Software-Pionier McAfee in Guatemala festgenommen

Software-Pionier McAfee in Guatemala festgenommen
Software-Pionier McAfee in Guatemala festgenommenREUTERS
  • Drucken

Der Internetmillionär hat politisches Asyl beantragt, er soll aber nach Belize überstellt werden. Dort sucht ihn die Polizei wegen eines Mordfalls.

John McAfee hat abenteuerliche Jahre hinter sich. Doch was der US-Multimillionär seit Mitte November inszenierte, stellte manchen Krimi in den Schatten. Seit der Internet-Pionier nach einem rätselhaften Mordfall im zentralamerikanischen Belize gesucht wird, war er auf der Flucht. Vorerst letzte Idee des Software-Gurus war ein Antrag auf politisches Asyl in Guatemala. Doch dieser Schachzug war offenbar nicht so brillant: Die Behörden nahmen den 67-Jährigen am Mittwoch kurzerhand fest.

Der Gründer des US-Unternehmens für IT-Sicherheit McAfee brachte in den frühen 1990er-Jahren im Silicon Valley eine Anti-Virus-Software heraus und machte damit ein Vermögen. Nach einigen Schicksalsschlägen lebte er seit 2009 zwischen Drogen und jungen Prostituierten auf der paradiesischen Insel Ambergris Caye, die zum Karibikstaat Belize gehört. Zu Spaziergängen am Meer hatte er meist eine Pistole im Gürtel.

Tod nach Nachbarsstreit

Bei seinen Nachbarn sorgte dieser Lebensstil schnell für Irritationen, so dass sich manche bei der Polizei beschwerten. Am 11. November wurde dann die Leiche des 52-jährigen Nachbarn Gregory Faull gefunden, mit dem McAfee im Streit gelegen hatte. Faull lag in seinem eigenen Blut und hatte eine 9-mm-Kugel im Kopf. Daraufhin tauchte McAfee mit seiner 20-jährigen Freundin Sam ab.

In seinem Flucht-Blog www.whoismcafee.com bezeichnete der 67-Jährige die Polizei des zentralamerikanischen Staates als korrupt. Dann verbreitete er das Gerücht, er sei festgenommen worden, erzählte von seinen Verkleidungen, in denen er angeblich seine Fahnder bespitzelt habe, behauptete, er habe ein Double mit nordkoreanischem Pass nach Mexiko geschickt, um falsche Fährten zu legen.

Letztlich setzte sich McAfee ins benachbarte Guatemala ab, wo er politisches Asyl beantragte. McAfee "wird in Belize verfolgt, politisch verfolgt, weil er aufgehört hat, der Regierung Geld zu geben", sagte sein Anwalt Telesforo Guerra. "Deshalb muss er Asyl gewährt bekommen."

Unerlaubt eingereist - kein Asyl

Doch von Asyl für McAfee wollten die Behörden in Guatemala erst einmal nichts wissen. Im Gegenteil: Der 67-Jährige sei unerlaubt eingereist und festgenommen worden, sagte ein Polizeisprecher. Er könnte rasch nach Belize oder sein Herkunftsland USA ausgeliefert werden.

Damit ist die Flucht des rätselhaften Software-Gurus vorerst zu Ende, der Mordfall auf Belize ist aber weiter ungeklärt: Hat McAfee wirklich Gregory Faull getötet? Wenn ja, warum hinterließ er so viele Spuren im Internet? Doch wenn er unschuldig ist, warum war er dann auf der Flucht?

Journalisten von CNN ist es in der vergangenen Woche gelungen, McAfee zu interviewen. Vorausgegangen war ein Versteckspiel, wie es Spionagethrillern zur Ehre gereichen würde, mit dubiosen Mittelsmännern, Anrufen von verschiedenen Telefonnummern und Treffen an geheimen Orten mit Codewörtern als Türöffnern. "Ich werde kämpfen, bis sich die Dinge ändern", sagte ein sichtlich erschöpfter, abgemagerter und angespannter McAfee bei diesem Gespräch. Er fürchte um sein Leben. Bevor er nach Belize zurückkehre, um seine Unschuld zu beweisen, wolle er zunächst seine Freundin in Sicherheit bringen.

Belizes Premier: "Spinner"

Belizes Premierminister Dean Barrow bezeichnete McAfee als "Spinner" und betonte, im Moment suche die Polizei ihn lediglich als Zeugen. Nach US-Medienberichten zog McAfee 2009 nach Belize, nachdem er von seinem geschätzten Privatvermögen von 100 Millionen Dollar (74,5 Millionen Euro) insgesamt 96 Millionen wegen der Wirtschaftskrise und falscher Investitionen verloren hatte.

Seither stand er häufig unter dem Einfluss von Drogen. Zu den US-Bürgern in Belize hatte er kaum Kontakt. Im April wurde er vorübergehend festgenommen, weil er mit einer 17-Jährigen zusammenlebte. Bei dieser Gelegenheit fand die Polizei ein ganzes Waffenarsenal: McAfee besaß sieben Pumpguns und zwei Pistolen vom Kaliber 9 mm.

(APA/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Weltjournal

McAfee: Die skurrile Jagd auf den Virenjäger

Der unter Mordverdacht stehende Internetmillionär John McAfee ist seit Wochen auf der Flucht vor der Polizei aus Belize und das mit Erfolg. Er schaffte es nach Guatemala.
Weltjournal

Belize: Flüchtiger Internet-Guru unter Mordverdacht

John McAfee, Gründer der für Antivirenprogramme bekannten Firma, soll in dem mittelamerikanischen Land einen Nachbarn erschossen haben. Der 67-Jährige ist untergetaucht, gibt aber einem US-Magazin Interviews.
Weltjournal

McAfee: Die skurrile Jagd auf den Virenjäger

Der unter Mordverdacht stehende Internetmillionär John McAfee ist seit Wochen auf der Flucht vor der Polizei aus Belize und das mit Erfolg. Er schaffte es nach Guatemala.
Weltjournal

Mordverdacht: McAfee-Gründer offenbar in Guatemala

Der 67-jährige John McAfee wird verdächtigt, einen Nachbarn erschossen zu haben. Nun will er offenbar in Guatemala politisches Asyl beantragen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.