Hirscher: "Glaub's erst, wenn ich die Kugel in Händen halte"

Marcel Hirscher
Marcel Hirscher(c) APA/GEORG HOCHMUTH (Georg Hochmuth)
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"Es ist noch total unreal", sagte der neue Weltcup-Gesamtsieger, nachdem sein Erfolg feststand. Hirscher hatte die frohe Botschaft im Radio gehört. Bernhard Russi hält den Salzburger für ein Jahrtausend-Talent.

Gleich zweimal kam Marcel Hirscher am Samstag beim Weltcup-Finale in Schladming in den offiziellen Pressekonferenz-Saal. Nach dem Rennen hatte er sich dort in erster Linie über Riesentorlauf-Kristall gefreut. Nachdem der Slalom-Verzicht des Schweizers Beat Feuz fest gestanden war, durfte der 23-jährige Salzburger dort auch über den Gewinn der großen Kugel sprechen. "Es ist noch total unreal. Ich werde das erst wirklich überreißen, wenn ich die Kugel in meinen Händen halte und sie meins ist", sagte der neue Weltcup-Gesamtsieger am Abend.

Hirscher hatte die Nachricht von seinem Gesamtsieg im Laufe des Nachmittags aus dem Radio erfahren. "Für mich haben sich die Ereignisse heute überschlagen. Deshalb fällt es mir schwer, so schnell Emotionen zu finden", suchte er zunächst noch nach Worten. Der leidenschaftliche Motocrosser verglich die Situation mit einer Führerscheinprüfung. "Da bekommt man zunächst auch nur einen Zettel wo draufsteht, dass du Auto fahren darfst. Es ist ein ähnlich komisches Gefühl."

Dass sich am Ende alles so ausgegangen ist, sei unfassbar. "Und ist irgendwo auch ein ganz neues Lebensgefühl. Wenn etwas so auf der Kippe steht und du das Risiko in den Vordergrund stellst, dann ist das ein Poker, bei dem du alles gewinnst oder alles verlierst. Gott sei Dank hatte ich ein Fullhouse."

Die Freude auf den abschließenden Slalom am Sonntag sei nun natürlich doppelt groß. "Das wird ein schöner Tag, egal ob ich beim ersten oder letzten Tor einfädle. Oder gar nicht", ergänzte der fünffache Slalom-Saisonsieger lachend. "Es wäre jedenfalls perfekt, die Slalomkugel auch noch zu holen. Wenn es nicht gelingt, geht die Welt schon gar nicht unter. Sonst schau ich halt zu und warte auf die Siegerehrung."

Ihm sei klar, dass die Zukunft auch wieder zähe Zeiten bringen werde. In einem Atemzug mit großen Namen wie Karl Schranz, Hermann Maier, Stephan Eberharter und Benjamin Raich genannt zu werden, ist für Hirscher eine "extreme Ehre." "Das sind solche Heroes. Es ist daher irgendwo schon komplett schräg, wenn man unter diesen Namen selber vorkommt und es als Jüngster geschafft hat. Sportlich gesehen habe ich es nun so weit geschafft, dass mein Name in Österreich so schnell nicht mehr zu vergessen ist."

Hirscher, das Jahrtausendtalent

Mit Bernhard Russi hatte ihn ein weiterer Weltcupsieger aus der Schweiz an diesem Tag sogar als "Jahrtausend-Talent" bezeichnet. "Das ehrt mich natürlich, wenn der Bernhard das so sagt. Aber ich selbst würde das so nie sagen", schwächte Hirscher ab. "Kleine Worte, große Taten, das ist irgendwo cooler. Ein Talent habe ich sicher, aber es gibt tausend andere gute Sportler mit einem Haufen Talente."

Gerne sprach Hirscher auch über seinen Vater Ferdinand, der auch sein Betreuer ist. "Wenn wir kommunizieren, verstehen wir uns blind", versicherte Hirscher.

Hirschers weiterer Fahrplan reichte zunächst nur bis Montag. "Sonntag Rennen, am Montag wohl einige Interviews. Und dann möchte ich irgendwann auf Urlaub fahren", legte er sich vorerst eher nur vage fest. Ich freue mich auf den Sommer, ich möchte einen Haufen Spaß haben. Aber wenn man so gut zurechtkommt, ist es irgendwie auch schade, wenn der Winter vorbei ist."

Und mit der Vorbereitung auf die neue Saison gehe das Skileben ohnehin bald wieder in gewohnten Bahnen weiter. Er würde am liebsten da weitermachen, wo er nun aufhört. "Da möchte ich wieder hinkommen. Die Frage ist nur, ob man es wieder so hinbekommt."

>>> Alle Infos im Weltcup-Special

(APA)

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