Ski-WM: Doch noch ein großes Finale für die Gastgeber

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Nach Gold durch Ted Ligety im Riesentorlauf war auch Mikaela Shiffrin im Slalom nicht zu schlagen. "Sie ist ein Phänomen."

Beaver Creek/Wien. Für das US-Skiteam war die Weltmeisterschaft in Vail/Beaver Creek keine leichte Sache. Die Österreicher haben das zuletzt vor zwei Jahren in Schladming am eigenen Leib verspürt. Die Erwartungshaltung war enorm groß, aber bei Titelkämpfen holt man sich die Medaillen nicht einfach nur so ab. Lindsey Vonn musste sich mit einer Bronzemedaille zufriedengeben, Bode Miller verletzte sich so schwer, dass er vorzeitig aussteigen musste. Und niemand weiß, ob der Superstar noch einmal in den Weltcup zurückkehrt. Im Finish der WM aber schlug das US-Team dann doch noch zu – holte Gold im Riesentorlauf der Herren durch Ted Ligety und Gold im Slalom durch Mikaela Shiffrin. Für die Gastgeber wurde es ein großes Finale. Sehr zur Freude von Patrick Riml, dem Alpinchef des US-Teams. „Diese zwei Goldmedaillen sind für uns extrem wichtig, das war einfach perfekt. Es ist natürlich eine Zitterpartie, wenn man bis zum Schluss auf die Goldenen warten muss.“

„Sie kann noch viel mehr“

Patrick Riml hat das Glück, über ein Team zu verfügen, das wiederum über absolute Ausnahmekönner verfügt. Vielleicht ist es nicht ganz so breit aufgestellt wie das der Österreicher, aber einige Athleten sind mehr als außergewöhnlich. Ted Ligety ist im Riesentorlauf eine Wucht, er ist in dieser Disziplin bereits dreimal Weltmeister geworden – und Olympiasieger. Das kann Mikaela Shiffrin, erst 19 Jahre jung, im Slalom auch schaffen. Sie hat sich Gold in Schladming 2013 und in Beaver Creek 2015 geschnappt, obendrein ist sie Olympiasiegerin von Sotschi. „Mikaela ist ein Phänomen“, sagt Riml. „Dabei hat sie im WM-Slalom hier nicht einmal das gezeigt, was sie im Training fährt. Das war nur eine solide Leistung, bis sie dann ganz zum Schluss richtig den Turbo gezündet hat.“

Der gebürtige Tiroler zieht also ein erfreuliches Resümee. Für sich und die gesamte Veranstaltung. „Ich glaube, dass viele Leute positiv überrascht worden sind. Die Stimmung bei den Rennen war sensationell. Diese WM war für den Skisport in den USA brutal wichtig und positiv. Und die Bilder sind auch in Europa super rübergekommen. Das war eine richtig lässige WM.“

Unvergesslich auch die Bilder von Mikaela Shiffrin. Zwischen den Durchgängen hatte sie es sich auf einer Couch im Zielgelände bequem gemacht. Sie verspeiste eine Pizza, machte ein Nickerchen, „manchmal bin ich wie ein Bär“, sagt sie. „Es war sehr warm heute – und wenn es zu warm oder zu kalt ist, muss ich mit meiner Energie haushalten. Normalerweise schlafe ich immer um die Mittagszeit. Heute blieb zwischen den Durchgängen so viel Zeit, dass ich auch einfach eine Stunde geschlafen habe. Das Sofa war so bequem, das nehme ich jetzt mit nach Hause.“

„Ich bin kein Partygirl“

Shiffrin hat bewiesen, dass sie im Slalom die absolute Nummer eins ist. In den Minuten vor dem Start zum Finale saß sie zunächst lange im Schnee, um angesichts der neuerlich hohen Temperaturen in Colorado kühlen Kopf zu bewahren. „Ich hab dann noch den Lauf von Frida Hansdotter gesehen und mir gedacht: Das kann ich schneller!“

Ganz begeistert war die Slalomweltmeisterin, die nur wenige Autominuten von den WM-Pisten in Eagle-Vail wohnt, dann von der Siegerehrung. „Das war die lauteste Siegerehrung meiner Karriere.“ Auf eine große Feier aber verzichtete Shiffrin. „Ich bin kein Partygirl, außerdem ist es in den USA erst mit 21 Jahren erlaubt, richtig zu feiern.“ Zudem brach Shiffrin am gestrigen Sonntag schon wieder Richtung Europa auf, am Wochenende geht es mit den Weltcuprennen in Marburg weiter.

Woher sie mit 19 diese innere Kraft nimmt? „Ich habe viele Bücher gelesen, in denen große Helden ihre Erwartungen nicht erfüllen konnten oder enttäuscht wurden. Ich möchte nicht ein weiteres Beispiel dafür sein. Ich glaube, Druck ist das, was du dir selbst machst. Wenn du dich aber gut vorbereitest, kannst du auch liefern. Obwohl der Druck immer vorhanden ist, musst du trotzdem immer das Gleiche tun.“

Die ganz großen Emotionen hat die 19-Jährige bei der Heim-WM nicht gezeigt. „Die Großen feiern ihre Siege immer richtig episch. Lindsey Vonn wirft sich hin, Tina Maze erhebt den Zeigefinger. Ich sehe das auch alles immer. Aber ich kann doch nicht darüber nachdenken, was ich in so einem Fall tun sollte. Außerdem bin ich nicht besonders gut darin, meine Gefühle zu zeigen.“

Ergebnis DAMENSLALOM

G Mikaela Shiffrin (USA) 1:38,48
S Frida Hansdotter (SWE) +00,34
B Sarka Strachova (CZE) +00,77

Platzierungen: 4. Velez Zuzulova (SVK) +00,94 5. Zettel (AUT) +01,02 6. Mielzynski (CAN) +01,50 7. Thalmann (AUT) +02,04 8. Maze (SLO) +02,48.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2015)

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