Gute Zeiten für Weltraumpiloten

Publicity handout of a 'Star Wars' Lego set called 'The Ghost'
Publicity handout of a 'Star Wars' Lego set called 'The Ghost'(c) REUTERS
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Mit der Wiederveröffentlichung der Spiele »X-Wing« und »TIE-Fighter« geht für Fans ein langjähriger Wunsch in Erfüllung.

Mitte der Neunzigerjahre gab es ein Spielestudio, das nahezu konstant Hits produzierte. Lucasarts, der Computerspielableger von „Star Wars“-Schöpfer George Lucas, schuf Kassenschlager wie „Monkey Island“ und „Day of the Tentacle“, die das Adventure-Genre definierten. Für Fans rasanter Weltraum-Action wurden aber die Spiele „X-Wing“ und „TIE Fighter“, benannt nach den bekanntesten Raumjägern jeweils der Rebellen und des Imperiums aus dem „Star Wars“-Universum, zu unvergesslichen Erlebnissen. 1993 und 1994 erschienen, sind beide jetzt neu aufgelegt und über die digitale Distributionsplattform GOG.com veröffentlicht worden, dank eines entsprechenden Deals mit Disney, die Lucasarts 2012 gekauft haben.

Der Anbieter ist damit einem jahrelangen Wunsch der Spieler nachgekommen. Denn beide Games gelten bis heute nicht nur als die besten des Weltraum-Shooter-Genres, sondern als zwei der besten Computerspiele aller Zeiten. Doch diese auf modernen PCs wieder zum Laufen zu bringen, war nicht so einfach. Unabhängig davon, ob man noch ein Diskettenlaufwerk besaß (beide Spiele kamen auf fünf 3,5-Zoll-Disketten, eine CD-ROM-Version folgte später), mussten erst mehrere technische Kniffe angewandt werden, bis die beiden Klassiker funktionierten. Das ist nun mit den offiziellen Download-Versionen vorbei. Eine einzelne Datei wird heruntergeladen und installiert das jeweilige Spiel.


Atmosphäre. Wer sich erwartet, dass die Grafik auf aktuellen Stand gebracht wurde, wird wohl enttäuscht werden. Doch „X-Wing“ und das in Wahrheit bessere „TIE Fighter“ machen trotzdem auch heute noch Eindruck. Das liegt einerseits an der soliden Spielmechanik, die nicht nur gute Hand-Augen-Koordination, sondern auch gutes Ressourcenmanagement (mehr Energie auf die Laser reduziert die Schilde und die Geschwindigkeit bzw. umgekehrt) erfordert, andererseits auch an der Sounduntermalung. Lucasarts setzte das selbst entwickelte iMUSE-System (lange bevor Apple das kleine i für sich entdeckte) ein. Dieses war für damalige Verhältnisse revolutionär, denn es änderte die Klangkulisse je nach Situation. Tauchte ein Geschwader feindlicher Schiffe auf, schwollen die Streicher an. War man in Waffenreichweite, schaltete die Musik einen Gang höher. Und sobald die Gegner besiegt waren, reduzierte sie sich zu einer entspannten Hintergrundmelodie.

Hinzu kommen in beiden Fällen solide Geschichten, die beim Spieler das Interesse am Weitermachen hochhalten. „TIE Fighter“ geht hier sogar noch einen Schritt weiter. Erstmals kämpfte man nicht gegen, sondern für das Imperium. Das eröffnete ganz neue Perspektiven für die Erzählung. So musste man etwa nicht nur die Rebellen abwehren, sondern auch gegen Feinde im Inneren des galaktischen Imperiums kämpfen – vom Überläufer bis zum Putschisten.


Erbe. Es gibt die Theorie, dass das Weltraum-Action-Genre nach „TIE Fighter“ den Bach hinunterging, weil damals das perfekte Spiel in dem Bereich erschienen war. Die Ansicht mag nostalgisch verbrämt sein, wird aber von diversen größeren Gaming-Medien geteilt. Fakt ist, dass sich „X-Wing“ und „TIE Fighter“ binnen weniger Stunden zu den meistverkauften Titeln auf GOG.com gemausert haben.

Das rasante Gameplay und die dichte Atmosphäre sind trotz der angestaubten Grafik auch heute noch relevant – sofern man ein inzwischen Rarität gewordenes Ding namens Joystick sein Eigen nennt. Denn ohne diesen machen die beiden Klassiker nur bedingt Spaß. Doch einen anzuschaffen ist ein geringer Preis, um diese Spiele noch einmal erleben zu können.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.11.2014)


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