Facebook: Zwischen Holocaust-Leugnern und Falschmeldungen

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Künftig sollen Falschmeldungen mit dem Potenzial zu Gewalteskalationen auf Facebook gelöscht werden. Für Holocaust-Leugner gelte diese Regelung aber nicht.

Künftig sollen Falschmeldungen mit dem Potenzial zu Gewalteskalationen auf Facebook gelöscht werden.  "Wir ändern unsere Richtlinien und das wird es uns gestatten, derartige Inhalte zu entfernen", gab das Unternehmen bekannt. Es ist ein weiterer Schritt im Kampf gegen Fake-News. Nur ein paar Tage zuvor gab Mark Zuckerberg ein Interview dem Magazin "Recode", in dem er erklärte, dass er die Beiträge von Holocaust-Leugnern nicht löschen lasse und auch die Verfasser sollen nicht gesperrt werden. Ein Widerspruch, findet Rabbi Abraham Cooper, führendes Mitglied des Zentrums, das mit der weltweiten Suche nach untergetauchten Nazi-Verbrechern, bekannt wurde.

"Holocaust-Leugnung ist klassische 'Fake News'", sagte Cooper laut einer Mitteilung des Zentrums. Der Holocaust sei "das am gründlichsten dokumentierte Verbrechen der Geschichte". Eine Leugnung dieses Verbrechens, die auf einer Lüge basiere, könne nicht im Namen der Meinungsfreiheit gerechtfertigt werden.

Bei einem Treffen 2009 hätten Facebook-Repäsentanten dem Wiesenthal-Zentrum außerdem versichert, dass Beiträge von Holocaust-Leugnern im Namen von Staaten wie dem Iran, die Juden verunglimpfen, gelöscht würden.

Zuckerberg rudert zurück

Als Reaktion auf das Interview, verfasste der Facebook-Gründer einen Nachtrag, in dem er erklärte, dass er Holocaust-Leugner nicht verteidigen wolle. Ziel seines Netzwerks sei aber nicht, User davon abzuhalten, etwas Unwahres zu sagen - sondern die Verbreitung von Falschnachrichten und falschen Informationen über Facebook zu stoppen.

Die Ankündigung des Löschens von Beiträgen, steht im Gegensatz zu der jetzigen Ankündigung. Der Schritt zielt Facebook zufolge auf Falschmeldungen, die zu Gewalt beitragen oder beitragen könnten. Dazu zählen etwa Fotos, die bearbeitet wurden, um politische oder gesellschaftliche Konflikte anzuheizen. Die Neuerung bedeutet eine Verschärfung der bisherigen Regeln. Die Verbreitung von Hass und explizite Gewaltaufrufe sind auf Facebook schon verboten. Nun werden auch solche Beiträge erfasst, die Gewalt auslösen könnten.

Das Netzwerk testete seinen neuen Ansatz, die in den kommenden Monaten weltweit greifen soll, in Sri Lanka. Das südasiatische Land erlebte zuletzt eine Welle religiöser Spannungen. Facebook war dabei zur Verbreitung von Falschinformationen genutzt worden.

Fake-News wurden fleißig gelöscht

Nach Angaben des sozialen Netzwerks wurden unter den neuen Regeln in Sri Lanka etwa "Fake News"-Beiträge gelöscht, in denen Muslimen vorgeworfen wurde, an Buddhisten verkauftes Essen zu vergiften. In den nächsten Wochen sollen diese Regeln weltweit eingeführt werden. Bei der Identifizierung verdächtiger Meldungen will Facebook demnach mit örtlichen Organisationen und den Behörden zusammenarbeiten.

Facebook wird seit längerem vorgeworfen, als Plattform für die Verbreitung irreführender Informationen genutzt zu werden. Der US-Internetgigant reagierte mit einer Reihe von Änderungen seiner Nutzerregeln. Sie sollen dabei helfen, Falschmeldungen etwa im Vorfeld von Wahlen und Gewaltaufrufe aus dem Netzwerk zu entfernen.

(APA/Red. )

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