Google-Mitarbeiter protestieren gegen zensierte Suchmaschine für China

A man walks past the brand logo of Alphabet Inc's Google outside its office in Beijing
A man walks past the brand logo of Alphabet Inc's Google outside its office in BeijingREUTERS
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Über tausend Mitarbeiter wehren sich gegen Googles Pläne, im Geheimen die zensierte Suchmaschine "Dragonfly" für China aufzubauen. Vorstandschef Pichai hat Mühe, seine Mitarbeiter zu beschwichtigen.

Unter den Mitarbeitern von Google formiert sich Widerstand gegen die geplante Rückkehr des Suchmaschinen-Giganten nach China. Die zensierte Suchmaschine mit dem Projektnamen "Dragonfly" (Libelle), die Google im Geheimen entwickle, werfe "dringende moralische und ethische Fragen auf", schrieben über 1000 Angestellte in einem offenen Brief, der von der "New York Times" abgedruckt wurde.

Nur wenige Mitarbeiter seien eingeweiht. Die Angestellten argumentierten weiter, dass es unklar sei, ob das Projekt gegen die Ethik-Regeln des Unternehmens verstoße, die besagten, dass Google keine Dienste anbietet, die zu Verletzungen von Menschenrechten führen. "Im Moment haben wir nicht die Informationen, um ethisch-informierte Entscheidungen über unsere Arbeit, unsere Projekte und unsere Anstellung zu treffen", zitiert die "New York Times" aus dem Brief, der in den internen Kommunikationssystemen von Google zirkuliert. Weiter heißt es da: "Wir brauchen dringend mehr Transparenz, einen Platz am Diskussionstisch, und ein Bekenntnis zu klaren und offenen Prozessen: Google-Mitarbeiter müssen wissen, was sie bauen."

Google-Chef: Pläne sind noch "sehr unklar"

Googles Vorstandschef Sundar Pichai war kurz nach Bekanntwerden des Briefes um Beschwichtigung bemüht. Der Konzern stehe "nicht kurz davor", eine Suchmaschine in China einzuführen. Es sei "sehr unklar", ob das überhaupt eine option für die Zukunft sei, berichtet CNBC über ein internes Meeting. Komplette Entwarnung in Sachen China konnte oder wollte der Google-Chef aber nicht geben. Der Konzern sei sehr interessiert daran, in China Geschäfte zu machen. Eine eigene Task Force prüfe im Moment alle Optionen dafür. 

Bereits Anfang August hatten Aktivisten und Menschenrechtler mit Empörung reagiert, als mehrere US-Medien über Googles neue China-Pläne berichteten. Die zensierte Suchmaschine für das mobile Betriebssystem Android würde demnach in China gesperrte Webseiten und Suchanfragen etwa nach Menschenrechten, Demokratie, Religion oder friedlichen Protesten aussortieren. 2010 hatte sich Google mit seines Suchmaschine aus China zurückgezogen - aus Protest gegen Zensur und Eingriffe der chinesischen Regierung. Für die Firma war das ein bedeutender Moment; hatte sich Google doch das Motto "Don't Be Evil" an die Fahnen geheftet. Chinesische Internetnutzer legten daraufhin Blumen vor Googles Büro in Peking nieder. Seit 2014 sind auch Google-Services wie Gmail und der Browser Chrome nicht in China verfügbar. Das Smartphone-Betriebssystem Android wird in China weiterhin vertrieben.

(APA/Red.)

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