Virtuelles Urwaldabenteuer

Auf dem urzeitlichen Planeten Tyson III entzückt Dinosaurierbaby Leica.
Auf dem urzeitlichen Planeten Tyson III entzückt Dinosaurierbaby Leica. (c) Crytek
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Ein fremder Planet, viele Dinosaurier und zwei süße Begleiter. Ein Erfolg versprechendes Rezept für „Robinson: The Journey“. Der Titel für die Playstation VR hat aber so seine Macken.

Ein kleiner Junge strandet nach dem Absturz des Raumschiffs Esmeralda auf Tyson III. Ein urzeitlicher Planet, der von Dinosauriern beherrscht wird. Gemeinsam mit Higs, einer künstlichen Intelligenz (KI), die ein Display als Gesicht hat, und einem nach allen Regeln des Kindchenschemas entzückenden Dinosaurier-Baby, Leica, wird die von einem schützenden Zaun umgebene Rettungskapsel zum vorübergehenden Zuhause. Der Wunsch nach Gefährten, einer Familie und die Hoffnung, dass noch andere den Absturz überlebt haben, führen Robinson auf eine gefährliche Reise.

Das von Crytek (Farcry) geschaffene Universum versprach in ersten Vorab-Videos ein richtiger Virtual-Reality-Kracher zu werden. Der Blockbuster, der der noch jungen Technologie den endgültigen Durchbruch verschaffen könnte. Die Erwartungen waren hoch und dementsprechend auch die Fallhöhe.

Eine langsame Reise. Ein Multitool steht Robinson als Werkzeug zur Verfügung. Der Begriff ist irreführend, denn insgesamt bietet es zwei Optionen. Einerseits, die Flora und Fauna zu scannen und zu kategorisieren, und andererseits, Objekte zu greifen und wegzuschleudern. Ein Schweizer Taschenmesser ist es nicht und damit auch nur bedingt hilfreich.

Außerdem kann Robinson sich anscheinend aufgrund seines Schutzanzugs nur sehr langsam fortbewegen. Beim Klettern ist er deutlich besser, aber nachdem weite Strecken gegangen werden, gestaltet sich die Reise als Geduldsprobe. Darüber täuscht auch die imposante Virtual-Reality-Landschaft nicht hinweg.

Doch neben der Erkundung des Planeten stehen auch Mathe-Rätsel auf dem Plan. Mit Tipps steht die KI Higs parat, obwohl auch der kleine Roboter manchmal in Rätseln spricht. Das Spiel lädt dazu ein, sich genauer im Dschungel umzusehen und die Dinge aus anderen Blickwinkeln zu betrachten. Doch diese Freude wird geschmälert, wenn jede Seitwärtsbewegung ewig dauert. Bei einem Spiel befindet man sich, wie auch der Titel bereits verrät, auf einer Reise. Abenteuer wollen erlebt werden. In dem Tempo verliert der Spieler diese Neugierde schnell, und Langeweile überkommt einen.

Achterbahn im Schneckentempo. Das Tempo hat wohl auch seinen Sinn. Crytek dürfte befürchtet haben, dass ein schnelles Spiel in der virtuellen Welt zu Übelkeit führen kann. Doch auch Achterbahn-Betreiber sind sich dieser Gefahr bewusst, drosseln deswegen aber nicht die Geschwindigkeit. Außerdem kommt die Übelkeit sowieso. Dafür bekommt „Robinson: The Journey“ aber definitiv Extrapunkte für die Stimmung, denn anders als bei „Driveclub VR“, „Eve: Valkyrie“ oder „Batman: Arkham VR“ wird Tyson III zur, wenn auch ungemütlichen Heimat. Ein Game, das innerhalb von 3,5 bis knapp fünf Stunden durchgespielt werden kann. Pausen sollten gemacht werden.

Dem Holodeck ein Stückchen näher.
Wie in „Raumschiff Enterprise“ in einem Raum eine völlig andere Welt entstehen zu lassen ist noch Fiktion. Mit Sonys Playstation VR und diesem Spiel kommen wir dem ein Stück näher. Noch wird das komplette Eintauchen in die virtuelle Welt durch die ständige Präsenz des Controllers, bei dem über Tastenkombinationen Befehle wie Klettern oder Gehen ausgeführt werden, und das bewusste Tragen der Brille eingeschränkt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.11.2016)

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