Auch die Kleinen machen große Fotos

Auch Kleinen machen grosse
Auch Kleinen machen grosse(c) EPA (Everett Kennedy Brown)
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Gute Bilder und kleine Kameras sollen kein Widerspruch mehr sein. Dafür sollen lichtstarke Objektive, möglichst in Verbindung mit großen Sensoren sorgen.

Angesichts immer besserer Smartphone-Kameras und der Übersättigung des Marktes – wer hat heute noch keine Digicam? – setzen die Hersteller auf Qualität. Da nicht jeder immer eine Spiegelreflexkamera mit sich herumschleppen will, versuchen sie, diese in kompakte Gehäuse zu pressen – was notgedrungen gewisse Kompromisse erfordert.

So bieten Wechselobjektivkameras zwar (fast) die Qualität und Flexibilität einer Spiegelreflex, sind aber inklusive Objektiv doch etwas klobig und keine rechte Immer-dabei-Kameras. Superzoom-Kameras wiederum sind wegen ihres immensen Brennweitenbereichs – selbst Modelle der Kompaktklasse verfügen mittlerweile über 20-fach-Zoom – als Reisekamera beliebt. Allerdings setzen die hohen Zoomfaktoren den sonstigen Qualitäten der Optik natürliche Grenzen, zudem limitieren die kleinen Sensoren im 1/2,3-Zoll-Format die Leistungsfähigkeit.

20 Megapixel und viel Licht

Nun scheint eine weitere Kombination en vogue: möglichst kompakt, aber mit lichtstarker Optik und größerem Sensor. Aktuelles Beispiel ist die 650 Euro teure RX100 von Sony, die dieser Tage in den Handel kommt. Ihr Sensor trägt für Kompaktkameras rekordverdächtige 20 Megapixel und bietet dabei mit 13,2 x 8,8 mm viermal so viel Fläche wie in dieser Klasse üblich. Damit ist er auf dem Niveau von Wechselobjektivkameras – hat aber nur etwa ein Drittel der Fläche der bei Consumer-Spiegelreflex beliebten APS-C-Sensoren. Dennoch bleibt für die einzelnen Pixel relativ viel Platz, und sie können genügend Licht aufnehmen, um unschöne Effekte wie Bildrauschen gering zu halten. Hohe Lichtausbeute soll auch das Objektiv mit einer Anfangslichtstärke von F1.8 garantieren. Dabei bleiben die Gehäusemaße mit rund 10,2x5,8x3,6Zentimetern im Rahmen gewöhnlicher Digicams. Ganz ohne Kompromisse lassen sich hochwertige Abbildungssysteme allerdings nicht in kleine Gehäuse quetschen. Beim Zoom bietet die RX100 mit 3,6 (28 bis 100 mm) nur ein Mindestmaß.

Auch die im Frühjahr gelaunchte Canon G1 X verfolgt mit großem Sensor und Vierfachzoom einen ähnlichen Ansatz, wendet sich mit Aufsteckblitz und optischem Sucher aber an eine noch professionellere (und konservativere) Klientel. Der Sensor der G1 X ist noch etwas größer, allerdings ist die Kamera merklich voluminöser.

Im Gegensatz dazu ist die rund zweieinhalb Zentimeter dicke BenQG1 besonders kompakt. Auch ihr Objektiv erkauft die respektable Anfangslichtstärke von F1.8 mit bescheidenem 4,6-fach-Zoom, der Sensor hat jedoch nur Standardgröße. Punkten kann die BenQ G1 mit ausklappbarem Display – und dem Preis. Mit 230 Euro dürfte sie nicht nur, wie der Hersteller verkündet, die dünnste Kamera mit Schwenkdisplay und F1.8 sein, sondern auch die billigste mit dieser Lichtstärke überhaupt.

Wenn das Gehäuse einen Zentimeter dicker und die Kamera etwas teurer sein darf, findet sich die Kombination von (relativ) kompaktem Gehäuse, hoher Lichtstärke und (ungefähr) Vierfachzoom auch bei bereits bekannten Modellen von Panasonic (LX5), Nikon (P310) Canon (S100) oder Olympus (XZ-1). Die Sensoren dieser Kameras sind typischerweise im 1/1,7-Zoll-Format und damit immerhin ein wenig größer als die in der Masse der Digicams verbauten.

Noch mehr Licht und WLAN

Mit einer bei Kompaktkameras bislang unerreichten Lichtstärke von F1,4 lässt Samsung aufhorchen. Die angekündigte EX2F will mit Schwenkdisplay und 1,17-Zoll-Sensor mit ND-Filter für geringe Tiefenschärfe und damit besserer Betonung des Motivs sowie Aufnahmen im RAW-Format auch ambitionierte Fotografen ansprechen. Für die Generation Facebook sowie für alle, die unterwegs Bilder rasch übertragen wollen, interessant ist das eingebaute WiFi-Modul. Kleiner Wermutstropfen: Die EX2F kommt erst Ende August, also nach der Urlaubssaison, auf den Markt.

Info: Lichtstärke

Die Lichtstärke eines Objektivs ist als das Verhältnis von Brennweite zu (effektivem) Objektivdurchmesser definiert und wird als Bruch (z.B. 1/1,8) oder als F-Zahl (F 1,8) angegeben, wobei ein kleinerer Wert höhere Lichtausbeute bedeutet. Bei Zoomobjektiven ist die F-Zahl aufgrund ihrer variablen Brennweite in der Regel vom Zoomfaktor abhängig. Es wird die Lichtstärke zwischen den Maximalwerten angegeben (z.B. F 1,8–4,9).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.07.2012)

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