenigstens beruhigt spazieren gehen, ohne dass mich jemand lynchen will . . ."

Eine Kugel gab es auch nach dem Damen-Slalom zu überreichen, die Siegerin stand allerdings bereits seit einigen Wochen fest. Marlies Schild wurde Dritte, den Rekord von Vreni Schneider muss die Salzburgerin damit in der kommenden Saison in Angriff nehmen. Aber auch diese Bestmarke wird sie knacken. Ganz oben auf dem Podest strahlte Michaela Kirchgasser, die ihren ersten Sieg in Österreich in vollen Zügen genoss. „Jetzt weiß ich, wie der Hase rennt."

>>> Alle Infos im Weltcup-Special

("Die Presse", Printausgabe vom 18. März 2012)

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