Riesen-Smartphones: Das Maß ist voll

(c) Bloomberg (David Paul Morris)
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Mit dem iPhone 6 Plus bietet nun auch Apple als letzter großer Smartphone-Hersteller ein Gerät mit mehr als fünf Zoll Bilddiagonale an. Viel größer geht es bald nicht mehr.

Die Zeiten, in denen die prestigeträchtigsten (und teuersten) Mobiltelefone die kleinsten waren, sind lange vorbei. Frei nach dem olympischen Motto „schneller, höher, stärker“ sind aktuelle Top-Smartphones inzwischen nicht nur im übertragenen Sinn über sich hinaus gewachsen. Galt im Jahr 2007 das erste iPhone mit seinem 3,5-Zoll-Touchscreen noch als groß, ist es geradezu winzig im Vergleich zu vielen Geräten, die in den letzten Jahren herausgekommen sind. Hatte Apple diese Modelle (siehe Beispiele am Rand) in offiziellen Präsentationen bisher immer als zu groß abgetan, ist nun auch der kalifornische Hersteller auf den Zug aufgesprungen. Das Dienstagabend vorgestellte iPhone 6 Plus kann mit einer Bildschirmdiagonale von 5,5 Zoll aufwarten und passt damit nicht mehr so einfach in jede Hosentasche.
„Zu groß für ein Telefon, zu klein für ein Tablet“, so wurde 2010 über das Dell Streak, einen der ersten Vorstöße in die stellenweise Phablet genannte Geräteklasse jenseits der fünf Zoll, geunkt. Es war zu klobig und schon damals technisch veraltet, um ein Hit zu werden. Dass Dells Idee gar nicht so falsch war, bewies Samsung ein Jahr später mit dem ersten Galaxy Note. Schlanker, leichter und auf der Höhe der Zeit, wurde das Gerät trotz seiner großen Dimensionen zu einem Kassenschlager. Es dauerte nicht lange, bis viele andere Hersteller nachzogen.

Hinten nach. Dass Apple jetzt auch in diese Sphären vorgestoßen ist, beweist eines: Die Innovationsführerschaft hat das Unternehmen bereits an andere abgegeben. Alles, was technisch im iPhone 6 Plus und dem kleineren iPhone 6 steckt, kennen Nutzer von Android und Windows Phone (das dem Vernehmen nach von Microsoft demnächst umbenannt werden wird) schon seit Jahren. Und die zeitgleich mit den neuen iPhones vorgestellte Apple Watch ist auch ein Beispiel dafür, dass der Hersteller mehr beim Aufholen als in Führung ist. Denn der aktuelle Smartwatch-Hype wurde von der Konkurrenz ausgelöst.
Dementsprechend groß ist die Häme, die Apple in sozialen Netzwerken entgegenschlägt. Doch das Muster ist bekannt. Egal ob es ein neues iPhone oder ein neues Android-Gerät ist, binnen kürzester Zeit kriechen Freund und Feind aus den Löchern und hämmern mit wenig Wissen und viel Überzeugung in die Tasten. Beziehungsweise immer mehr auf die Touchscreens. Und da diese für Smartphones immer größer werden, kann man inzwischen sogar schon bequem mit beiden Daumen gleichzeitig tippen.
Auch wenn es derzeit so aussieht, als würden die großen Sprünge im Mobilgeschäft nicht mehr aus dem Apple-Hauptquartier kommen, so müssen sich CEO Tim Cook und seine rund 98.000 Mitarbeiter noch keine Sorgen um ihren Job machen. Die ersten Rückmeldungen zu Vorbestellungen für das iPhone 6 und iPhone 6 Plus brechen laut Apple alle bisherigen Rekorde. Doch was wird der nächste große Wurf bei Smartphones? Noch größer können die Displays nicht mehr werden, ab sieben Zoll spricht man schon von Tablets. In dieser Hinsicht ist das Maß also voll.

Details. Als nächstes werden sich die Hersteller auf gekrümmte Displays konzentrieren. Auch hier ist Samsung mit dem Galaxy Note Edge einmal mehr vorgeprescht. Doch auch das verbessert das mobile Erlebnis nur in Teilbereichen. Aber wer weiß, vielleicht zieht Apple in ein paar Jahren nach. ?

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