Nordische WM: Das Los nordischer Veteranen

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Das Adlerteam setzt auf Gregor Schlierenzauer. Kombinierer Mario Stecher, 37, erklärte sein Karriereende.

Falun/Wien. Damit hatte niemand gerechnet, am wenigsten der Skispringer selbst. Silber von der Großschanze ist Gregor Schlierenzauers neuester Schmuck. Seine Formkurve ließ nicht darauf schließen, dass dem Stubaier just bei der nordischen WM in Falun der Knoten platzen, er auf das Podest springen könnte. Doch der 25-Jährige ist nicht umsonst Weltcup-Rekordsieger (53 Erfolge) und mehrfacher Medaillengewinner bei Großereignissen.

Schlierenzauer (128/130 Meter) wurde Zweiter auf der Großschanze, hinter dem Deutschen Severin Freund (134/135,5) und vor dem Norweger Rune Velta (126,5/128,5). Der Tiroler verfügt über die Technik, den Willen, aber mitunter auch über das Glück, sich im entscheidenden Moment zu präsentieren. An dieser Gabe werde er feilen – sein großes Ziel bleibt Olympia-Einzel-Gold.

Vorerst aber wolle er der Mannschaft helfen, am Samstag (18 Uhr, ORF eins) steht zum Abschluss der Springerbewerbe in Falun der Teambewerb an. Einmal mehr ist Schlierenzauer Teil des Quartetts, mit ihm heben Stefan Kraft und mit Michael Hayböck und Manuel Poppinger gleich zwei WM-Debütanten ab. Diese Tatsache lässt aufhorchen, der 25-Jährige ist mittlerweile der Veteran im Adlerteam.

Warten auf das Aha-Erlebnis

Von den unter Cheftrainer Alexander Pointner gefeierten Athleten – sie wurden damals als „Superadler“ gefeiert – ist aktuell nur noch Schlierenzauer (6-mal WM-Gold) in Falun aktiv. Thomas Morgenstern (7 Teamtitel) und Wolfgang Loitzl (6) sind vor bzw. während des WM-Winters zurückgetreten. Martin Koch (2) einige Monate davor, er ist aber als TV-Kommentator vor Ort. Andreas Kofler (3) ist mangels Form einmal mehr vorzeitig von einer WM abgereist.

Siebenmal in Serie haben ÖSV-Teams seit 2005 Gold erobert, Schlierenzauer, der seit 2006 im Weltcup mitspringt, war gleich bei den jüngsten fünf Titeln dabei. Nach der Trendwende mit WM-Silber ist der Tiroler optimistischer. Oft sind es ja nur Nuancen, die das filigrane System eines Skispringers komplett auf den Kopf stellen. „Ich habe für mich das kleine Aha-Erlebnis gefeiert. Ich weiß, es funktioniert, mein System ist effektiv.“
Hochmut ist ob der Dichte und besseren Form anderer Nationen weiterhin fehl am Platz. Wie in allen Einzelkonkurrenzen zuvor ist Österreich nicht Favorit. Deutschland (Olympia-Sieger) und Norwegen springen um Gold, Polen (WM-Dritter 2013), Japan (Olympia-Dritter 2014) und Slowenien wollen auch eine Medaille.

Stechers letzter WM-Auftritt

Als „Super-Mario“ sorgte der Kombinierer Mario Stecher mehrmals für Gänsehautstimmung. Der Teamplayer gewann zwei WM-Titel, zweimal Olympia-Gold, er feierte zwölf Weltcupsiege und war seit Dezember 1993 im Weltcup unterwegs. Seine Erfolge waren begleitet von schweren Verletzungen, Knie- und Knorpelschäden; für die WM in Falun hatte sich der Familienvater, 37, nicht mehr qualifiziert. Er sagt: „Das war meine größte Niederlage.“

Am Freitag nützte er die WM in Schweden dennoch für seinen finalen Auftritt bei einem Großereignis und erklärte sein Karriereende. Er gratulierte Bernhard Gruber, Österreichs erstem Kombinierer-Weltmeister, wählte Familie, Studium und ein Buch als neue Ziele aus und sagte Adieu. „Ich habe neue Perspektiven in meinem Leben, ich habe diese Ruhe zuletzt sehr genossen.“ Mario Stecher hat somit „das Ziel erreicht“.

Am Freitag stand die Falun-WM ganz im Zeichen der Langläufer, die 4-mal-10-km-Staffel der Herren war einer der Höhepunkte der Veranstaltung. Es ist stets das Duell der beiden Erzrivalen, doch nicht Gastgeber Schweden feierte vor 40.000 Zuschauern den so sehnsüchtig erhofften Triumph, sondern einmal mehr Norwegen – Schlussläufer Petter Northug behielt im Schlusssprint mit 0,6 Sekunden die Oberhand. Bronze gewann überraschend Frankreich.

Eine ÖSV-Staffel war nicht am Start. Das ist auch insofern schade, weil sie sicherlich mit großem Applaus von allen Schweden begleitet worden wäre. Denn Österreich war es in Ramsau 1999 als bislang letzter Nation gelungen, Norwegen bei einer WM zu besiegen . . .

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2015)

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