Marcel Hirscher fühlt sich noch lange nicht als Superstar

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Der 23-jährige Gesamtweltcupsieger war in Wien zu Gast und wurde von seinem Sponsor gefeiert. „Ein Werbespot mit Maier wäre cool.“

Wien. Marcel Hirscher, der Gewinner des Gesamtweltcups und strahlende Skiheld von Schladming, kommt so schnell nicht zur Ruhe. Und der 23-jährige Salzburger ist so ein offener Mensch, dass er am liebsten alle Medien befriedigen würde. Die Gelegenheit dazu bot ihm sein Hauptsponsor. In der Wiener Raiffeisen-Zentrale am Stadtpark sprach er noch einmal zum gespannt lauschenden Volk. „Komplett realisiert habe ich das Ganze sicherlich noch nicht, aber es wird immer besser. Jeden Tag beim Frühstück, wenn ich diesen Glasbecher neben mir stehen habe, ist das schon schwer beeindruckend für mich“, sagte der Annaberger, für den es noch ungewohnt ist, gemeinsam mit anderen Größen des Sports genannt zu werden. „Es ehrt mich, aber in der Reihe der großen Sportstars klingt mein Name noch fremd in der Liste.“

Krankenschwestern als Stars

Marcel Hirscher wirkt befreit, redselig war er immer schon. Nur als Star fühlt er sich nicht. „Wann ist man ein Star? Wer erklärt einen zu einem Star? Ich mich selbst nicht.“ Stars sind für ihn vielmehr ein „Brad Pitt und die Jolie dazu, David Beckham, Rihanna. Das sind Stars und ich möchte auf keinen Fall mit deren Leben tauschen, das sind weltbekannte Menschen.“ Stars seien aber auch andere, eine Krankenschwester zum Beispiel, die jeden Tag andere bestmöglich versorge. Oder ein Arzt. Diesen Vergleich hat Hirscher bereits im Jänner gezogen. An seiner Hochachtung hat sich nichts geändert.

Nicht nur die Fans haben den neuen Hauptdarsteller lieb gewonnen. Der Geschäftsführer der zentralen Raiffeisen-Werbung, Leodegar Pruschak, hat eine Online-Umfrage in Auftrag gegeben, die Resultate sind wenig verblüffend. Die gestützte Bekanntheit liegt bei 71 Prozent, auch ein Imageprofil wurde erstellt. Der neue Skiheld gilt als sehr sympathisch, bodenständig, lässig, cool, extrovertiert, nervenstark, teamfähig, fair. Er wird als großer Siegertyp wahrgenommen. 95 Prozent sehen Hirscher zudem als Vorbild für die Jugend.

Der Salzburger fühlt sich geehrt, wenn er solche Beschreibungen vernimmt. „Es ist eine schwierige Frage, wie am sich selbst positionieren will. Ich versuche genau so zu sein, wie ich bin. Was daraus resultiert sind einige dieser Attribute“, meint Hirscher, der auch noch keinen Beinamen hat, wie ihn aufstrebende Sportler rasch verliehen bekommen und der an ihnen haften bleibt.

„Hermann Maier wurde Herminator genannt. Ich versuche, einen eigenen Weg zu gehen. Hermann ist nicht kopierbar. Es ist nicht so gut, wenn man da eine Ableitung hernimmt.“ Noch nicht entschieden ist, ob es in absehbarer Zukunft einen Fernseh-Werbespot mit Maier und Hirscher geben wird. „Das würde mich schon extrem reizen.“

Der Geschichtenerzähler

Hirschers Erfolge haben auch in den Niederlanden, Heimat seiner Mutter, ein gewaltiges mediales Echo ausgelöst. „Meine Tante schickt mir die meisten Online-Berichte, sie hat auch Geschichten aus den Tageszeitungen eingescannt. Die freuen sich alle riesig. Auch in Holland habe ich eine Titelseite bekommen – das ist schon recht cool. Aber für mich ist das kein Stress, ich erzähle gern meine eigene Geschichte!“ Sie ist noch lange nicht zu Ende.

Auf einen Blick

Hochrufe. Einer Umfrage zufolge werden mit der Person Marcel Hirscher Eigenschaften wie sympathisch, bodenständig, natürlich, lässig, cool, extrovertiert, nervenstark, teamfähig und fair assoziiert. Zudem sagen 95 Prozent der Befragten, dass Marcel Hirscher ein Vorbild für
die Jugend ist.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.03.2012)

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