„Neue Marke und Super-Vertrieb“

ORANGE-CHEF MICHAEL KRAMMER
ORANGE-CHEF MICHAEL KRAMMER(c) HANS KLAUS TECHT / APA / picture (HANS KLAUS TECHT)
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Der von Ex-Orange-Chef Michael Krammer entwickelte Handy-Diskonter Hot mischt mit 550.000 Kunden die Branche kräftig auf. Trotz Marktsättigung gibt es noch Potenzial.

Wien. Der Karpfenteich ist schon extrem dicht besetzt. Mit einer Marktdurchdringung von 151 Prozent – was praktisch eineinhalb Handys pro Einwohner entspricht – ist Österreich eines der Top-Handyländer in Europa. Dennoch hat es der Diskonter Hot geschafft, in nur 15 Monaten seit dem Start im Jänner 2015 kräftig umzurühren und 550.000 Kunden zu gewinnen. Wie man das macht? „Man braucht eine neue Marke mit viel Glaubwürdigkeit, die haben wir kreiert, und wir haben mit Hofer den denkbar besten Vertriebspartner“, sagt Michael Krammer zur „Presse“.

Krammer, schon fast ein Urgestein in der Telekombranche, war Chef von Telering und dann von Orange, bis zur Übernahme durch Hutchison („3“). Danach hat er seine eigene Firma Ventocom gegründet, die Hot betreibt. Die Fusion von Orange mit „3“ hat den Einstieg nicht nur für die Ventocom erst so richtig möglich gemacht. Denn die EU hat damals die bestehenden Netzbetreiber Telekom Austria, T-Mobile und „3“ verpflichtet, ihre Netze für sogenannte virtuelle Betreiber (MVNO) zu öffnen. Inzwischen gibt es schon eine ganze Reihe solcher „Untermieter“ – neben Hot etwa die zur Telekom gehörenden Marken Bob und Yesss, das zu „3“ gehörende Eety, darüber hinaus UPC und Spusu von Mass Response. Aber keine ist so erfolgreich wie Hot, das sich des Netzes von T-Mobile bedient.

Was so einfach klingt, war beinhartes Kalkül: „Uns war klar, dass wir etwas Neues machen mussten – auch im Diskont.“ Dass Hofer von Yesss zu Hot gewechselt ist, hat die Beliebtheit Krammers bei der Telekom nicht gerade erhöht.

Mit Kampftarifen hat er schon bei Telering die Branche gehörig durcheinandergewirbelt. Dazu kommen daher noch andere Zuckerln: Es gibt keine Nebengebühren und eine kostenlose Service-Hotline. Besonders eingeschlagen hat laut Krammer, dass man sämtliche Services online erledigen könne, so etwa auch den Prepaid-Vertrag aufladen/verlängern. „Damit hat der Kunde die absolute Kostenkontrolle.“ Die Ventocom wiederum hat keine Zahlungsausfälle. Wenn das Guthaben verbraucht ist, ist einfach Schluss mit Hot. Viele Hot-SIM-Karten würden auch schon genützt, um Haushaltsgeräte wie den Kühlschrank, die Alarmanlage oder die Heizung zu steuern.

Die Kostenkontrolle sei zudem der Grund, warum Hot bei vielen Eltern (für das erste Handy ihrer Kinder) so gut ankommt. Das Gros der Kunden kommt jedoch von den drei Platzhirschen. Das spiegeln auch die Rufnummer-Mitnahmen wider. Ein Drittel von diesen entfalle auf Hot. „Österreich hat mit zehn bis 15 Prozent die höchste Wechselbereitschaft in Europa, auch das ist dem harten Wettbewerb geschuldet. Davon profitieren wir“, erklärt Krammer.

Wann knackt Hot die Millionenmarke? „Die zweite Halbzeit ist deutlich schwieriger“, sagt Krammer, der seit November 2013 auch Präsident des Fußballklubs Rapid ist. Aber in zwei bis drei Jahren sollte es so weit sein. Die Gewinnschwelle habe man schon im vorigen Sommer erreicht.

Rapid-Handy noch heuer

Neue Kunden soll der neue Mobilfunkstandard LTE bringen, der ab sofort angeboten wird. Der Einsteigertarif bietet um 9,90 Euro für 30 Tage drei GB und 1000 Einheiten SMS/Sprachminuten. Noch heuer wird es einen eigenen Rapid-Tarif für Fans und Mitglieder des Traditionsklubs geben.

Die Meinung, dass drei Handyfirmen für das kleine Österreich genügen, stimmt also doch nicht? „Es reichen drei Netze, aber wenn diese optimal genutzt werden sollen, braucht es mehrere Anbieter“, ist Krammer überzeugt. Und bastelt schon am nächsten Coup. Der findet, so viel ist fix, im Ausland statt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.06.2016)

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