Smartphones: Neuer Star und bunte Vögel

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Das iPhone 5 und die ersten Modelle mit Windows Phone 8 bringen frischen Wind in die Handylandschaft.

Während Android derzeit vor allem durch die Patentschlappe gegen Apple in den Schlagzeilen ist, rüstet die Konkurrenz auf. Die ersten Modelle mit Windows Phone 8 wurden präsentiert und am Mittwoch ließ Apple die Katze aus dem Sack und zeigte das neue iPhone.

Das iPhone 5 – Apple bleibt bei den Nummern statt wie beim iPad einfach vom „neuen iPhone“ zu sprechen – ist, lässt man das moderate Upgrade 4S außer Acht, seit zwei Jahren das erste neue iPhone. Und – so wird gemunkelt – es ist das letzte, das der verstorbene Steve Jobs (mit)entworfen hat. Für Apple-Fans also ein Pflichtkauf. 74 Prozent der iPhone-4-Besitzer gaben an, sich das neue Modell kaufen zu wollen – ohne Details zu kennen. So manches war ohnehin keine Überraschung. Das gilt zuallererst für LTE, das – wie schon beim iPad – mit den in Österreich genutzten Frequenzen nicht funktionieren wird. Kleiner Trost: Mit dem n-Standard ist auch WLAN auf dem neuesten Stand.

Das Gehäuse setzt auf Bewährtes: Es ist mit 7,6 Millimetern und 112 Gramm rund 20 Prozent dünner und leichter als der Vorgänger. Ganz aus Glas und Metall wirkt es wertig – radikal neu sieht anders aus. Das Display ist – ebenfalls erwartungsgemäß – gewachsen. Das iPhone hat mit vier Zoll nun wieder eine respektable Größe. Dass Apple den Größenwahn der Konkurrenz verweigert, war eine weise Entscheidung. Modelle wie das Galaxy SIII reizen das sinnvolle Limit bereits aus.

16:9-Display und neue Docks

Mit einer Auflösung von 1136 x 640 verabschiedet sich Apple vom für viele veralteten 3:2-Seitenverhältnis. Das (fast) genaue 16:9-Format freut Videofans, allerdings laufen die alten Apps nun im „Letterbox“-Format mit schwarzen Balken.

Auch in einem anderen Punkt verabschiedet sich Apple von Traditionen. Der Dock-Connector – seit neun Jahren unverändert und in unzähliges Zubehör verbaut – wird durch einen wesentlich schlankeren Stecker ersetzt. Um die Wogen zu glätten verweist Apple darauf, dass heute ohnehin vieles drahtlos passiert – und auf Adapter. Was das Innenleben angeht, werkt nun ein A6-Prozessor, der doppelt so schnell sein soll wie der Vorgänger. Laut diversen Foren hat Apple damit die Snapdragon-Chips der Konkurrenz überholt. Eine Rennspiel-Demo meisterte der A6-Chip jedenfalls souverän.

Die Kamera bleibt bei acht Megapixel, sie wurde mit Low-Light- und Panorama-Modus aufgewertet. Die Ergebnisse werden wohl bald Facebook überschwemmen. Für jene, die noch tatsächlich mit dem Handy telefonieren, sind gleich drei Mikrofone an Bord – auch für die Geräuschunterdrückung. Interessant war, worüber nicht gesprochen wurde: NFC. Die Nahfeld-Funktechnologie, in die die Konkurrenz offensichtlich große Hoffnungen setzt und in jedes bessere Smartphone verbaut, ist für Apple scheinbar kein Thema. Dafür wird mit dem ebenfalls angekündigten iOS6 die Videotelefonie – nun auch via Mobilfuknetz – aufgewärmt. Relevanter ist der neue Kartendienst mit Navi- und Suchfunktion – ein Angriff auf eine der letzten Bastionen von Nokia.

Abwechslung gefragt?

Und die Windows 8 Phones? Während sich Samsungs Ativ S äußerlich kaum von den Android-Modellen unterscheidet, zeigen Nokias Lumia 920 und 820 mit farbigen Gehäusen zumindest Eigenständigkeit. Der Abwechslungsfaktor spricht also für Nokia, und der Kunststoff-Monoblock ist hochwertiger als so mancher Plastikbomber der Android-Fraktion. Auch einen Überraschungseffekt – etwas, was bei Apple gefehlt hat – konnte Nokia mit der drahtlosen Ladefunktion für sich verbuchen. Wie praktisch dieses Feature wirklich ist, muss sich erst zeigen. Unklar ist auch, ob Nokias Kameratechnik „Pure View“ beeindruckt, wenn sie nicht wie beim Symbian-Modell Nokia 808 aus 42 Megapixel schöpfen, sondern sich mit Acht-Megapixel-Sensor begnügen muss.

Gretchenfrage ist das Betriebssystem. Die mittlerweile an iPhone oder Android gewohnten Nutzer zum Umstieg zu bewegen, wird schwierig. Mehr Chancen bietet sich bei Blackberry-Usern, die – so RIM das Ruder nicht noch herumreißt – bald fast vollständig auf andere Plattformen wechseln dürften. Hier punktet Windows mit Business-Affinität. Allerdings testen, wie Apple bei der Präsentation bemerkte, fast alle der „Fortune 500“-Unternehmen bereits iPads.

Die Nase vorn hat Apple jedenfalls bezüglich des Marktstarts. Das iPhone 5 wird bereits am 21. September in den USA, am 28. September in Österreich verfügbar sein und wahrscheinlich 50 Euro mehr kosten als das Vorgängermodell. Zu den Windows-Phones gibt es diesbezüglich noch keine Angaben. Damit kann Apple nicht nur in den Kaufregalen punkten, sondern auch in den Köpfen der Konsumenten. Fraglich ist nur, ob dieser Vorsprung auch reicht, um die Android-Armada – die wahren Konkurrenten – für ein Jahr oder noch länger in Schach zu halten.

iPhone 5 auf einen Blick

iPhone 5, wichtigste Features. Gehäuse: aus Glas und Metall, 112 Gramm, 7,6 mm (ca. 20 Prozent dünner und leichter als iPhone 4S)
Display: 4 Zoll, 1136 x 640 (331 dpi)
Prozessor: A6, 2 x schneller als A5X Kamera: 8 MP mit Low-Light und Panoramamodus.
Sonstiges: Neuer, kleinerer Konnektor, LTE und WLAN,

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.09.2012)

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