Mit "No Man's Sky" 18 Trillionen Planeten entdecken

Hello Games
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Hello Games veröffentlicht nach fünf Jahren Entwicklung den lang ersehnten Titel "No Man's Sky". Ein Spiel, das mit einer eigentlich alten Methode neue Maßstäbe setzt.

Als Kind starrte Sean Murray irgendwo im australischen Outback auf den nächtlichen Himmel. „Wie wäre es wohl, alle diese Sterne mit einem Raumschiff besuchen zu können?“, fragte er sich. Jahrzehnte später setzt er diesen Traum um. Zumindest in der Welt der Computerspiele. Seit 9 August ist das wohl meisterwartete Spiel des Jahres "No Man's Sky" für Playstation 4 und seit 12. August für PC erhältlich.

Murray und sein kleines Team vom Entwicklerstudio Hello Games schufen abseits des Ego-Shooter-Sport-Rennspiel-Einheitsbreis mit "No Man's Sky" eine schier gigantische Spielewelt. Eigentlich ein ganzes Universum mit Sonnen, Schwarzen Löchern, Monden und Planeten. Davon gibt es viele in "No Man's Sky". Es sind über 18 Trillionen. Um genau zu sein 18.446.744.073.709.551.616. Würde ein Spieler nur eine einzige Sekunde auf jedem Planeten verbringen, würde es 585 Milliarden Jahre dauern, um alle zu besuchen. Ziemlich viel Zeit für ein Spiel.

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Keine Handlung

In "No Man's Sky" geht es um das Entdecken fremder Welten. "Die Presse" hat sich ins Raumschiff geschwungen und zig Stunden das Weltall und Planeten bereist. Gleich vorweg: Eine packende Geschichte gibt es nicht. "No Man's Sky" ist ein Sandbox-Spiel. Die Spieler sind also völlig frei in ihrem Tun und folgen keiner vorgefertigten Handlung. Vages Ziel des Spiels ist, in das Zentrum der Galaxis zu kommen. Wozu und was einen dort erwartet, haben die Entwickler bisher nicht verraten.

Man startet auf einem zufälligen Planeten am Rande der Galaxis. Bis man aber überhaupt losfliegen kann, muss zuerst das kleine havarierte Raumschiff repariert werden. Dabei lernt man die wichtigsten Funktionen, wie das Sammeln von Rohstoffen und das Herstellen von Gegenständen, kennen.

Ist der Allflitzer wieder flott, lockt die Raumfahrt. Nahtlos – also ohne Zwischensequenzen – düst man von der Planetenoberfläche ins Weltall und besucht andere Planeten des Sonnensystems. Oder auch eine Raumstation, bei der man mit Rohstoffhandel Geld verdienen kann. Ist die Geldtasche prall gefüllt, kann man größere Schiffe mit mehr Ladefläche kaufen oder man sucht abgestürzte Schiffe auf Planeten und repariert sie, was natürlich billiger ist.

Schließlich hilft das Tutorial, einen Hyperantrieb zu bauen. Damit schießt man sich zu einem der unzähligen anderen Sonnensysteme. Alle Entdeckungen, die man auf seiner Reise macht, kann der Spieler mit einem eigenen Namen versehen und auf die Server von "No Man's Sky" hochladen. Benennen kann man Systeme, Planeten und ihre Orte sowie Tiere. So heißt nun einer der 18 Trillionen Planeten "Diep Resse". Falls wer dort zufällig vorbeischaut: Es ist eine unwirtliche Gegend mit toxischer Atmosphäre und saurem Regen.

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Neue Maßstäbe gesetzt

"No Man's Sky" wird dem Hype, der das Spiel seit seiner Ankündigung 2013 begleitet, durchaus gerecht. Sean Murray und sein rund 20-köpfiges Indie-Entwicklerteam aus Guildford südlich von London setzen mit ihrem Spiel neue Maßstäbe. Branchenmedien und Spieler sind allerdings geteilter Meinung. Viele vermissen bei dem Spiel eine durchgehende Story. Das war aber nie Ziel von Hello Games. Vielmehr sollen die Spieler ihre Geschichte selbst schreiben.

