Hacker statt Piraten - Schifffahrt kämpft mit neuen Gefahren

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"Die Zahl eher technisch bedingter Schäden durch Cyberereignisse oder technische Defekte wird im Vergleich zu den traditionellen Verlusten durch Kollisionen steigen", sagt Volker Dierks von der Allianz-Versicherung.

Auf den Weltmeeren geht es einer Studie zufolge sicherer zu. Im vergangenen Jahr mussten 94 große Schiffe aufgegeben werden, etwa weil sie mit anderen kollidierten, sanken, auf Grund liefen oder ausbrannten, wie der Versicherer Allianz in seiner am Mittwoch veröffentlichten Bilanz mitteilte. Weniger waren es in den vergangenen zehn Jahren nur einmal, 2014. Im Zehn-Jahres-Vergleich gingen die Totalschäden um 38 Prozent zurück. Taifune in Asien, Hurrikane in Amerika und andere Unwetter waren im vergangenen Jahr allein für den Verlust von 21 Schiffen mit über 100 Bruttoregistertonnen (BRT) verantwortlich.

Die Branche und ihre Versicherer stellen sich auf neue Risiken ein: Während die Zahl der Piratenattacken mit 180 auf den niedrigsten Stand seit 22 Jahren sank, sorgte ein Hacker-Angriff für einen Milliardenschaden. "Die Zahl eher technisch bedingter Schäden durch Cyberereignisse oder technische Defekte wird im Vergleich zu den traditionellen Verlusten durch Kollisionen steigen", sagt Volker Dierks voraus, der beim Allianz-Industrieversicherer AGCS in Mittel- und Osteuropa für die Schiffsversicherung verantwortlich ist.

Trojaner-Attacke kostete drei Milliarden Dollar

Die Trojaner-Attacke von "NotPetya"habe in der weltweiten Hafenlogistik einen wirtschaftlichen Schaden von drei Milliarden Dollar verursacht. Der Angriff führte zu Fracht-Verzögerungen und Staus an fast 80 Häfen. Allein der dänische Reedereikonzern Maersk sprach von einem Schaden von 300 Millionen Dollar. "Mit der Zunahme der Technologie an Bord steigen auch die potenziellen Risiken", sagt Kapitän Rahul Khanna von AGCS. In der EU müssen Häfen und Dienstleister Cyberangriffe künftig melden. Bisher verschwiegen viele Reeder Hackerangriffe.

Das größte Risiko für die Schifffahrt bleibt der Mensch. 75 Prozent der von der Allianz untersuchten 15.000 Haftpflicht-Schäden an Schiffen gingen auf menschliches Versagen zurück, hieß es in der Studie. Der dadurch entstandene Schaden summierte sich auf 1,6 Milliarden Dollar. Grund dafür seien unter anderem der Wettbewerbsdruck und straffe Zeitpläne, bei denen oft die Sicherheit über Bord gehe.

Die gefährlichste Region für die Schifffahrt war 2017 Südostasien. In den Gewässern um Südchina, Indochina und den Philippinen gingen allein 30 große Schiffe verloren, ein Viertel mehr als ein Jahr zuvor. Branchenexperten sprächen bereits vom "neuen Bermuda-Dreieck". 53 der untergegangenen oder havarierten Schiffe waren Frachtschiffe, Passagier- oder Fischerei-Fahrzeuge waren weniger betroffen.

(APA)

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