Ski-WM: Hirscher Slalom-Weltmeister - Bronze für Matt

SKI ALPIN - FIS Ski WM 2013, Slalom, Herren
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Der 23-jährige Salzburger Marcel Hirscher triumphierte im Slalom von Schladming und machte sich damit zum ÖSV-Heilsbringer. Silber an Neureuther, Bronze für Matt.

Schladming. Die Österreicher haben eine neue „Königsdisziplin“ gefunden. Abfahrt war gestern, es lebe der Slalom. Und Rot-weiß-rot. Zum großen Finale der alpinen Ski-Weltmeisterschaft sind über 40.000 Zuschauer gepilgert, sie haben aus der Planai die größte Naturarena gemacht. Schon in den Morgenstunden kletterten sie hinauf auf den Berg, die Massen reichten bis zur Hälfte des Slalomhanges. Damit erlebten in den vergangenen zwei Wochen die Medaillen-Entscheidungen im Ennstal an die 300.000 Zuschauer. Sie alle wollten Marcel Hirscher sehen. Aber den Salzburger nicht nur live erleben – sie wollten ihn vor allem siegen sehen. Gold sollte es sein, Gold wurde es auch.

Es war angerichtet auf der Planai für den heimlichen Höhepunkt dieser Titelkämpfe. Auf den Tribünen herrschte Länderspiel-Stimmung, der beste Slalomläufer der Welt sollte gekürt werden. Schon im Vorfeld deutete viel auf ein Duell zwischen Felix Neureuther und Marcel Hirscher hin. Ein Duell zweier Trainingspartner, ein Duell zweier Freunde – ein Duell der Extraklasse. Wie in diesem WM-Winter schon mehrmals erlebt. Auch bei den City-Events in München und in Moskau. Oder in Wengen.

Marcel Hirscher, der im Teambewerb Österreich zu Gold geführt hat, im Riesentorlauf Silber gewonnen hat, wollte das Rennen so richtig genießen. Das war die Absicht, als er in den Morgenstunden von Annaberg nach Schladming gefahren ist. Aber die Medien haben aus dem letzten WM-Wettkampf ein „Rennen des Jahrhunderts“ gemacht. Eine maßlose Übertreibung, aber am Wochenende herrschte im Ennstal allgemein Ausnahmezustand. Das wird auch dem 23-Jährigen nicht entgangen sein.
Der Salzburger muss Nerven wie Stahlseile haben. „Es gibt kein Muss“, hat er im Vorfeld gesagt. „Aber wenn es normal läuft, dann bin ich schnell. Und wenn es normal läuft, dann bin ich auf dem Stockerl.“ An Selbstbewusstsein mangelt es Marcel Hirscher nicht. Er erfüllte die Erwartungen der Fans bereits im ersten Durchgang, fixierte Bestzeit. Vor Felix Neureuther. Österreich gegen Deutschland haben da wieder einige hineininterpretiert. Dabei sagt Hirscher: „Ich fahre nur gegen die Uhr.“

Im zweiten Lauf patzte zunächst Benjamin Raich. Er fiel nach einem Steher auf Rang 13 zurück. Manfred Pranger schied in seinem letzten WM-Rennen aus. Aber dann setzte sich Mario Matt, der schon zweimal WM-Gold im Slalom gewonnen hat, an die Spitze. Felix Neureuther aber war schneller. Und oben stand nur mehr ein Athlet.
Als Marcel Hirscher die Ziellinie überquerte, brodelte es nicht nur. Die Planai brannte, die Seismografen schlugen aus, der gesamte Ort stand Kopf. Der Draufgänger, der tatsächlich in der Lage ist, sich nichts zu pfeifen, warf sich in den Schnee, rutschte am Bauch herum, ging dann in die Knie. Nicht einmal er konnte begreifen, was er so eben geschafft, aber auch ausgelöst hat.

„Ist nur Spaß und Spiel“

„Ich kann es gar nicht fassen“, meinte Hirscher. „Ich habe das oben mitbekommen, was los ist. Es war heftig. Heftig.“ Dieses Wort fiel gleich mehrmals. „Es ist genial. Genial.“ Auch hier überschlugen sich die Emotionen. „Ich habe versucht mich irgendwie abzulenken und habe mir eingeredet, es geht doch nur ums Skifahren. Um Spaß. Und um Spiel. Ich weiß selber nicht, wie das alles gegangen ist. Und vor dem zweiten Durchgang habe ich mir gedacht: Marcel, bau ja keinen Schas. Fahr intelligent.“

Ins Ziel herangeschossen vom Berg kam Ferdinand Hirscher, um seinem Sohn um den Hals zu fallen. Er herzte ihn innig, ein Stück vom Gold gehört gleichsam auch ihm.  „Das ist ein wunderbarer Tag, mit viel Freude und großer Spannung in der Früh. Wir mussten noch die Manschette am Schuh wechseln. Aber es ist super gegangen. Es war extrem schwierig, aber wir haben die richtigen Entscheidungen getroffen.“ Marcel blieb ruhig bis zum letzten Moment. „Er probiert immer, nicht an Titel zu denken, sondern an die Informationen, die er vom Trainerteam bekommt. Er ist so fokussiert, dass er dann nicht an Medaillen denkt.“

Felix Neureuther fühlte sich nicht als geschlagener Rivale, er freute sich über Silber wie ein kleines Kind. „Ich zeige selten Emotionen oder Gefühle, aber heute war's an der Schmerzgrenze. Endlich habe ich es geschafft, ich bin glücklich und stolz.“ Und scherzte nachher: „Wäre doch nicht gegangen, dass hier ein Piefke gewinnt . . .“
Den rot-weiß-roten Slalom-Triumph rundete der Flirscher Mario Matt ab. „Medaillen wollten viele, ich habe wenigstens Bronze geholt.“

(APA)

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