Julia Mancuso: "Sehe Aksel meist nur im Fernsehen"

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Julia Mancuso, 28, spricht im Interview mit der "Presse" über ihre Beziehung zu Aksel Lund Svindal, seltsame Begegnungen mit Paparazzi, ihr Image als Sexsymbol und das Outing von Lindsey Vonn.

Die Presse: Über österreichische Skifans sagten Sie, dass sie verrückt seien. Inwiefern denn?

Julia Mancuso: Die Österreicher lieben Skifahren und Party, fast jede Läuferin hat ihren eigenen Fanklub. Solche Fans gibt es in den USA nicht. Das ist einzigartig, im positiven Sinn.

Und wie entwickelt sich der Zuspruch für Ski in Ihrer Heimat?

Es werden immer mehr Rennen übertragen, die TV-Quoten steigen. Ein Massenprodukt wird Skifahren in den USA aber nie werden. Das Wichtigste ist, dass Ski olympisch ist. Damit fängt der Amerikaner etwas an.

Abgesehen von den nur begrenzt vorhandenen Resourcen in den USA ist Skifahren ein absolutes Luxusprodukt, oder nicht?

Definitiv. Eine Tageskarte kostet im Schnitt 70 Euro. Dafür geht der Trend Richtung Saisonkarte, die verhältnismäßig günstig ist. Vor ein paar Jahren hast du dafür noch 1100 Euro bezahlt, heute bekommst du sie für 270 Euro und darfst immer außer über Weihnachten und an gewissen Samstagen fahren. Es geht in die richtige Richtung.

Sie touren seit 13 Jahren durch die Weltcup-Geschichte. Haben Sie nicht schon genug vom Leben aus dem Koffer?

Manchmal wird es mühsam, immer von einem Hotel in das nächste zu übersiedeln, aber ich werde immer besser darin (lacht). Ich will nicht jammern, sehe richtig viele, coole Plätze dieser Erde. Aber eines stört mich wirklich.

Und zwar?

Dass wir nicht mehr Pausen zwischen den Weltcups haben. Es wäre wünschenswert, zwischen Bewerben nach Hause fliegen zu können. Es muss ja nicht ein Monat Pause sein, aber hin und wieder ein freies Wochenende wäre nett. Speziell um die Weihnachtszeit ist es stressig.

Wie lange wollen Sie das alles noch mitmachen?

Ich habe mir keine Deadline gesetzt. Die Heim-WM in Vail 2015 ist ein Ziel. Solange ich gesund und schnell bin, sehe ich keinen Grund aufzuhören. Vor allem, wenn mein Freund noch fährt. Ich will nicht allein zu Hause sitzen.

Sie führen seit Jahren eine Fernbeziehung zu Aksel Lund Svindal. Erklären Sie uns bitte, wie.

Es ist eine ganz normale Beziehung. Wobei: In einer normalen Beziehung sieht man sich jeden Tag. Ich sehe Aksel meist nur im Fernsehen (lacht). Aber es ist nicht so kompliziert, wie man es sich als Außenstehender vielleicht vorstellt. Im Winter ist es leichter als im Sommer, da treffen wir uns regelmäßig. Im Sommer verbringt man vielleicht zwei Wochen am Stück, dafür ist man danach wieder einen Monat getrennt.

Sind Sie als Traumpaar auch Ziel der Paparazzi?

Auf Hawaii wurden wir von welchen verfolgt, das war seltsam. Wir landeten auf der Titelseite eines norwegischen Magazins, das einen fünfseitigen Bericht abdruckte. Die Paparazzi sind uns von meinem Haus eine Stunde zum Strand gefolgt, schossen Fotos. Es wurde sogar darüber berichtet, was mir zu Mittag aßen. Sehr seltsam.

Lindsey Vonn hat offen über Ihre Depressionen gesprochen. Hilft dieses Outing dem Skisport?

Es ist wichtig zu wissen, dass auch erfolgreiche Sportler nur verletzbare Menschen sind. Sie sind keine Maschinen.

Was halten Sie von Mikaela Shiffrin, dem Shootingstar der USA?

Mit 17 Jahren so cool zu sein ist beeindruckend. Für den US-Skisport ist es wichtig, dass sie Erfolg hat. In den letzten Jahren hatten wir im Nachwuchs deutlichen Aufholbedarf. Shiffrin kann diese Lücke schließen.

Sie setzen täglich Ihre Gesundheit aufs Spiel. Werden Sie für dieses Risiko gerecht entlohnt?

Das Preisgeld ist fair, wobei ich das Glück habe, tolle Sponsoren hinter mir zu haben. Das Problem ist die Lücke zwischen der Spitze und dem Rest der Welt. Du musst zu den Besten gehören, um gutes Geld zu verdienen. Andererseits sind wir alle privilegiert. In anderen Sportarten wird einem nicht einmal die Unterkunft bezahlt.

Sie gelten als Sexsymbol, wie gehen Sie mit diesem Image um?

Es stört mich weniger als manche Bilder, die man auf Google von mir findet. Da gibt es ja ein paar, auf denen ich halb nackt bin. Ich bin gern die attraktive Frau und zugleich die erfolgreiche Sportlerin, aber alles sollte sich im Rahmen bewegen.

Wissen Sie heute, was Sie in zehn Jahren machen werden?

Oh Gott, da gehe ich auf die 40 zu! Ich hätte gern Kinder, das ist vermutlich der nächste große Schritt in meinem Leben.

Zur Person

Julia Mancuso, 28, zählt im Super-G zum Favoritenkreis. Bei Weltmeisterschaften gewann die US-Amerikanerin in dieser Disziplin bereits Silber (2011) und Bronze (2005). Ihr größter Erfolg ist der Gewinn der olympischen RTL-Goldmedaille 2006.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.02.2013)

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