Vails Parade-Österreicher: Gastgeber mit Tiroler Charme

THEMENBILD: ALPINE SKI-WM 2015 IN VAIL/BEAVER CREEK: GRAMSHAMMER
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Pepi Gramshammer, Ex-Skirennläufer in der Ära Sailers und Molterers, ging 1960 als Skipionier nach Colorado. In seinem Gasthof in Vail bewirtet er Stars und VIPs.

Wien/Vail. Seinen Besuchern aus der alten Heimat serviert der Hausherr bevorzugt österreichische Küche, insbesondere der Apfelstrudel gilt als Spezialität des Hauses. Tausendfach werden Schnitzel und Gulasch in den kommenden zwei Wochen über die Tische des Hotel Gasthofs Gramshammer in Vail gehen, und die österreichischen Skistars werden sich im Haus Ski Austria, dem rot-weiß-roten Partyzentrum, ebenso an der viel gerühmten Gastfreundschaft made in Austria delektieren wie Lindsey Vonn und ihr Freund Tiger Woods und VIP-Gäste mit österreichischen Wurzeln wie Arnold Schwarzenegger, Andreas Gabalier, Operndiva Anna Netrebko und Hermann Maier, ein langjähriger Freund des Hausherrn.

Vor der Terrasse seines im gelben Alpinstil gehaltenen Hotels im Zentrum des Retorten-Skiresorts an der Kreuzung Gore Creek und Bridge Street, das ein blaues Hausschild als „Pepi's Platz“ ausweist, sinniert Pepi Gramshammer über seine erstaunliche Karriere als Skipionier in Colorado, als Gastgeber und Mitorganisator der Ski-WM 1989, der ersten von inzwischen bereits drei Weltmeisterschaften in seiner US-Wahlheimat. „In Österreich hätte ich das nie erreicht“, glaubt der 82-jährige gebürtige Kufsteiner.

Sargträger Gerald Fords

Dass der Tiroler, der erst das Käserhandwerk erlernt hat, dereinst einmal vom US-Präsidenten ins Weiße Haus eingeladen werden würde, weil Gerald Ford als dessen Skischüler zu einem Lebensfreund Gramshammers geworden war, und dass er ihn 2007 als einer der Sargträger zu Grabe tragen würde, hätte er sich nie träumen lassen. Er beherbergte einst auch Hollywood-Größen wie Clint Eastwood oder Barbara Streisand in seinem Gasthof, wie er sein Hotel samt Bar und Sportgeschäft im Understatement gern nennt.
2005 zeichnete Wolfgang Schüssel in die USA emigrierte österreichische Skihelden wie Pepi Stiegler, Anderl Molterer, Klaus Heidegger oder Gramshammer im Bundeskanzleramt mit einem Ehrenzeichen aus, einem Eiskristall – eine Anerkennung für die Verdienste um die alte Heimat, die die Lokalgröße in Vail durchaus in Ehren hält. Österreich liegt ihm nach wie vor am Herzen, regelmäßig kehrt er mit Frau Sheika (eigentlich Edith) – einer gebürtigen Villacherin –, den Töchtern Sheika und Kira sowie den Enkeln zum Heimaturlaub nach Tirol und Kärnten zurück. Die neue Heimat will er gegen die alte indes nicht mehr eintauschen, dafür hängt er zu sehr an Colorado, den Rocky Mountains und der US-Mentalität.

Kein Platz im „Wunderteam“

Dabei trat er als Endzwanziger die Reise über den Atlantik eher unfreiwillig an. In den späten 1950er-Jahren erzielte Pepi Gramshammer zwar einige Siege bei FIS-Rennen in der Vor-Weltcup-Ära, an der Qualifikation zur WM 1958 in Bad Gastein und 1960 für Olympia im kalifornischen Squaw Valley schrammte er indessen knapp vorbei. Unter der Ägide des Kitzbühler „Wunderteams“ um Toni Sailer, Andreas Molterer, Hias Leitner, Ernst Hinterseer oder Christian Pravda war die rot-weiß-rote Ski-Nationalmannschaft zu stark besetzt, für einen Newcomer wie Gramshammer war kein Platz frei.
Angezogen von alpinen Skipionieren versuchte Gramshammer sein Glück als Skilehrer in den Rockies – zunächst in Sun Valley in Idaho, später in Colorado und Montana. Eine Weile ging er auch auf die Profitour, ehe er sich vor 50 Jahren mit seiner Frau in Vail niederließ, um ein neues Skigebiet zu bewerben. „Als wir anfingen, war hier praktisch nichts.“

Heute trägt ein Streckenabschnitt auf dem Hausberg in Vail seinen Namen – Pepi's Face –, das Wintersportmuseum würdigt seine Meriten. Obwohl es im leidigen Knie zwickt – ein klassisches Skifahrerleiden –, lässt er es sich nicht nehmen, seine Gäste immer noch zu „Pepi's Wedelwochen“ zur Red Lodge nach Montana zu führen.

Einst brachte er Lindsey Vonns Vater dazu, seine Familie vom flachen Minnesota nach Colorado zu übersiedeln. Nun gilt dessen Tochter als Fenninger-Konkurrentin als große Favoritin für die Speed-Bewerbe – und Gramshammer als einer der Väter ihres Erfolgs. Aus alter Heimatliebe und als Gastgeber des Österreich-Hauses mit Tiroler Charme drückt Pepi Gramshammer zwar den Österreichern den Daumen, doch Lindsey Vonn stürzt ihn in ein Dilemma: In seiner Brust schlagen zwei Seelen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.02.2015)

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