Teambewerb bei Ski-WM: Einzelkämpfer als Teamplayer

ALPINE SKI WM IN VAIL/BEAVER CREEK: TRAINING / KIRCHGASSER (AUT)
ALPINE SKI WM IN VAIL/BEAVER CREEK: TRAINING / KIRCHGASSER (AUT)(c) APA/EXPA/ Johann Groder (EXPA/ Johann Groder)
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Heute (22.15 Uhr) kämpfen drei Frauen und drei Männer gemeinsam um Edelmetall. Österreich will diesen Titel verteidigen.

Vail/Wien. Als siebenter von elf Medaillenbewerben geht auch bei der Alpinski-WM 2015 der gemischte Teambewerb in Szene. Beim einzigen Event, das nicht in Beaver Creek, sondern in Vail stattfindet, tritt Österreich Dienstag (22.15 Uhr MEZ, live ORF eins) als Titelverteidiger und Favorit an. Österreich wird mit dem Sextett Nicole Hosp, Eva-Maria Brem, Michaela Kirchgasser, Marcel Hirscher, Philipp Schörghofer und Christoph Nösig an den Start gehen.

Österreich bekommt es zum Auftakt mit Argentinien zu tun. Die topgesetzte ÖSV-Mannschaft trifft damit im Achtelfinale auf das an 16. und letzter Stelle gereihte Team aus Südamerika. Zu den prominentesten Teilnehmern außerhalb des ÖSV-Teams zählen die US-Starter Ted Ligety, Julia Mancuso und Mikaela Shiffrin, der Deutsche Felix Neureuther und der Russe Alexander Choroschilow. Slowenien tritt ohne Tina Maze an.

Die zwei parallel gesetzten Kurse wurden mit Slalom-Torabständen (11 bis 11,5 Meter) gesetzt, Hirscher und Co. werden mit Slalom-Skiern an den Start gehen. Zwei kleine Sprünge sind zu bewältigen, FIS-Renndirektor Markus Waldner empfahl allen Teams unbedingt das Tragen von Schienbeinprotektoren.

Österreich ist in diesem seit 2005 im WM-Programm aufscheinenden und seit 2011 als Parallelslalom mit Riesentorlauftoren durchgeführten Bewerb aufgrund der klaren Nummer-eins-Position in der Nationenwertung Favorit. Diese Annahme ist aber gefährlich. Denn obwohl vier bis sechs Teilnehmer nominiert werden können, reichen im Fall des Falles ein starker Herr und eine starke Dame, um Gold gewinnen zu können.

Ausgewogenheit

„Deshalb ist von Gold bis zum Aus gleich in Runde eins alles möglich“, warnte Damenchef Jürgen Kriechbaum. Ihm wäre lieber, man würde die Zeiten von zumindest drei oder gleich allen vier Läufern zusammenzählen. „Dann hätte das Ganze echten Teamcharakter.“

Österreich geht aber ohnehin mit der stärkstmöglichen Truppe ins Rennen. Bei den Herren wurden neben Christoph Nösig die beiden Schladming-Weltmeister Hirscher und Philipp Schörghofer nominiert, bei den Damen entschied sich Kriechbaum neben der starken WM-Debütantin Eva-Maria Brem mit Kirchgasser und Nicole Hosp ebenfalls für zwei Champions von 2013.

„Wir wollen das ausgewogenste Team am Start haben“, lautete die Begründung. Österreich kann zudem als topgesetzte Nation immer auf die Nennung des Gegners reagieren und hat daher taktische Vorteile. „Ein guter Start und eine Mannschaft, die mit der Aufgabe wächst, sind das Wichtigste“, erklärte Technikchef Stefan Bürgler.

Dazu kommt: „Man darf sich vom Fahrer auf dem Nebenkurs nicht irritieren lassen. Und man sollte am besten schmerzbefreit sein“, erinnerte Bürgler daran, dass bei diesem dynamischen Sprintbewerb auf Slalomskiern aber mit Riesentorlauftechnik hohe peitschenartige Belastungen auftreten. Kathrin Zettel etwa verzichtet deshalb freiwillig.

