Der leise Tod der Mini-PlayStation

A man plays with Sony Corp's PlayStation Vita at an electronics retail store in Tokyo
A man plays with Sony Corp's PlayStation Vita at an electronics retail store in TokyoREUTERS
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Die vor drei Jahren vorgestellte PS Vita erhält von Sony nur noch wenig Beachtung. Der Hersteller konzentriert sich lieber auf die große PlayStation 4.

Als die Gamescom vorige Woche ihre Tore schloss, blieb für Fans der tragbaren Spielkonsole PlayStation Vita ein schaler Nachgeschmack. Große Ankündigungen für das seit 2011 auf dem Markt befindliche Gerät suchte man vergebens. Trotz Vierkernprozessor, Fünf-Zoll-Touchscreen und etlichen Zusatzfunktionen konnte sich die Vita (abseits des japanischen Markts) bisher nur vergleichsweise zögerlich entwickeln. Als Begründung, warum im Rahmen der Spiele-Neuvorstellungen die Vita nicht erwähnt wurde, nannte Jim Ryan, Leiter von Sonys europäischer PlayStation-Sparte, dass man sich auf die große PlayStation 4 konzentrieren wolle. In einem Interview mit dem britischen GameCentral gestand Ryan dann, es sei „unwahrscheinlich“, dass man in näherer Zukunft aufwendig entwickelte Vita-Spiele von Sonys eigenen Spielestudios sehen werde.

Sony ist auch recht zurückhaltend, wenn es um die Verkaufszahlen seiner tragbaren Konsole geht. Schätzungen sprechen von etwa acht Millionen Geräten weltweit, die seit Markteinführung abgesetzt wurden (bestätigt ist nur, dass mehr als drei Millionen in Japan verkauft wurden). Nintendo, der einzige andere Hersteller, der eine portable Spielkonsole anbietet, berichtete Ende Juni von mehr als 44 Millionen verkauften Stück der Nintendo 3DS. Zwar ist diese etwas länger auf dem Markt als die PlayStation Vita. Doch selbst wenn man diese Diskrepanz aufrechnet, liegt Sony weit hinter dem japanischen Traditionshersteller.


Handykonkurrenz. Die ungünstige Verkaufssituation wird durch eine seit Jahren fortschreitende Entwicklung verschärft. Immer mehr Menschen spielen lieber auf ihrem Smartphone oder Tablet als extra ein eigenes Gerät nur fürs Zocken anzuschaffen. Von den insgesamt 15,4 Milliarden Dollar, die 2013 mit Videospielen in den USA umgesetzt wurden, fallen bereits mehr als die Hälfte auf Einnahmen, die über digitale Downloads, mobile Apps oder soziale Netzwerke generiert wurden. Schon 2010 pries der damalige Apple-Chef und Firmengründer Steve Jobs den iPod Touch als das meistverkaufte tragbare Spielesystem der Welt an.

Selbst der im Vergleich zum iPhone und anderen Smartphones stark abgespeckte iPod Touch beherrscht mehr Funktionen als die reinen Spielgeräte. Sony hat zwar in der Vergangenheit versucht, über das Hybridgerät PSP Go (eine Mischung aus Spielkonsole und Smartphone) und das Angebot PlayStation Mobile (ein Dienst, der es Entwicklern ermöglicht, Spiele für die Vita und Android-Smartphones gleichermaßen zu veröffentlichen) einen Fuß in den rasanten mobilen Markt zu bekommen. Doch diese Ideen fielen beide ins Wasser. Die weltweite Produktion der PSP Go wurde 2011 eingestellt, das 2012 gestartete PlayStation Mobile wird keine zukünftigen Android-Versionen mehr unterstützen.

Dass trotz dieser trüben Aussichten die PS Vita bald sterben wird, ist aber dennoch unwahrscheinlich. Sony versteht das Gerät inzwischen als Erweiterung seiner PlayStation 4, wobei es eine Funktion ermöglicht, Spiele nicht auf dem TV, sondern auf dem kleinen Display der Vita zu spielen, etwa wenn der Fernseher gerade für andere Dinge genutzt wird. Doch Konkurrent Nintendo und dessen Wii U beherrschen diese Funktion auch und benötigen dafür nicht den Kauf zweier Konsolen. Und als reines Zubehör ist die Vita mit fast 200 Euro dann doch etwas teuer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.08.2014)

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