Ski-WM: „Skifest mit Herz“ als Kassenschlager

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Zwei Wochen lang befand sich Schladming im Ausnahmezustand, das Event begeisterte 300.000 Fans vor Ort und 500 Millionen TV-Zuseher. Eine Studie nennt Hirscher eine „Idealbesetzung für die Werbewirtschaft“.

Schladming/Wien. In Schladming begann am Montag eine neue Zeitrechnung: Tag eins nach der Ski-WM. Wo eben noch Marcel Hirscher ausgelassen seinen Slalomsieg bejubelt und anschließend die Goldmedaille erhalten hatte, wurden unmittelbar nach der schlichten Schlussfeier samt Fahnenübergabe an Vail, den Veranstalter der WM 2015, die ersten Vorbereitungen für den Tribünenabbau gesetzt. Vom „Medal Plaza“ in der Stadt war da schon nichts mehr zu sehen, Container und Bühne waren längst verschwunden. Ende März werden alle Arbeiten abgeschlossen sein, nur noch die UFO-ähnliche Talstation und der 35 Meter hohe „Skygate“-Bogen an das „Skifest mit Herz“ erinnern – und in Schladming wieder beschauliche Ruhe einkehren.

300.000 Zuschauer und zahlreiche Prominenz hatten die elf Bewerbe angelockt. Die Stimmung kochte nicht nur im stets gefüllten Zielstadion, sondern auch vor den Videoleinwänden in der Fanarena und auf dem Hauptplatz.
Während das Publikum dank des umfangreichen Rahmenprogramms auch ohne österreichische Siege bestens unterhalten wurde, durchlebte der ÖSV in diesen zwei Wochen ein emotionales Wellental. Nach einem enttäuschenden Auftakt in den Speedbewerben konnte am Ende zumindest die Anzahl an Medaillen der WM 2011 gehalten werden. Dank eines souveränen Teamerfolges und Hirschers Triumph am Schlusstag standen letztlich acht WM-Medaillen (2 x Gold, 2 x Silber, 4 x Bronze) zu Buche.

Ein zufriedener ÖSV-Präsident

„Wir sind zufrieden, alles hat super funktioniert“, resümierte ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel. Ob es nun wirklich die viel zitierte „beste WM aller Zeiten“ war, wollte der 71-Jährige aber nicht beurteilen. „Da muss man Athleten und Zuschauer fragen, dort liegt die Antwort.“ Den kritischen Stimmen, die nach den ersten Misserfolgen aufgekommen waren, richtete Schröcksnadel aus: „Wir sind immer selbstkritisch. Es geht nicht ums Schönreden, sondern darum, dass Athleten keine Maschinen sind.
Sonst könnte man gleich zur Preisverleihung gehen.“

Für den Skiverband ging es als Veranstalter freilich nicht nur sportlich um Gewinne. 400 Millionen Euro wurden in die WM investiert, Bund und Land waren beteiligt. Auch wenn sich der ÖSV mit genauen Angaben stets bedeckt hält, dürften die Zahlungen von FIS und Rechtevermarkter EBU gemeinsam mit dem Erlös aus Ticketverkäufen, Sponsorengeldern und Merchandising das Pistenspektakel in die schwarzen Zahlen geführt haben.

Sogar al-Jazeera war zu Gast

Unbezahlbar war jedenfalls die Werbung für Schladming und Österreich. 70 Fernsehstationen berichteten aus der Steiermark, selbst der arabische Nachrichtensender al-Jazeera wagte sich in den Schnee. Der ORF erfüllte seine Rolle als Host-Broadcaster, US-Sender baten bereits für Vail 2015 um einen Technologieaustausch.

Rund 100 Kameras fingen das Geschehen in Schladming ein, allein 40 davon auf beiden WM-Pisten. In der Super-Kombination der Herren feierte die Brillenkamera ihre Weltpremiere und ließ Zuschauer das Rennen erstmals aus der Perspektive des Läufers erleben. Weltweit fieberten rund 500 Millionen Menschen vor dem Fernseher mit, allein in Österreich waren es insgesamt 5,23 Millionen. Mit durchschnittlich 1,6 Millionen Zusehern lieferte Hirschers Lauf zu Slalomgold die WM-Topquote.

Der Superstar dieser WM aber heißt Ted Ligety. Der US-Amerikaner setzte mit dreimal Gold (Super-G, Super-Kombination und Riesentorlauf) ein sportliches Ausrufezeichen und kürte sich damit auch zum Preisgeldkönig von Schladming. Mit einem Gesamtgewinn von 120.000 Schweizer Franken, umgerechnet ca. 97.500 Euro, führt Ligety das Ranking vor der Slowenin Tina Maze (1 x Gold, 2 x Silber/80.000 Euro) an. Österreichs Nummer eins, Marcel Hirscher, schaffte es mit dreimal Edelmetall in dieser Kategorie zu Bronze (59.500 Euro).

Fescher, cooler Marcel

Den eigentlichen Gewinn wird Hirscher künftig wohl mit Werbeverträgen verbuchen, die Voraussetzungen dafür bringt der 23-Jährige mit. In einer im Jänner durchgeführten Online-Umfrage von Marketagent.com unter rund 1000 Personen zwischen 14 und 69 Jahren wurden 60 Prominente in vier Kategorien (Sportler, Schauspieler, Musiker, Moderatoren) auf ihre Imagewerte untersucht. Noch bevor Hirscher im WM-Slalom seine wahre Nervenstärke bewies, landete er laut dieser Studie in der Rubrik „Coolness“ klar auf Platz eins und ließ damit sogar ÖFB-Legionär David Alaba (FC Bayern) hinter sich. Zudem wurde der Salzburger auch als attraktiver Sportler empfunden. Bei Sympathie und Vertrauenswürdigkeit konnte er ebenfalls punkten und rangiert in den Top fünf.

Vorläufig liegt Hirschers Priorität aber wieder im Weltcup. Bereits am Sonntag steigt der Riesentorlauf in Garmisch. Die Titelverteidigung im Gesamtweltcup ist weiterhin die beste Werbung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.02.2013)

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