Die 17-jährige Mikaela Shiffrin wurde im Riesenslalom Sechste und greift nun im Slalom am Samstag nach dem WM-Titel. Trainer Roland Pfeifer glaubt daran.
Schladming/Kofl. Er hat ein kleines, aber feines Team. Roland Pfeifer, Techniktrainer der amerikanischen Skidamen, kann sich bei der Ski-WM in Schladming in aller Ruhe auf Mikaela Shiffrin und Resi Stiegler konzentrieren. Der 48-jährige Feldkircher empfindet das eher als Vor- denn als Nachteil. „Wir trainieren dadurch sehr fokussiert. Vier oder fünf Fahrerinnen sind schon zu viel, beim Gruppentraining kommt dann nur Durchschnitt heraus. Bode Miller, Ted Ligety, Marlies Schild oder eben Shiffrin, sie alle haben immer einzeln trainiert.“
Eine „solide Grundausbildung“ im Kindesalter sieht Pfeifer als das eigentliche „Geheimnis“ bei der erst 17-jährigen Shiffrin, die am Donnerstag mit 2,30 Sekunden Rückstand auf Siegerin Tessa Worley Sechste im Riesenslalom wurde. „Das wilde Wachteln mit den Händen“, wie er es bei vielen Amerikanern sieht, „oder Stürze, das gibt es bei ihr fast nicht. Mikaela kann im Training 15 Läufe fahren und scheidet bei keinem aus. Sie steht nie am Start und denkt, dass so etwas passieren könnte.“
Im Elternhaus gelernt
Die Bezeichnung Jahrhunderttalent lässt Pfeifer für seinen „pflegeleichten“ Teenager aber nicht durchgehen. Er hatte schon einige Jugendliche mit ähnlichem Talent unter seinen Fittichen. Doch der Unterschied zu allen anderen sei, „dass ihr die Eltern beigebracht haben, dass man etwas richtig erlernen muss und sich nicht auf das Glück verlassen kann“, lobte Pfeifer den Fleiß Shiffrins.
Im Slalom am Samstag geht die dreifache Saisonsiegerin als Favoritin ins Rennen. „Wir haben gut trainiert, sie ist in einer prächtigen Form“, weiß Pfeifer. Eine Slalom-Medaille bei der WM sei auch das erklärte Ziel – aber eigentlich hat Shiffrin schon ein ganz anderes ins Auge gefasst. Sie wolle „so schnell wie möglich“ Weltcupsiegerin werden. „Am besten schon gestern“, lächelt Pfeifer über ihre Ungeduld. Um das zu bewerkstelligen, müsse sie bald auch im Super-G und der Abfahrt antreten. „Das werden wir in der nächsten auch versuchen. Das Talent für die schnellen Disziplinen hat sie. Daran habe ich gar keinen Zweifel.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.02.2013)