Nintendos eierlegende Wollmilchsau

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Nintendo(c) REUTERS (DANNY MOLOSHOK)
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Die „Wii U“ gibt es jetzt auch in Österreich. Nintendo geht (wieder einmal) neue Wege beim Design des Controllers – und scheint frühere Fehler diesmal vermieden zu haben.

Wien. Die Welt der Spielkonsolen ist eigentlich ziemlich simpel: Es gibt Sonys Playstation und Microsofts Xbox – beide kosten ungefähr gleich viel, und beide können dasselbe – mit wenigen Ausnahmen wie dem Egoshooter „Halo“, der nur auf der XBox erscheint. Ernsthafte Gamer haben sowieso beide Konsolen zuhause stehen: Schließlich könnte das Onlineservice eines Systems ja einmal ausfallen.

Ach ja – und dann gibt es da noch die Konsolen von Nintendo. Die Japaner aus Kyoto sind die Paradiesvögel auf dem Markt: Unzählige Male abgeschrieben und von den Toten wiederauferstanden. Der Trick: Nintendo ist keine Idee zu verrückt. Als Ende 2006 die Wii mit ihren stabförmigen Controllern zum Herumfuchteln auf den Markt kam, wusste die Spielergemeinde nicht so recht, was sie davon halten soll. Sechs Jahre später setzen Microsoft und Sony alles daran, ihre Konsolen für bewegungsempfindliche Controller nachzurüsten.

Geburt der vierten Generation

Am Donnerstag hat Nintendo die Wii U vorgestellt und markiert damit die Geburt der vierten Konsolengeneration. Wieder legt Nintendo einen Controller vor, den es so noch nie gegeben hat – und wieder ist das Konzept im Abstrakten eher schwer verständlich. Das sogenannte GamePad ist ziemlich sperrig und beheimatet einen 15-cm-Touchscreen, der je nach Spiel andere Aufgaben übernehmen kann. Das Ding erinnert ein bisschen an die Controller Segas Dreamcast – eine Konsole, die 1998 ihrer Zeit voraus war – und Sega am Ende das Genick gebrochen hat.

Aber die Wii U ist mehr als nur ein neuer Controller: Nintendo hat aus ihr offenbar eine echte eierlegende Wollmilchsau gemacht. Fans von zerbrochenen Blumenvasen können beruhigt sein: Die alten Wii-Fuchtelcontroller wird es weiterhin geben – genauso wie die dazupassenden Spiele. Aber Nintendo hat auch aus den Fehlern mit der Wii gelernt. Diese wurde nämlich von den ernsthaften Gamern nie ernst genommen, weil Spiele für die eher rechenschwache Konsole und die andere Steuerung adaptiert werden mussten – was das Erlebnis oft einschränkte.

Diesmal startet die Nintendo-Konsole flankiert von einer Reihe frisch umgesetzter Spiele wie dem Egoshooter „Black Ops 2“ oder dem Blockbuster „Assassin's Creed III“. Für diese Spiele gibt es auch „klassische“ Controller, die stark an die Spielgeräte von Microsofts XBox erinnern. Nintendos Online-Community wurde auch überarbeitet. Ob die eierlegende Wollmilchsau die richtige Strategie für Nintendo ist, wird sich zeigen – der Preis ist jedenfalls eine Kampfansage an die Konkurrenz.

Ab knapp 300 Euro ist die WiiU zu haben – inklusive GamePad. Zum Vergleich: So viel kostet Sonys sechs Jahre alte Konsole Playstation3 heute noch im Handel. Aber sie schläft freilich nicht, Nintendos Konkurrenz. Während die Wii U heuer unter vielen Christbäumen liegen wird, sind Playstation 4 und die neue Xbox, deren Namen wir noch nicht einmal wissen, noch in der Entwicklung. Bei der ebenfalls ursprünglich mit Skepsis begrüßten ersten Wii, deren Rechenleistung mit den Supercomputern von Playstation und Xbox bei Weitem nicht mithalten kann, hat sich diese Strategie ausgezahlt: Weltweit wurden fast hundert Millionen Wii-Konsolen verkauft. Zum Vergleich: Sony und Microsoft verkauften „nur“ jeweils 70 Millionen Stück ihrer Konsolen.

Neue Xbox kommt erst 2013

US-Medien berichteten am Freitag, dass Microsoft seine neue Xbox rechtzeitig für das Weihnachtsgeschäft 2013 auf den Markt bringen will – also erst in einem Jahr. Ob das Gerät schon zur großen Spielemesse E3 im Juni in Las Vegas vorgestellt wird, ist indes unklar. Fest steht nur: Die Xbox ist eine der großen Microsoft-Erfolgsgeschichten seit „Windows 3.11“. Am Thanksgiving-Wochenende hat sich die sechs Jahre alte Konsole Xbox 360 in den USA 750.000-mal verkauft – und damit auch die neue WiiU geschlagen, die in Amerika schon früher gestartet ist.

Sony hat bisher keine Details zur Playstation 4 verraten. Aber der „Tradition“ auf dem Konsolenmarkt folgend sollte sie fast gleichzeitig mit der neuen Xbox auftauchen.

Auf einen Blick

Das GamePad wird die größte Neuerung bei Nintendos neuer Konsole „Wii U“. Es beherbergt ein seperates Display mit Touchscreen, was völlig neue Spielformen ermöglicht. Die „Wii U“ wird die erste Konsole der vierten Generation auf dem Markt sein: Sony und Microsoft folgen Ende 2013. [Nintendo]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.12.2012)

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