Mixed-Springen: In der Anlaufspur vom Blasgerät gestreift

Österreichs Team jubelt
Österreichs Team jubeltAPA-FOTO: BARBARA GINDL
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Österreich gewann im Mixed-Bewerb hinter Japan Silber. Chiara Hölzl, 15, meisterte eine Schrecksekunde mit Bravour.

Für gewöhnlich kommen Skispringer in der Anlaufspur selten mit Wegelagerern in Berührung oder müssen sich auch mit unliebsamen Hindernissen plagen. Doch als Chiara Hölzl, 15, zu ihrem zweiten Sprung bei der Premiere des WM-Mixed-Bewerbes in Predazzo abheben wollte, war kurzerhand Nervenstärke gefragt.

Zwei Serviceleute waren mit ihren Blasmaschinen zu Wege, um die Spur vom Schnee zu befreien. Die Salzburgerin war aber schon unterwegs und eines der beiden Geräte streifte die 42 Kilogramm schwere und 1,52 Meter große Salzburgerin an ihrem Bein. Die WM-Debütantin ignorierte diesen unfassbaren Fauxpas und sprang 98,5 Meter weit.

Hölzls Contenance war der Höhepunkt der zweiten Skisprung-Entscheidung bei dieser WM. Wie am Vortag  Gregor Schlierenzauer im Einzel von der Normalschanze gewann das Quartett mit Jacqueline Seifriedsberger, Hölzl, Thomas Morgenstern und Schlierenzauer Silber. Gold sicherte sich Japan, Deutschland sprang zu Bronze.

Nur eine Schrecksekunde

Hölzl ist damit die jüngste ÖSV-Medaillengewinnerin bei einer Weltmeisterschaft, und war überglücklich: „Das war eine unglaubliche Schrecksekunde für mich“, gluckste der Teenager, „ich habe mich aber nicht irritieren lassen. Es ging doch um die Medaille, und das bei meiner ersten WM . . .“ Lob erntete Hölzl, die als Kleinkind durch ihren Vater zum Skispringen gekommen ist, vor allem von Rekord-Weltcupsieger Schlierenzauer. „Sie hat der enormen Aufgabe standgehalten“, sagte der Stubaier, „sie hat einen unglaublich tollen Job gemacht.“

Damen-Skispringen ist seit 2009 im WM-Programm, 2013 fand nun erstmals ein Mixed-Event statt. Für FIS-Sportdirektor Walter Hofer ist es ein „großer Gewinn für unseren Sport“. 2014 erleben die Damen in Sotschi jedenfalls auch ihre Olympia-Premiere, ob und wann aber der Mixed-Bewerb unter der Schirmherrschaft der Fünf Ringe abheben wird, ist fraglich.

Tiroler wird in Norwegen gefeiert

Mit dem zweiten Skisprung-Silber waren alle Diskrepanzen vom Vortag um Alexander Pointners „Anlaufpoker“ vergessen. Kritiker wähnten Schlierenzauer im Duell gegen den Norweger Anders Bardal im Hintertreffen. Insgesamt 2,4 Meter hatte er in der Anlaufspur durch freiwillige Verkürzungen „verspielt“. Er verlor Geschwindigkeit und damit Weite, auch der Wind spielte nicht mit und Bardal gewann erstmals WM-Gold.

Seinem Trainer, dem Tiroler Alexander Stöckl war das nur recht. Der 39-Jährige gewann in seiner Premierensaison mit Bardal den Gesamtweltcup. Mit der Erfindung der „Stöckelschuhe“ – Anders Jacobsen trug bei der vergangenen Tournee Einlagen – ließ er ebenso aufhorchen. Nun trägt Bardal den WM-Titel. „Wir haben ein tolles Umfeld“, freut sich Stöckl über den Zuspruch. „Skispringen ist aber nicht mit dem Status des Langlaufs zu vergleichen, dieser Sport ist die klare Nummer eins.“
Björgen, Sundby, Northug und Co. genießen enormes Ansehen. Er reiche auch weit über die Glorifizierung der Alpinstars in Österreich hinaus. Darob haben sie alle „Rechte“, was etwa die Extra-Ausstattung im WM-Hotel anbelangt. Beim Betreten muss sich jeder Gast die Hände waschen, alle Teppiche werden täglich zwei- bis dreimal gesaugt oder mit Plastikfolien abgedeckt. Alles nur, damit Keime und Bakterien den Langläufern nicht zu nahe rücken. Diese Idee hat Biathlon-Superstar Ole-Einar Björndalen eingeführt – er tingelt seit Jahrzehnten durch den Weltcup und hat immer seinen eigenen Staubsauger dabei. Dort ist das Gerät auch besser aufgehoben als auf der Schanze . . .

Ergebnis, Mixed-Bewerb

1. Japan 1011,0 Punkte
2. Österreich (Hölzl, Morgenstern, Seifriedsberger, Schlierenzauer) 24,3 Punkte zurück
3. Deutschland 26,1
Weiters:  4. Norwegen 41,7 5. Frankreich 69,8.

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