Nordische WM: Turbulenzen im Adlerhorst

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Während Andreas Kofler seine Koffer packte und vorzeitig abreiste, stellen sich seine Skisprungkollegen Kraft und Co. den Aufgaben in Falun. Die Stimmung ist aber angespannt.

Falun. Andreas Kofler saß munter und lächelnd bei der Pressekonferenz der Skispringer im Rahmen der nordischen WM in Falun. Der Tiroler wird aber nicht am Donnerstag im Einzel von der Großschanze abheben, im Gegenteil: Der Tiroler beendete sein Reservistendasein und trat auf eigenen Wunsch die Heimreise an.

Weder Val di Fiemme 2013, Sotschi 2014 noch dieses Großereignis war für ihn ein positives Erlebnis, er kam nie über die enttäuschende Zuschauerrolle hinaus. Er sah keine Chance zur Besserung, „meine Sprünge sind nicht das Gelbe vom Ei“, sagte der 30-Jährige, packte Tasche und Skier und stapfte erleichtert davon. Der ehemalige WM- und Olympia-Zweite (2006) wolle sich nun in Ruhe in Seefeld auf die weiteren Saisonbewerbe vorbereiten . . .

Koflers Abgang erklärt die gedrückte Stimmung im Adlerhorst. Was sich schon zuletzt im Saisonverlauf angekündigt hat, ist bei der WM in Schweden traurige Gewissheit geworden. Das Adlerteam ist nicht mehr die tonangebende Nation, weder Tourneesieger Stefan Kraft noch sein Zimmerkollege Michael Hayböck, Weltcuprekordsieger Gregor Schlierenzauer (53 Siege) noch der nachgerückte Manuel Poppinger (ersetzt Thomas Diethart) sind tatsächliche Sieganwärter. Zwei Bronzene stehen zu Buche, und es sind auch von der Großschanze andere, allen voran der Deutsche Severin Freund, die Norweger Velta und Fannemel, Peter Prevc (SLO) oder der Pole Kamil Stoch, die als Favoriten gelten.

Kraft, 21, ist Österreichs größte Medaillenhoffnung. Er nützte den Ruhetag, genoss den Eisrallye-Ausflug mit DTM-Piloten Mattias Ekström, der Salzburger blickte aber auch mit Zuversicht auf die anstehenden Aufgaben. „Es ist fein, wenn man eine Medaille hat. Ich will auch auf der Großschanze vorn dabei sein.“ Als Flieger rechne er sich beim großen Bakken etwas aus. „Ich denke, dass ich um die Medaillen mitkämpfen kann. Das ist mein Ziel.“ Es klang wohltuend, von notorisch-monotoner Tiefstapelei hält Kraft nämlich nichts.

Das Kombinieren der Damen

Im Skispringen haben die Damen 2014 den Olympia-Status erreicht, in der nordischen Kombination stehen nun einige Mädchen in den Startlöchern. In Österreich führt die Tirolerin Timna Moser, 15, eine kleine Gruppe an. Sie trainiert in Stams als Einzige mit den Burschen und feierte im Sommer 2014 bei der internationalen Premiere in Oberstdorf einen Doppelsieg.

Lasse Ottesen, FIS-Renndirektor der Kombinierer, bemüht sich um den Aufstieg der Damen in dieser Disziplin. „Im Sommer gab es großes Interesse aus vielen Ländern, ein hohes Niveau. Ich war überrascht“, sagt der Norweger. Ziel sei es, einen Bewerb bei der Junioren-WM zu bekommen und in der Folge einen Kontinentalcup aufzubauen. „Das werden die ersten Schritte sein, aber zu weit darf man noch nicht vorausdenken.“

Moser stammt wie viele bekannte Skispringer aus Absams und geht in Stams zur Schule. Ihr nächstes Ziel ist der Youth Cup nächste Woche in Trondheim. Erst vergangenes Wochenende hat sie bei den Nachwuchsbewerben in Seefeld erneut gewonnen, auch in der Klasse der Jüngeren gab es durch Lisa Eder einen ÖSV-Sieg. „In dieser Sparte stehen wir erst ganz am Anfang“, sagt ÖSV-Direktor Ernst Vettori. „Wenn es mehr FIS-Rennen gibt, hat auch diese Sparte eine echte Chance.“
Schweden musste lange warten, feiert aber nun erstes Gold bei der Heim-WM. Langläuferin Charlotte Kalla gewann über 10 km Skating vor Jessica Diggins (+41,0 Sek.) und Caitlin Gregg (46,9, beide USA). Teresa Stadlober (2:06,1 Min.) wurde 25. (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.02.2015)

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