Battlefield 1: Als Sniper in den Bergen herumliegen

Vom Krieg gezeichnet.
Vom Krieg gezeichnet.(c) EA, Honor, Meizu, Oppo, Axon
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Mit „Battlefield 1“ geht die Shooter-Krone heuer an den Herausforderer. Die grafisch eindrucksvolle Multiplayer-Schlacht ist ein Erlebnis, Klassen und Waffen sind perfekt balanciert.

Der Krieg übt auf Computerspieler seit jeher eine große Faszination aus, die einerseits in epischen Strategiedramen, andererseits in lauten Ballerschlachten ausgelebt wird. In diesem Artikel geht es um so eine Schlacht: um „Battlefield 1“.

Dieses Spiel versucht einen Neustart. Das merkt man schon am Namen: Unter der Vorherrschaft von „Call of Duty“ („CoD“) haben sich Kriegsshooter in den vergangenen Jahren weit von ihren Wurzeln entfernt. „CoD“ sind längst die Kriege ausgegangen. Seit einigen Jahren liefert das Spiel nur noch lauwarme Aufgüsse des immer selben Konzepts: „Modern Warfare“, „Advanced Warfare“, „Infinite Warfare“. Genau hier setzt „Battlefield“ an. Man will den Shooter-König vom Thron ballern. Und das gelingt. Nun war „Battlefield“ immer ein bisschen anders als die Konkurrenz aufgebaut. So gibt es seit jeher Fahrzeuge, ja sogar Flugzeuge zu steuern. In der neuesten Variante sind auf einem Schlachtfeld bis zu 64 Spieler gleichzeitig unterwegs. Teamwork ist Pflicht. Die Rede ist freilich vom Multiplayer-Modus, der hier vorrangig besprochen wird.


Bis zu 64 Spieler. Es gibt vier grobe Herangehensweisen an so eine Schlacht in „Battlefield 1“: Scout, also Sniper. Medic, also Sanitäter. Assault, also Bummzack – und Support, also Mechaniker. Der Letzte hat den vermeintlich langweiligsten Job, bekommt zum Trost aber die dickste Wumme. Auch schön.

Die Maps sind groß, aber nie zu groß. Gekämpft wird in französischen Städten, in der nordafrikanischen Wüste und in den Bergen zwischen Österreich und Italien. Die Kulisse ist atemberaubend. Die grafische Leistung des Spiels mag kein Quantensprung sein – aber „Battlefield 1“ ist sicher das hübscheste Spiel des Jahres. Wer in den Bergen als österreichischer Sniper herumliegt, kann sich schon einmal im Alpenpanorama vergessen. Eine gute Idee ist das freilich nicht – denn auch die Gegenseite hat Scharfschützen.

Wer will, kann das Spiel so einstellen, dass die Deutschen Deutsch, die Türken Türkisch und die Engländer Englisch miteinander reden – beziehungsweise schreien, denn im Schützengraben ist es meist zu laut für gepflegte Unterhaltungen. Im Ohrhörer hat man zudem die eigenen Teammitglieder. Bis zu fünf Personen können in einem Squad miteinander vorgehen. Da kann der Chef den anderen dann Ziele zuweisen, deren Erreichung besonders viele Punkte bringt.

So eine epische Schlacht mit 64 Spielern kann eine halbe Stunde oder länger dauern. Für Abwechslung ist aber gesorgt: So steht eine Reihe von Flugzeugen und Panzern zur Verfügung. Aber irgendwie ist es Dice, dem Entwicklerstudio hinter „Battlefield“, gelungen, die Balance zwischen Panzern und Infanterie zu wahren – sehr positiv!


„CoD 4“ aufpoliert. Die Konkurrenz schläft freilich nicht. Bei Shootern hat sich schon lang nicht so viel getan. Neben „Battlefield 1“ treten auch „Titanfall 2“ und „Overwatch“ an. Auch der Platzhirsch „Call of Duty“ hat ein Ass im Ärmel: Wer sich „Infinite Warfare“ zulegt, bekommt auch eine auf HD polierte Version von „CoD 4“ dazu – dem wahrscheinlich besten Spiel der Reihe. Ihm ist sein Alter trotz der Make-up-Schicht inzwischen aber anzumerken.

Für Spieler ist diese Entwicklung durchaus positiv: Konkurrenz belebt das Ballergeschäft. Die Runde des Jahres 2016 geht an „Battlefield 1“. Mal sehen, was 2017 folgt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.11.2016)

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