"No Man's Sky" ist auch kein Multiplayerspiel. Obwohl alle Spieler am gleichen Server angemeldet sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie einander im Spiel treffen, ist wegen der Größe des Universums gleich Null. Das war zumindest das zentrale Argument von Hello Games. Ein paar Tage nach Marktstart auf der Playstation schafften es zwei Spieler dann doch, exakt die selbe Raumstation anzufliegen. Allerdings schien dieser Fall von den Entwicklern nicht einprogrammiert gewesen zu sein, denn die beiden Spieler konnten einander nicht sehen.

Alles prozedural

Um „No Man's Sky“ mit einer so kleinen Programmierertruppe überhaupt verwirklichen zu können, bedienten sich die Entwickler der prozeduralen Generierung, einer recht alten Methode aus Zeiten, in denen Computer und Datenträger – damals noch Disketten – nur sehr geringe Kapazitäten hatten. Anstatt jeden Planeten, jedes Tier, jeden Baum von Hand zu zeichnen, wird die gesamte Spielewelt von einem Algorithmus erstellt. Und zwar erst dann, wenn der Spieler dort ist. Das hat zwei große Vorteile: Das Entwicklerteam kann sehr klein sein, und das Programm selbst ist es ebenfalls. Die 18 Trillionen Planeten, von denen jeder einzigartig ist, passen auf eine einzige herkömmliche 4,7 GB DVD.

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Bewegte Entwicklung

Der Algorithmus drohte das Spiel noch kurz vor erscheinen zu stoppen. Das niederländische Unternehmen Genicap behauptete eine Woche vor dem Start des Spiels, dass "No Man's Sky" Patentrechte an der sogenannten "Superformel" verletzen würde. Der Genicaps Forschungschef Johan Gielis entwickelte diese Formel 1997, mit der sich prozedural alle möglichen dreidimensionalen Objekte auf Computern erzeugen lassen können. Daneben lieferten sich Hello Games und der Bezahlsender Sky noch einen Rechtsstreit um den Namen des Spiels. Sky gefiel es nicht, dass Sky im Titel stand. Man einigte sich schließlich außergerichtlich. Im Dezember 2013 wurde das Büro von Hello Games überschwemmt und zerstörte fast das gesamte technische Equipment und viele Zeilen Programmcode.

Fazit

Hello Games zeigt, dass sich Indie-Entwickler manchmal mehr trauen, als die großen Spielestudios. Statt auf bekannte Erfolgsrezepte wie Ego-Shooter oder Sport- und Rennspiele zu setzen, verwirklicht Sean Murray eine Vision. Das Spiel fesselt, bietet über viele Stunden Spannung und weckt den Jäger und Sammler. "No Man's Sky" arbeitet im Kopf weiter und man überlegt noch lange nachdem die Playstation in den Ruhemodus gegangen ist, was man als nächstes im Spiel anstellen könnte. Suchtfaktor ist also garantiert. Definitiv nichts ist das Weltraumabenteuer für Fans von prächtigen Geschichten oder Ballereien mit anderen Spielern.
Da und dort sind sicher noch Verbesserungen drin. Wie etwa der zu Beginn sehr beschränkte Inventarplatz oder die teils übermächtigen Gegner im All. Da stimmt die Balance vor allem beim Einstieg in die Welt von "No Man's Sky" noch nicht. Die Kritik der Spieler, dass viele vorab versprochene Features ihren Weg nicht in das Spiel fanden, ist berechtigt. Dabei darf man aber eines nicht vergessen. Hello Games ist ein sehr kleines Entwickler-Studio und nicht Electronic Arts oder Dice. Bleibt zu hoffen, dass Murray und seine Mannschaft durch den Erfolg von "No Man's Sky" genug finanziellen Polster haben, um mit Updates das Spiel weiter auszubauen. 

www.no-mans-sky.com

twitter.com/NoMansSky

UPDATE: Mittlerweile hat Hello Games sowohl für die PS4 als auch für den PC ein Update veröffentlicht. Das PC-Update soll die Performance- und Absturzprobleme lösen und auch mehr Hardware unterstützen.

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