Handy-Trends: Kein Ende der Riesen-Displays

HandyTrends Kein Ende RiesenDisplays
HandyTrends Kein Ende RiesenDisplays(c) REUTERS (� Gustau Nacarino / Reuters)
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In wenigen Tagen startet die Branchenmesse MWC. DiePresse.com hat anlässlich dessen einige Trends und Entwicklungen zusammengefasst.

Der Mobile World Congress (MWC) in Barcelona stellt für die Mobilfunkbranche den Höhepunkt des Jahres dar. Nahezu alle namhaften Hersteller und Netzwerk-Anbieter versammeln sich dort, wobei es auch immer wieder spannende Neuvorstellungen gibt. DiePresse.com wird vor Ort sein und berichten. Es zeichnen sich aber schon im Vorfeld einige Trends und Entwicklungen ab.

Bildschirmgrößen wachsen weiter


Eine Sache, die sich leicht beobachten lässt, ist das nicht enden wollende Wachstum der Displaygrößen. Geräte wie das Galaxy Note 2 mit ihren Bildschirmdiagonalen jenseits der fünf Zoll sind nicht nur auf dem Markt, sondern verkaufen sich auch gut. "Die Frage ist immer: Wozu nutzt man das Ding?" sagt Damian Izdebski, Gründer und Geschäftsführer des Computerhändlers Ditech, der auch Smartphones vertreibt. Er selbst nutzt ein Gerät mit mehr als fünf Zoll Diagonale, da er nach eigenen Angaben kaum damit telefoniert, sondern es für Websurfen und E-Mail nutzt.

Faltbare Displays als Zukunftshoffnung


Auch Jan Trionow, Chef des österreichischen Mobilfunkers 3, sieht den Trend zu großen Displays. "Diese Spirale nimmt derzeit kein Ende", sagt der Manager. Der Grund ist einleuchtend: "Die Kunden wollen das." Für die neuen Geräte, die man zum und nach dem MWC erwarten kann, sieht Trionow "von allem etwas mehr" kommen. Konkret bedeute das mehr Prozessorleistung, Speicherplatz und höhere Auflösungen. Richtig bahnbrechende Technologien erwartet er aber nicht in nächster Zeit. Spannend könnten laut Trionow aber die Entwicklungen bei flexiblen Displays sein. Er denkt dabei unter anderem an Tablets, die man ohne Beeinträchtigung des Touchscreens zusammenklappen und dann als Smartphone nutzen könne. Mehrere Hersteller, darunter Nokia und Samsung, forschen in diesem Bereich bereits intensiv.

Samsung dominiert den Markt


Izdebski sieht bei seinen Kunden weniger die Auflösung als Thema als die Akkuleistung. Generell seien aber die Top-Spezifikationen mehr für technikaffine Kunden interessant. Mit rund 30.000 verkauften Smartphones im Jahr 2012 (was rund sieben Prozent des Gesamtumsatzes des Unternehmens entspricht) hat Ditech hier schon einiges an Erfahrung sammeln können. Im Vergleich zu den Mobilfunkern gibt es aber ein Gerät, das der Händler kaum verkauft: Apples iPhone. Für Umsatz sorgen dafür Modelle des koreanischen Herstellers Samsung. Diese bewegen sich in der Größenordnung von 18.000 verkauften Stück. Auch bei 3 sieht man diese Entwicklung. Genaue Zahlen könne er nicht nennen, sagt Trionow. Die "Größenordnung von 60 Prozent" Samsung-Anteil an den verkauften Geräten würde aber stimmen.

Nexus 4: Bestände "verdampfen"


Seit Herbst sorgt bei Android-Fans das aktuelle Flaggschiff-Modell Nexus 4 für großes Interesse. Das können auch Trionow und Izdebski bestätigen. Lagerbestände des Smartphones würden "innerhalb von Minuten verdampfen", berichtet der Ditech-Chef. Laut seinen Angaben wurden bisher fast 3000 Stück des Geräts ohne Vertrag verkauft.

Trend zu vertragsfreien Geräten


Izdebski sieht generell einen großen Trend zu vertragsfreien Smartphones ohne SIM-Lock. Das liege auch daran, dass die Benutzer selten wirklich zwei Jahre mit einem solchen Mobilgerät verbringen. "Die Kunden rechnen immer mehr nach", sagt Izdebski. Die Gesamtkosten für ein sogenanntes "Null-Euro-Gerät" seien einfach höher als wenn man sich das gewünschte Modell vertragsfrei kauft und einen SIM-Only-Tarif dazu nimmt. Auch Trionow bestätigt diesen Trend. Es gebe aber immer noch eine starke Nachfrage nach den gestützten Geräten.

