Hutchison schnappt sich Orange um eine Milliarde Euro

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Symbolbild(c) BilderBox (BilderBox.com / Erwin Wodicka)
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Die Übernahme des drittgrößten Netzbetreibers ist nach monatelangen Verhandlungen unterschriftsreif. Die Konsolidierung des heiß umkämpften Handymarkts muss aber noch von den EU-Kartellbehörden genehmigt werden.

Wien. Wochenlang wurde taktiert, lobbyiert, spekuliert – jetzt ist der größte Deal auf dem heimischen Telekommarkt seit vielen Jahren so gut wie fix: Der kleinste Mobilfunker Hutchison („3“) kauft den nächstgrößeren Orange. Bis auf einige offene Details haben sich die Hongkonger Hutchison-Gruppe und die Orange-Eigentümer France Telecom und Mid Europa Partners geeinigt. Der Vertrag soll in den nächsten Tagen unterzeichnet werden, erfuhr „Die Presse“.

Orange-Chef Michael Krammer meinte zur „Presse“ dazu nur: „Das kann ich offiziell nicht kommentieren.“
Der Kaufpreis liegt bei knapp 1,4 Mrd. Euro. Allerdings geben die Chinesen aus kartellrechtlichen Gründen die Orange-Billigmarke „Yesss!“, Frequenzen und Funkstationen an die Telekom Austria („A1“) ab und sollen dafür zwischen 300 und 400 Mio. Euro erhalten. Das heißt, dass Hutchison Orange um knapp eine Mrd. Euro bekommt.

EU muss noch prüfen

Trotz dieses schon ausgehandelten Pakts ist der Vertragsabschluss nur der erste Schritt auf dem Weg zu einem Mobilfunker, der mit rund 3,5 Millionen Kunden und einem Marktanteil von 28 Prozent an die Nummer zwei, T-Mobile, aufschließen würde. Denn die EU-Wettbewerbshüter müssen der Übernahme noch zustimmen. Beobachter gehen davon aus, dass es zu einer vertieften Prüfung kommt – auch wenn der Wettbewerb mit drei großen Mobilfunkern und zwei Billigmarken (neben „Yesss!“ gibt es noch „Bob“ der Telekom Austria) gegeben wäre. Auch der Kauf von Tele.ring durch T-Mobile im Jahr 2005 wurde von Brüssel genau unter die Lupe genommen.

Laut dem jüngsten Telekom-Monitor des Regulators RTR führt „A1“ mit 41,3 Prozent Marktanteil vor T-Mobile mit 30,8 Prozent. Orange kommt auf 18,7 und „3“ auf 9,2 Prozent Marktanteil. Als Nachzügler hat „3“ nie den Anschluss an die etablierten Anbieter geschafft. Das Unternehmen schrieb – auch wegen der hohen Investitionen in das Netz – Verluste. 2010 gab es erstmals ein positives Betriebsergebnis, allerdings wurde das Netz an die China Development Bank verkauft und zurückgeleast.

Ultramodernes Netz

Was den Handyzwerg so interessant macht, ist sein ultramodernes Netz: Es war von Anfang an für den 3G-Standard ausgelegt, der mobiles Internet ermöglicht, und ist für die nächste Technologiegeneration 4G vorbereitet. „3“ hat erst zu Jahresbeginn eine Netzkooperation mit T-Mobile bekannt gegeben. Das wurde in der Branche auch als „Zuckerl“ gewertet, um den Deutschen die Zustimmung zum Zusammenschluss von „3“ mit Orange zu erleichtern.

Prinzipiell wird der Kauf von Orange in der heimischen Telekomszene begrüßt. Der harte Preiskampf hat Österreich zwar die niedrigsten Handytarife in Europa beschert – binnen fünf Jahren sind die Preise für Telefonieren, SMS und Datendienste um rund 60 Prozent gefallen. Aber damit ist angesichts der Marktsättigung auch die Ertragslage stark unter Druck geraten. Deshalb wird die Konsolidierung, die mit dem Tele.ring-Kauf begonnen hat, durchwegs positiv bewertet.

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