Sony hat die PS Vita selbst vernichtet

Die PS-Vita hätte Erfolgspotenzial gehabt.
Die PS-Vita hätte Erfolgspotenzial gehabt.(c) Bloomberg (Tomohiro Ohsumi)
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Shuei Yoshida von Sony hat Hoffnungen auf einen PS-Vita-Nachfolger im Keim erstickt. Der Markt sei »nicht gesund«. Grund dafür seien Spiele für Smartphones.

Freunde der tragbaren Spielekonsole Playstation Vita sollten ihr Gerät noch umsichtiger behandeln. Denn ein Nachfolger ist nicht in Sicht. Der Chef der Spieleentwicklungssparte, Shuei Yoshida, erklärte kürzlich, dass man im Moment keine neue Konsole plane. Tragbare Konsolen seien laut Yoshida nicht mehr zeitgemäß. Smartphones und Tablets beherrschen mit den dazugehörigen Apps mittlerweile den Markt. Zwar bezeichnet sich der Chefentwickler auch als Fan der PS Vita, aber er sieht die Zukunft in anderen Plattformen. Auch wenn die Knöpfe und Analog-Sticks auf der Konsole ein gänzlich anderes Spielerlebnis mit sich bringen, als es auf einem Touch-Display möglich sei, so sei der Markt nicht mehr rentabel genug. Zwar hoffe er, dass die Spielkultur fortgesetzt werde, aber für einen Nachfolger der 2012 erschienenen PS Vita sei der Markt „nicht gesund“ genug.

Fans sind anderer Meinung. Diese Meinung teilen Freunde der PS Vita nicht. Jason Schreier von kotaku.com erklärte kürzlich, dass nicht das mangelnde Interesse der Kunden an Handheld-Konsolen das Problem sei, sondern das mangelnde Interesse von Sony selbst. Man zwang Nutzer beispielsweise dazu, nur Sony-eigene Speicherkarten zu verwenden, die nicht im Verhältnis zu den Preisen von Speicherkarten anderer Hersteller standen. So kostet eine 32-Gigabyte-Karte von Sony im Handel knapp 100 Euro. Eine Standardkarte bekommt man hingegen meist schon für knapp 20 Euro.

Nintendo hat zwar ebenfalls erkannt, dass Smartphones und Tablets einen großen Stellenwert in der Spielewelt eingenommen haben, will dafür aber die Handheld-Sparte nicht völlig aufgeben. Deswegen will man künftig Spiele für mobile Plattformen entwickeln und weiter tragbare Konsolen entwickeln. Die Wii U einzustellen steht bei Nintendo nicht zur Diskussion. Im Gegenteil, man zeigte sich bezüglich der letzten Quartalszahlen zufrieden. Immerhin wurden innerhalb eines Jahres über 8,73 Millionen Geräte verkauft. Damit lag man deutlich über den eigenen Erwartungen. Die Gesamtzahl der verkauften 3DS liegt bei über 50 Millionen. Ein klares Zeichen dafür, dass Interesse vorhanden ist.

Die Fehler liegen bei Sony. Jason Schreier geht in seinen Ausführungen über die Verfehlungen Sonys in Bezug auf die PS Vita einen Schritt weiter. Sony habe nicht auf die Kundenwünsche reagiert. Nach wie vor könne man nur über Umwege alte Playstation-Hits auf der Konsole spielen. In den letzten zwei Jahren sei man laut Schreier mehr damit beschäftigt gewesen, die PS Vita zu ignorieren, als sich mit den rückläufigen Umsatzzahlen in diesem Bereich zu beschäftigen. Der Todesstoß sei aber die Entscheidung Sonys gewesen, keine Spiele mehr für die von Liebhabern geschätzte Konsole zu entwickeln. Dann müsse man sich auch nicht wundern, dass weltweit die Verkaufszahlen zurückgehen.

Nintendo hat dieses Problem nach all den Jahren nicht. Das Unternehmen hat verstanden, die Wünsche der Nutzer schnellstmöglich umzusetzen und dabei drei wichtige Faktoren nicht außer Acht zu lassen: eine ausdauernde Batterie, einen günstigen Preis und den Wohlfühlfaktor. Hier achtet man auf Details. Deswegen kann man nicht nur junge Menschen für die Spiele begeistern, sondern auch Junggebliebene, die sich gern an ihre ersten Gehversuche mit Videospielen zurückerinnern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.10.2015)


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