Das Lech und Zürs von Colorado

ALPINE SKIING - FIS Alpine World Ski Championships 2015
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Das noble Skiresort Vail/Beaver Creek freut sich auf die alpine Ski-WM, die am kommenden Montag eröffnet wird.

Skifahren war in Österreich lange Volkssport. Ist es vielleicht auch noch da und dort. Golf hingegen gilt immer noch als elitär, wer nicht Mitglied ist bei einem Klub, der kann keine Turniere bestreiten. Er kann auch sein Handicap nicht verbessern. In Amerika ist Golfspielen nichts Besonderes mehr, war es vielleicht auch nie. Das Skifahren allerdings ist ein teurer Spaß. Wer etwas Spezielles erleben will, der betreibt Wintersport in Colorado. „Vail ist der Gigant der amerikanischen Ski-Landschaft“, heißt es dort. „Sein Nachbar Beaver Creek der Inbegriff eines Luxus-Resorts.“ Die Antwort gleichsam auf Lech und Zürs. Oder so ähnlich.

Das größte Skiresort der USA findet sich fast auf jeder Top-ten-Liste der besten Skigebiete. Jeder, der dort einmal das Glück gehabt hat, ein paar Schwünge zu ziehen, gerät ins Schwärmen. Breite, oft menschenleere Pisten gibt es. Aber noch viel mehr. Nahezu unbeschreiblich sind die Tiefschneeabfahrten im legendären Champagne Powder. Die Bergwälder reichen bis zu den Gipfeln. Ein netter Anblick. Rocky Mountains in Reinkultur.

Beaver Creek, der nobelste Skiort der Vereinigten Staaten, liegt nur 20Autominuten von Vail entfernt. Ein Städtchen, das am Reißbrett entstanden ist. Hier ist Perfektion angesagt. Eine Mischung aus Kitsch, Winterwunderland, Hollywood und Walt Disney. Ein Luxushotel steht neben dem anderen, verkleidet sind sie mit Holz, daher wirken sie wie gigantische Blockhütten. Die Gehwege zwischen den Bars, Restaurants, Cafés und Boutiquen sind – beheizt. Zu den Skiliften führen Rolltreppen. Das bedeutet Skifahren in Colorado. Beim Ausstieg bekommt man den aktuellen Pistenbericht in die Hand gedrückt.

Insgesamt gibt es hier 148 Pisten. Rund die Hälfte ist für den Normalverbraucher vorgesehen. Für den durchschnittlichen Skifahrer. Der Rest ist eher etwas für Könner. Die anspruchsvolleren Abfahrten sind mit Black Diamond gekennzeichnet, die allerschwersten mit Double Black Diamond. Und manchmal findet sich auch ein Schild, auf dem man folgendes zu lesen bekommt: „Experts Only!“ das ist dann die ultimative Herausforderung. Auch ein Totenkopf ziert mitunter diese Schilder. Als Warnung für sich selbst überschätzende Skifahrer.

Die Abfahrtsstrecke der Herren, die legendäre Birds of Prey, zählt zweifellos zu den schwierigsten im Ski-Weltcup. Ein Hermann Maier hat sie besonders geliebt, er war dort auch extrem erfolgreich. Wer dort gewinnen will, muss schon den ganzen Mut zusammenkratzen. Ohne Selbstüberwindung geht gar nichts.

Für die dritte Weltmeisterschaft nach 1989 und 1999 hat man für die Damen eine neue Strecke angelegt. Sie hört auf den Namen Raptor, soll vor allem für Lindsey Vonn zum goldenen Teppich werden. Für sie ist das alles ein riesiges Heimspiel, sie ist in Vail daheim. Und ein riesiger Fan der Region. „Einfach super“, sagt die Freundin von Tiger Woods immer nur. „Vail like nothing in Earth“, heißt ein Werbeslogan. 31 Lifte der modernsten Bauart erschließen knapp 200Pisten. das Beste vom Besten aber sind die sogenannten Black Bowls. Drei Kilometer sind diese Talschüsseln breit, vor allem bei Neuschnee sind sie paradiesisch. Weil es hier feinsten, trockenen Pulverschnee gibt. Die Höhenlage und die Entfernung zum Meer sind dafür verantwortlich. Vail liegt auf 2476Metern, die höchste Liftstation bringt einen auf beachtliche 3527 Meter. Die trockene und eiskalte Luft macht aus dem Schnee dann pulvrigsten „Powder“.

Das Fahren durch die Wälder ist hier erlaubt. Solang es gesittet zugeht. Tempobolzer sind unerwünscht. Wer sich nicht daran hält, der ist seinen Liftpass los. „Gerast wird in Vail und Beaver Creek nur während der WM.“ Das Renngeschehen spielt sich in Beaver Creek ab, Vail ist eher für die Show zuständig. Den Ort hat auch ein Österreicher geprägt – Pepi Gramshammer. Und der alpenländische Stil lässt sich dort nicht verleugnen. Aber Vail hat sich seit der letzten WM 1999 verändert. Es ist noch nobler geworden. Und natürlich noch teurer.

Der Eintritt bei den WM-Rennen ist kostenlos, täglich gibt es Veranstaltungen und Konzerte. Nur wenige Pisten sind gesperrt, „wir wollen eine WM für die Fans sein“, sagt die Präsidentin des WM-Organisationskomitees, Ceil Folz. Erstmals werden die WM-Rennen übrigens an der West- und Ostküste live übertragen. Lindsey Vonn macht's möglich.

Wem der Trubel zu viel werden sollte, der kann nach Breckenridge oder Keystone flüchten. Die Schwester-Resorts liegen zwischen Vail und Denver. Die Fahrzeit auf dem Highway beträgt nur eine halbe Stunde.

MOUNTAINS

Skigebiet: Die Skigebiete Vail und Beaver Creek liegen in einer Höhe zwischen 2476 und 3527 Metern.

Es gibt 193 Pisten, davon müssen über 50 Prozent als schwer bezeichnet werden.

Besonders empfehlenswert für Freunde des Tiefschneefahrens. Der Schnee ist trocken und pulvrig – man nennt das Champagne Powder.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.02.2015)

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