Österreich ist die dominierende Nation in diesem jungen Bewerb. Von bisher vier WM-Auflagen hat man zwei (Åre 2007 und Schladming 2013) gewonnen und bei zwei (Bormio 2005 und Garmisch 2011) Silber geholt. 2009 ist der Bewerb ausgefallen. Alles andere als ein Medaillengewinn in Vail wäre eine Überraschung.

In Schladming hat Hirscher mit seinem Antreten im Teambewerb für einen Ruck und das erste Gold dort gesorgt. Das spannende Format und die Begeisterung der Fans haben das Ihre getan, um das lang kritisierten Teamevent zu einem Erfolg werden zu lassen. „Es ist eine Medaille, die genauso wertvoll ist wie jede andere“, wollte Teamchef Hans Pum festgehalten wissen. 25 Tore hat man in Vail in den Kurs am Golden Peak gerammt, der Torabstand ist wegen des längeren und nicht so steilen Hanges etwas größer als in Schladming. Gleich 18 Nationen wollten teilnehmen, nur 16 dürfen fahren. In Schladming hatte Österreich bei 15 Nennungen noch ein Freilos in Runde eins. Startrichter ist wieder Günter Hujara.

Spezialistin Kirchgasser

Österreichs erfolgreichste Teamstarterin ist Michaela Kirchgasser. Als Einzige hat sie nicht nur bereits drei Medaillen, sondern zwei davon auch in Gold gewonnen. Die Salzburgerin ist ergo die erste Fahrerin, die vier Teammedaillen in Folge holen kann.

Von ihren bisher sechs Läufen hat Kirchgasser nur einen (2011) verloren. Mehr Laufsiege im Teambewerb hat lediglich die Schwedin Maria Pietilä-Holmner vorzuweisen, die sieben von acht Duellen für sich entscheiden konnte. Die einzige Niederlage fügte ihr 2013 Kirchgasser zu.

Beim Teambewerb kommt es auch zum ersten WM-Auftritt von Mikaela Shiffrin. Die 19-Jährige aus Eagle-Vail ist neben Lindsey Vonn die zweite US-Lokalmatadorin, allein deshalb sollte es am Nachmittag einen Zuschaueransturm geben.

„Es ist gut, wenn sie mit dem Teambewerb anfängt und in den Rhythmus kommt“, meinte Shiffrins Manager Kilian Albrecht. Die junge Amerikanerin gilt als Favoritin in Riesentorlauf und Slalom, ist aber auch im Team „eine Bank“. „Sie war bis auf Olympia stets mit Abstand die schnellste Fahrerin, ihr taugt das“, traut der Österreicher seinem US-Schützling eine Führungsrolle im Team zu. „Daheim und vor eigenem Publikum einen Teambewerb zu fahren, sollte ihr zudem helfen, sich an die WM-Auftritte vor eigenem Publikum zu gewöhnen.“

Chancen auf eine Medaille rechnen sich auch die Deutschen aus. Nun beginnt auch für Felix Neureuther die WM.

Teambewerb - Die Regeln

Die besten 16 Läner des Nationencups dürfen starten. Jedes Land darf maximal sechs Starter nominieren, davon müssen mindestens zwei Frauen und zwei Männer sein.

Gefahren werden vier K.o.-Duelle. auf einem Parallel-Riesenslalom-Kurs. Wer ein Duell gewinnt, erhält einen Punkt. Das Team mit den meisten Punkten nach vier Fahrten kommt eine Runde weiter. Bei einem Unentschieden werden die Zeiten des jeweils schnellsten Mannes und der jeweils schnellsten Frau eines Teams addiert. Jenes Land mit den kürzeren Laufzeiten steigt auf.

In der Eröffnungsrunde (=Achtelfinale) fährt die Mannschaft auf Platz 1 im Nationen-Weltcup gegen die Mannschaft auf Rang 16 (2 gegen 15, usw.). Österreich geht daher gegen Argentinien an den Start.

Team Österreich: Michaela Kirchgasser, Nicole Hosp, Eva-Maria Brem, Marcel Hirscher, Christoph Nösig, Philipp Schörghofer

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2015)

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