Positive Überraschung Windows Phone 8


Während Googles Android-System und Apples iPhone den Markt dominieren, ist Microsofts Windows Phone noch weit abgeschlagen. Hier scheint aber zunehmendes Interesse bei den Kunden zu bestehen. Während Trionow noch von verhaltenem Wachstum bei 3 berichtet, sieht Izdebski mehr Potenzial. Sein Unternehmen sei von der Entwicklung der Verkäufe "überrascht" worden. "Wir hätten das nicht erwartet", sagt der Manager. Er ist überzeugt, dass die Unkenrufe in diversen Fachmedien zu früh waren: "2013 ist das Jahr von Windows." Ins selbe Horn stößt auch Andreas Bierwirth, seit Herbst Chef von T-Mobile Austria. Er sieht im aktuellen Windows Phone 8 eine konkurrenzfähige Plattformübergreifende Technologie.

Noch kein Durchbruch für Handy-Bezahlung


Beim Thema Technologie wurde schon vor Jahren NFC beim MWC angeschnitten. Die Abkürzung für die Übertragungstechnik "Near Field Communication" wurde schon vor zwei Jahr auf der Mobilfunkmesse als Zukunftsträger für kontaktloses Bezahlen per Smartphone präsentiert. Aber noch immer gibt es den großen Durchbruch nicht. Dieser werde laut Trionow "noch länger nicht" kommen. Bierwirth sieht hier den Bedarf nach einem einheitlichen Standard für Bezahlungen, der schlicht und einfach noch nicht gegeben sei. Für Izdebski waren die diversen Smartphones mit NFC "ihrer Zeit voraus". Sein Unternehmen setze noch nicht auf die Technologie, aber "wenn es Sinn macht, sind wir die ersten".

Für Trionow geht es bei NFC nicht nur darum, Geräte mit den entsprechenden Funktion zu verkaufen. Neben mobilem Bezahlen schweben ihm Dinge wie Ticket-Kauf oder Loyalitätsprogramme vor. Man müsse sich überlegen, wie man mit NFC Umsatz machen könne. Dass die Technologie sich verbreiten werde, bezweifelt er nicht: "Jeder glaubt an das Thema."

Ab Herbst neue Technologie landesweit möglich


Eine bereits in anderen Ländern verfügbare Technologie, der für Datenübertragung optimierte Funkstandard LTE, wird in den nächsten Monate eine immer wichtigere Rolle in Österreich spielen. Noch könne man keine landesweite Versorgung gewährleisten, sagt Trionow. Das soll sich aber mit der kommenden Frequenzversteigerung im Herbst ändern. Dann werden die Mobilfunker die Möglichkeit erhalten, nicht nur auf dem eher für Ballungszentren geeigneten Frequenzband von 2,6 GHz LTE auszuspielen, sondern auch auf dem bisher nur für GSM genutzten 1800-MHz-Band. Bierwirth sieht hier noch großen Investitionsbedarf für den Netzausbau. Die Mobilfunker wollen dann über die Qualitätsschiene punkten.

Video macht Großteil des Datenverkehrs aus


LTE ist aber auch langfristig günstiger für die Betreiber, erklärt Trionow. Die Kosten pro Megabyte könnten damit deutlich gesenkt werden. Aktuell transportiere 3 über sein Mobilfunknetz 3,4 Petabyte an Daten. Rund die Hälfte davon würden für die Übertragung von Videoinhalten genutzt, sagt der Geschäftsführer. 3 bietet zwar selbst eigene Videodienste an, die von Google kontrollierte Online-Plattform YouTube mache aber einen signifikanten Anteil aus. Unter anderem deswegen haben sich Google und Orange Frankreich auf eine Ausgleichszahlung des Webkonzerns an den Netzbetreiber geeinigt. Ob etwas derartiges auch in Österreich kommen könnte (immerhin hat 3 Orange aufgekauft) könne er noch nicht abschätzen, sagt Trionow. Die Abgeltung dieser Leistungen sei aber "ein Grundsatzproblem der Branche".

(db)

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