Ski-WM: Es ist nicht alles Gold, was glänzt

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Bis zur nächsten Weltmeisterschaft 2017 in St. Moritz muss der Österreichische Skiverband bei den Damen und bei den Herren einige Verjüngungsmaßnahmen setzen.

Die Fahnen wurden feierlich St. Moritz, dem nächsten Gastgeber (2017), übergeben, Vail und Beaver Creek haben die alpine WM überstanden, gelungene Titelkämpfe über die Bühne gebracht. Am Schlusstag war's dann doch fast schon zu winterlich, frostige Stimmung aber ist in Colorado nie aufgekommen. Auch bei den Österreichern nicht, sie haben die Weltmeisterschaft mit der Ausbeute von neun Medaillen verlassen. Nur 1962 in Chamonix (15), in Vail 1999 und 1991 in Saalbach-Hinterglemm (elf) war Rot-Weiß-Rot noch erfolgreicher.

Es hätte auf dem sogenannten Champagne Powder durchaus noch mehr sein können, Marcel Hirscher hatte seine dritte Goldene fast schon vor Augen. Und dann bei dichtem Schneetreiben im Slalom als Führender nicht den Durchblick behalten. Eingefädelt – und aus. Grenzwertige Bedingungen für die Besten der Besten. Das nennt man dann Bad Luck. Im Blindflug kann man nicht um eine Medaille mitkämpfen, da gibt es nicht viel zu analysieren. Die letzten vier Läufer waren chancenlos. Aber Hirscher ärgerte sich nicht lang. „Das Rennen ist vorbei. In der Kombination hatte ich ein bisschen Glück, heute eben nicht.“

„Wird neue Gesichter geben“

Die Ergebnisliste des WM-Slaloms war aus österreichischer Sicht dann ernüchternd. Aber ähnliche Resultate hat es auch schon im Weltcup gegeben. Das ÖSV-Slalomteam muss sich neu finden, Mario Matt hat bereits erklärt, bei der WM 2017 in St. Moritz nicht mehr am Start stehen zu wollen. Benjamin Raich dürfte auch eher einen Schlussstrich ziehen. „Du musst spüren, ob doch noch eine Freude hast – und eine Chance. Man kann auch sagen, es ist langsam genug. Alt genug wäre ich ja.“ Auch Reinfried Herbst (12.) wird nach dieser Saison eine Entscheidung treffen müssen.

Österreichs Skiverband ortet in dem Sinn kein Nachwuchsproblem. Und auch keine Slalomkrise. Herren-Cheftrainer Andreas Puelacher behauptet: „Bis zur WM 2017 wird es neue ÖSV-Gesichter an der Weltspitze geben.“ Und man ist sich dessen bewusst, dass es „trotz dieser positiven WM noch viel Arbeit gibt“. Die Ergebnisse bei den FIS-Bewerben und im Europacup würden ihn optimistisch stimmen. Das Wellental sei bereits durchschritten.

Was Marcel Hirscher bei den Herren, das ist Anna Fenninger bei den Damen. Beide decken einige Probleme zu. Und auch das Damenteam steht vor einem Generationswechsel. Nicole Hosp wird nicht jünger, die Tirolerin ist fast 32. „Ewig werde ich nicht fahren“, hat sie auch in Colorado gesagt. Ein Ziel hat sie aber noch: „Ich will unbedingt noch eine Abfahrt gewinnen.“ Möglich, dass Hosp im Sommer ihren Rücktritt erklärt.

Elisabeth Görgl wird demnächst 34, selbst Michaela Kirchgasser steuert auf den 30er zu. Bei Kathrin Zettel, 28, ist alles eine Frage ihrer körperlichen Verfassung. Sie hat sich nach ihrer Hüftoperation wieder herangekämpft, „ich wollte mir das selbst noch einmal beweisen“. Wie lang sie sich den Weltcup noch antut, das ist fraglich.

Marcel Hirscher und Anna Fenninger könnten auch bei der WM 2017 wieder zu den ganz großen Stars zählen. Bode Miller (37) dürfte nicht mehr dabei sein, auch ein Ivica Kostelić (35) – seit Jahren nicht mehr schmerzfrei – nicht mehr. Die Slowenin Tina Maze, 31, dürfte nach dieser Saison aufhören.

Jean-Baptiste Grange wollte seine Karriere auch schon fast beenden, jetzt ist er zum zweiten Mal nach 2011 Slalomweltmeister. Dazwischen lagen ein Kreuzbandriss und jede Menge Bandscheibenprobleme. Fritz Dopfer verletzte sich am Rücken so schwer, dass sein WM-Einsatz fraglich war. Jetzt baumelt Silber um den Hals des gebürtigen Österreichers, der ins Skigymnasiums Stams gegangen ist. In Deutschland wurde er zum Weltklassefahrer. Beim ÖSV, das sagt er selbst, hätte er aufgegeben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2015)

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